[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.Die Geschichte mich aus Besorgniß für sie zu erkundigen, wiesich Jhr Bruder befinde. Er sagte mir, die Wunde sey gar nicht gefährlich: allein das Fieber könte von schlimmen Folgen seyn, welches dem Anschein nach durch die hefftige Unruhe des Ge- müths stärcker geworden ist. Herr Wyerley tranck gestern mit uns Thee: und ob er gleich, wie sehr zu vermuthen, gar nicht partheyisch für Herrn Lovelace ist, so tadelt doch sowohl er, als Herr Symmes/ Jhre Familie sehr, wegen ihres sonderlichen Betragens gegen Herrn Lovelace/ als er selbst kam, um sich nach dem Befinden Jhres Bruders zu erkundigen, und seine Bekümmerniß wegen des vorgegangenen Unglücks zu bezeigen. Man sagt, daß Herr Lovelace nicht umhin Einige Leute, die auf Jhren Bruder, wegen sei- sind,
Die Geſchichte mich aus Beſorgniß fuͤr ſie zu erkundigen, wieſich Jhr Bruder befinde. Er ſagte mir, die Wunde ſey gar nicht gefaͤhrlich: allein das Fieber koͤnte von ſchlimmen Folgen ſeyn, welches dem Anſchein nach durch die hefftige Unruhe des Ge- muͤths ſtaͤrcker geworden iſt. Herr Wyerley tranck geſtern mit uns Thee: und ob er gleich, wie ſehr zu vermuthen, gar nicht partheyiſch fuͤr Herrn Lovelace iſt, ſo tadelt doch ſowohl er, als Herr Symmes/ Jhre Familie ſehr, wegen ihres ſonderlichen Betragens gegen Herrn Lovelace/ als er ſelbſt kam, um ſich nach dem Befinden Jhres Bruders zu erkundigen, und ſeine Bekuͤmmerniß wegen des vorgegangenen Ungluͤcks zu bezeigen. Man ſagt, daß Herr Lovelace nicht umhin Einige Leute, die auf Jhren Bruder, wegen ſei- ſind,
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Die Geſchichte
mich aus Beſorgniß fuͤr ſie zu erkundigen, wie
ſich Jhr Bruder befinde. Er ſagte mir, die
Wunde ſey gar nicht gefaͤhrlich: allein das Fieber
koͤnte von ſchlimmen Folgen ſeyn, welches dem
Anſchein nach durch die hefftige Unruhe des Ge-
muͤths ſtaͤrcker geworden iſt. Herr Wyerley
tranck geſtern mit uns Thee: und ob er gleich,
wie ſehr zu vermuthen, gar nicht partheyiſch fuͤr
Herrn Lovelace iſt, ſo tadelt doch ſowohl er, als
Herr Symmes/ Jhre Familie ſehr, wegen ihres
ſonderlichen Betragens gegen Herrn Lovelace/
als er ſelbſt kam, um ſich nach dem Befinden Jhres
Bruders zu erkundigen, und ſeine Bekuͤmmerniß
wegen des vorgegangenen Ungluͤcks zu bezeigen.
Man ſagt, daß Herr Lovelace nicht umhin
gekonnt, ſeinen Degen zu ziehen: und daß entwe-
der Jhres Bruders Ungeſchicklichkeit oder Hitze
ihn ſchon bey dem erſten Gang voͤllig in die Ge-
walt ſeines Gegners geliefert habe. Wie mir
erzehlet worden, ſo hat er ſich darauf zuruͤck ge-
zogen und zu ihm geſagt: Behutſamer! Herr
Harlowe. Sie geben ſich durch ihre Hitze bloß!
Sie geben mir zu viel Vortheil! Jhrer Schwe-
ſter wegen vergebe ich alles: wenn ‒ ‒ ‒. Die-
ſes ſoll ihn nur verwegener gemacht haben, ſich
noch mehr Bloͤße und ſeinem Gegner mehr Vor-
theil zu geben, der ihn nach einer leichten Ver-
wundung am Arm entwaffnete.
Einige Leute, die auf Jhren Bruder, wegen ſei-
nes herrſch ſuͤchtigen Gemuͤths, und wegen ſeines
Hochmuths und Eigenſins nicht wohl zu ſprechen
ſind,
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