Beweiß hievon. Einer so verständigen Frau, die alle Hochachtung verdienet, und deren gute Eigen- schafften auch von allen erkannt werden, die aber arm ist, und deswegen nicht genug Gewicht hatte ihren Rath mit Nachdruck wieder eine mit Ge- walt getriebene Sache zu geben, wird angedeutet, daß sie unser Haus meiden, und daß sie nicht einmahl an mich schreiben solle! Denn die- sen Zusatz habe ich noch heute erfahren.
Allein der Haß gegen Lovelace/ die Ver- grösserung unserer Familie, und sonderlich der starcke Bewegungs-Grund, die Rechte eines Vaters/ sind eine solche vereinigte Macht, der ich nicht widerstehen kan: ein jedes allein ge- nommen würde schon unüberwindlich seyn. Ein so fürchterliches Ansehen hat der Antrag des eckelhaften Mannes gewonnen.
Mein Bruder und meine Schwefer freuen sich über ihren Sieg. Der Ausdruck ist, sie hätten mich unter sich gekriegt/ wie ihn meine Han- nichen neulich im Vorbeygehen aufgefangen hat. Die Sache ist gantz richtig, nur erinnere ich mich nicht, daß ich jemals auf eine unerlaubte Weise oben gelegen habe. Entweder bin ich ge- zwungen, zu meinem eigenen Unglück noch Ja zu sagen, und denn werde ich in ihren Händen ein Mittel der Rache an Herrn Lovelace; oder ich zerfalle mit meiner gantzen Familie.
Jch kan mich nun nicht weiter darüber ver- wundern, wenn die Hof-Leute, denen die Arg- listigkeit in einem doppelten Maaß gegeben ist,
hinter
Die Geſchichte
Beweiß hievon. Einer ſo verſtaͤndigen Frau, die alle Hochachtung verdienet, und deren gute Eigen- ſchafften auch von allen erkannt werden, die aber arm iſt, und deswegen nicht genug Gewicht hatte ihren Rath mit Nachdruck wieder eine mit Ge- walt getriebene Sache zu geben, wird angedeutet, daß ſie unſer Haus meiden, und daß ſie nicht einmahl an mich ſchreiben ſolle! Denn die- ſen Zuſatz habe ich noch heute erfahren.
Allein der Haß gegen Lovelace/ die Ver- groͤſſerung unſerer Familie, und ſonderlich der ſtarcke Bewegungs-Grund, die Rechte eines Vaters/ ſind eine ſolche vereinigte Macht, der ich nicht widerſtehen kan: ein jedes allein ge- nommen wuͤrde ſchon unuͤberwindlich ſeyn. Ein ſo fuͤrchterliches Anſehen hat der Antrag des eckelhaften Mannes gewonnen.
Mein Bruder und meine Schwefer freuen ſich uͤber ihren Sieg. Der Ausdruck iſt, ſie haͤtten mich unter ſich gekriegt/ wie ihn meine Han- nichen neulich im Vorbeygehen aufgefangen hat. Die Sache iſt gantz richtig, nur erinnere ich mich nicht, daß ich jemals auf eine unerlaubte Weiſe oben gelegen habe. Entweder bin ich ge- zwungen, zu meinem eigenen Ungluͤck noch Ja zu ſagen, und denn werde ich in ihren Haͤnden ein Mittel der Rache an Herrn Lovelace; oder ich zerfalle mit meiner gantzen Familie.
Jch kan mich nun nicht weiter daruͤber ver- wundern, wenn die Hof-Leute, denen die Arg- liſtigkeit in einem doppelten Maaß gegeben iſt,
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Die Geſchichte
Beweiß hievon. Einer ſo verſtaͤndigen Frau, die
alle Hochachtung verdienet, und deren gute Eigen-
ſchafften auch von allen erkannt werden, die aber
arm iſt, und deswegen nicht genug Gewicht hatte
ihren Rath mit Nachdruck wieder eine mit Ge-
walt getriebene Sache zu geben, wird angedeutet,
daß ſie unſer Haus meiden, und daß ſie nicht
einmahl an mich ſchreiben ſolle! Denn die-
ſen Zuſatz habe ich noch heute erfahren.
Allein der Haß gegen Lovelace/ die Ver-
groͤſſerung unſerer Familie, und ſonderlich der
ſtarcke Bewegungs-Grund, die Rechte eines
Vaters/ ſind eine ſolche vereinigte Macht, der
ich nicht widerſtehen kan: ein jedes allein ge-
nommen wuͤrde ſchon unuͤberwindlich ſeyn.
Ein ſo fuͤrchterliches Anſehen hat der Antrag
des eckelhaften Mannes gewonnen.
Mein Bruder und meine Schwefer freuen ſich
uͤber ihren Sieg. Der Ausdruck iſt, ſie haͤtten
mich unter ſich gekriegt/ wie ihn meine Han-
nichen neulich im Vorbeygehen aufgefangen hat.
Die Sache iſt gantz richtig, nur erinnere ich mich
nicht, daß ich jemals auf eine unerlaubte Weiſe
oben gelegen habe. Entweder bin ich ge-
zwungen, zu meinem eigenen Ungluͤck noch Ja
zu ſagen, und denn werde ich in ihren Haͤnden
ein Mittel der Rache an Herrn Lovelace; oder
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Jch kan mich nun nicht weiter daruͤber ver-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/156>, abgerufen am 23.11.2024.
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