Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber kaum, daß er die Wiese betreten hatte, rief ihn jemand beim Namen, er erkannte den Panther und blieb stehen, da er nichts Böses ahnte. Der Panther aber sprach kein Wort weiter, sondern suchte sich seiner zu bemächtigen, und gleichzeitig glaubte er Petersen, die Murra und sogar Hallwig zu bemerken, die sich abwartend in einiger Entfernung hielten. Der arme Junge, es fehlt ihm sicher nicht an Mut, aber er sagte, es habe ihn plötzlich ein Grauen erfaßt, daß irgend etwas Entsetzliches mit ihm vorgenommen werden solle, und so versuchte er statt aller Gegenwehr sich loszuwinden, wobei er ein Kleidungsstück nach dem anderen einbüßte, denn der Panther packte stets von neuem wieder zu. Schließlich gelang es aber doch, und er war so gerannt, daß der andere ihn nicht einzuholen vermochte, sondern grollend umkehrte.

Wir gaben ihm Cherry Brandy zu trinken, und er erholte sich allmählich. Die anderen waren durch seine geräuschvolle Ankunft aufgeweckt worden und kamen frierend in ihren Nachtgewändern herbei. Die allgemeine Aufregung war groß, und man wußte sich das Vorgefallene nicht recht zu erklären. Konstantin erzählte, Petersen hätte ihm bei ihrer letzten Unterredung befohlen, sich aus dem Weichbild Wahnmochings zu entfernen, aber er habe sich geweigert, und vielleicht wollte man ihn jetzt mit Gewalt dazu zwingen, -- warum aber dann die Gegenwart der anderen -- der Murra --?

Aber kaum, daß er die Wiese betreten hatte, rief ihn jemand beim Namen, er erkannte den Panther und blieb stehen, da er nichts Böses ahnte. Der Panther aber sprach kein Wort weiter, sondern suchte sich seiner zu bemächtigen, und gleichzeitig glaubte er Petersen, die Murra und sogar Hallwig zu bemerken, die sich abwartend in einiger Entfernung hielten. Der arme Junge, es fehlt ihm sicher nicht an Mut, aber er sagte, es habe ihn plötzlich ein Grauen erfaßt, daß irgend etwas Entsetzliches mit ihm vorgenommen werden solle, und so versuchte er statt aller Gegenwehr sich loszuwinden, wobei er ein Kleidungsstück nach dem anderen einbüßte, denn der Panther packte stets von neuem wieder zu. Schließlich gelang es aber doch, und er war so gerannt, daß der andere ihn nicht einzuholen vermochte, sondern grollend umkehrte.

Wir gaben ihm Cherry Brandy zu trinken, und er erholte sich allmählich. Die anderen waren durch seine geräuschvolle Ankunft aufgeweckt worden und kamen frierend in ihren Nachtgewändern herbei. Die allgemeine Aufregung war groß, und man wußte sich das Vorgefallene nicht recht zu erklären. Konstantin erzählte, Petersen hätte ihm bei ihrer letzten Unterredung befohlen, sich aus dem Weichbild Wahnmochings zu entfernen, aber er habe sich geweigert, und vielleicht wollte man ihn jetzt mit Gewalt dazu zwingen, — warum aber dann die Gegenwart der anderen — der Murra —?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div type="letter" n="2">
            <p><pb facs="#f0167" n="163"/>
Aber kaum, daß er die Wiese betreten hatte, rief ihn jemand beim Namen, er erkannte den Panther und blieb stehen, da er nichts Böses ahnte. Der Panther aber sprach kein Wort weiter, sondern suchte sich seiner zu bemächtigen, und gleichzeitig glaubte er Petersen, die Murra und sogar Hallwig zu bemerken, die sich abwartend in einiger Entfernung hielten. Der arme Junge, es fehlt ihm sicher nicht an Mut, aber er sagte, es habe ihn plötzlich ein Grauen erfaßt, daß irgend etwas Entsetzliches mit ihm vorgenommen werden solle, und so versuchte er statt aller Gegenwehr sich loszuwinden, wobei er ein Kleidungsstück nach dem anderen einbüßte, denn der Panther packte stets von neuem wieder zu. Schließlich gelang es aber doch, und er war so gerannt, daß der andere ihn nicht einzuholen vermochte, sondern grollend umkehrte.</p>
            <p>Wir gaben ihm Cherry Brandy zu trinken, und er erholte sich allmählich. Die anderen waren durch seine geräuschvolle Ankunft aufgeweckt worden und kamen frierend in ihren Nachtgewändern herbei. Die allgemeine Aufregung war groß, und man wußte sich das Vorgefallene nicht recht zu erklären. Konstantin erzählte, Petersen hätte ihm bei ihrer letzten Unterredung befohlen, sich aus dem Weichbild Wahnmochings zu entfernen, aber er habe sich geweigert, und vielleicht wollte man ihn jetzt mit Gewalt dazu zwingen, &#x2014; warum aber dann die Gegenwart der anderen &#x2014; der Murra &#x2014;?</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0167] Aber kaum, daß er die Wiese betreten hatte, rief ihn jemand beim Namen, er erkannte den Panther und blieb stehen, da er nichts Böses ahnte. Der Panther aber sprach kein Wort weiter, sondern suchte sich seiner zu bemächtigen, und gleichzeitig glaubte er Petersen, die Murra und sogar Hallwig zu bemerken, die sich abwartend in einiger Entfernung hielten. Der arme Junge, es fehlt ihm sicher nicht an Mut, aber er sagte, es habe ihn plötzlich ein Grauen erfaßt, daß irgend etwas Entsetzliches mit ihm vorgenommen werden solle, und so versuchte er statt aller Gegenwehr sich loszuwinden, wobei er ein Kleidungsstück nach dem anderen einbüßte, denn der Panther packte stets von neuem wieder zu. Schließlich gelang es aber doch, und er war so gerannt, daß der andere ihn nicht einzuholen vermochte, sondern grollend umkehrte. Wir gaben ihm Cherry Brandy zu trinken, und er erholte sich allmählich. Die anderen waren durch seine geräuschvolle Ankunft aufgeweckt worden und kamen frierend in ihren Nachtgewändern herbei. Die allgemeine Aufregung war groß, und man wußte sich das Vorgefallene nicht recht zu erklären. Konstantin erzählte, Petersen hätte ihm bei ihrer letzten Unterredung befohlen, sich aus dem Weichbild Wahnmochings zu entfernen, aber er habe sich geweigert, und vielleicht wollte man ihn jetzt mit Gewalt dazu zwingen, — warum aber dann die Gegenwart der anderen — der Murra —?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/167
Zitationshilfe: Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/167>, abgerufen am 04.12.2024.