Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

"Ach, Susanna, gibt es schon Frühstück?" sagt er weich und sehnsüchtig.

"Ja, bitte, mahlen Sie den Kaffee, wir warten nur noch auf Onski."

Willy beginnt Kaffee zu mahlen, Maria zupft ihn an den Haaren und erzählt ihm von dem Feste. Der Jugendbekannte betrachtet ihn etwas erstaunt und wirft einen fragenden Blick auf die Herrin des Hauses.

"Das ist Willy," erklärte sie, "der wohnt da drüben neben der Küche, und Orl -- Gott sei Dank, da kommt er endlich."

Orlonski kommt die Treppe hinauf, alles an ihm ist wieder rasselndes Eisen, und er ist böse.

"Ah -- Maria -- wo ist denn der Sonnenbengel? -- schon untergegangen am frühen Morgen?"

"Onski, wir verhungern," sagt Susanna, "Ihr könnt Euch nachher zanken."

Orlonski und der Gardeleutnant stellen sich einander aufs förmlichste vor, sie verbeugen sich und schlagen die Absätze zusammen:

"Sehr angenehm -- --"

"Freut mich sehr -- --"

Die anderen betrachten das wie eine seltene Schaunummer.

Dann begibt sich Orlonski an den Herd -- er ist ein sonderbarer Kauz, und ich habe ihn sehr schätzen gelernt, ein wenig rauh und kurz angebunden, aber

„Ach, Susanna, gibt es schon Frühstück?“ sagt er weich und sehnsüchtig.

„Ja, bitte, mahlen Sie den Kaffee, wir warten nur noch auf Onski.“

Willy beginnt Kaffee zu mahlen, Maria zupft ihn an den Haaren und erzählt ihm von dem Feste. Der Jugendbekannte betrachtet ihn etwas erstaunt und wirft einen fragenden Blick auf die Herrin des Hauses.

„Das ist Willy,“ erklärte sie, „der wohnt da drüben neben der Küche, und Orl — Gott sei Dank, da kommt er endlich.“

Orlonski kommt die Treppe hinauf, alles an ihm ist wieder rasselndes Eisen, und er ist böse.

„Ah — Maria — wo ist denn der Sonnenbengel? — schon untergegangen am frühen Morgen?“

„Onski, wir verhungern,“ sagt Susanna, „Ihr könnt Euch nachher zanken.“

Orlonski und der Gardeleutnant stellen sich einander aufs förmlichste vor, sie verbeugen sich und schlagen die Absätze zusammen:

„Sehr angenehm — —“

„Freut mich sehr — —“

Die anderen betrachten das wie eine seltene Schaunummer.

Dann begibt sich Orlonski an den Herd — er ist ein sonderbarer Kauz, und ich habe ihn sehr schätzen gelernt, ein wenig rauh und kurz angebunden, aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="letter" n="2">
          <pb facs="#f0095" n="91"/>
          <p>&#x201E;Ach, Susanna, gibt es schon Frühstück?&#x201C; sagt er weich und sehnsüchtig.</p>
          <p>&#x201E;Ja, bitte, mahlen Sie den Kaffee, wir warten nur noch auf Onski.&#x201C;</p>
          <p>Willy beginnt Kaffee zu mahlen, Maria zupft ihn an den Haaren und erzählt ihm von dem Feste. Der Jugendbekannte betrachtet ihn etwas erstaunt und wirft einen fragenden Blick auf die Herrin des Hauses.</p>
          <p>&#x201E;Das ist Willy,&#x201C; erklärte sie, &#x201E;der wohnt da drüben neben der Küche, und Orl &#x2014; Gott sei Dank, da kommt er endlich.&#x201C;</p>
          <p>Orlonski kommt die Treppe hinauf, alles an ihm ist wieder rasselndes Eisen, und er ist böse.</p>
          <p>&#x201E;Ah &#x2014; Maria &#x2014; wo ist denn der Sonnenbengel? &#x2014; schon untergegangen am frühen Morgen?&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Onski, wir verhungern,&#x201C; sagt Susanna, &#x201E;Ihr könnt Euch nachher zanken.&#x201C;</p>
          <p>Orlonski und der Gardeleutnant stellen sich einander aufs förmlichste vor, sie verbeugen sich und schlagen die Absätze zusammen:</p>
          <p>&#x201E;Sehr angenehm &#x2014; &#x2014;&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Freut mich sehr &#x2014; &#x2014;&#x201C;</p>
          <p>Die anderen betrachten das wie eine seltene Schaunummer.</p>
          <p>Dann begibt sich Orlonski an den Herd &#x2014; er ist ein sonderbarer Kauz, und ich habe ihn sehr schätzen gelernt, ein wenig rauh und kurz angebunden, aber
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0095] „Ach, Susanna, gibt es schon Frühstück?“ sagt er weich und sehnsüchtig. „Ja, bitte, mahlen Sie den Kaffee, wir warten nur noch auf Onski.“ Willy beginnt Kaffee zu mahlen, Maria zupft ihn an den Haaren und erzählt ihm von dem Feste. Der Jugendbekannte betrachtet ihn etwas erstaunt und wirft einen fragenden Blick auf die Herrin des Hauses. „Das ist Willy,“ erklärte sie, „der wohnt da drüben neben der Küche, und Orl — Gott sei Dank, da kommt er endlich.“ Orlonski kommt die Treppe hinauf, alles an ihm ist wieder rasselndes Eisen, und er ist böse. „Ah — Maria — wo ist denn der Sonnenbengel? — schon untergegangen am frühen Morgen?“ „Onski, wir verhungern,“ sagt Susanna, „Ihr könnt Euch nachher zanken.“ Orlonski und der Gardeleutnant stellen sich einander aufs förmlichste vor, sie verbeugen sich und schlagen die Absätze zusammen: „Sehr angenehm — —“ „Freut mich sehr — —“ Die anderen betrachten das wie eine seltene Schaunummer. Dann begibt sich Orlonski an den Herd — er ist ein sonderbarer Kauz, und ich habe ihn sehr schätzen gelernt, ein wenig rauh und kurz angebunden, aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/95
Zitationshilfe: Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/95>, abgerufen am 11.12.2024.