mand hätte einnehmen lassen. Mein Bruder und meine Schwester könten fast nicht aus dem Hause treten, ohne hievon etwas neues zu hören.
Jch sagte, es thäte mir leyd, daß ich in der Leute Rede kommen müßte. Jch bate aber, sie möchte darauf Acht geben, ob das nicht einerley Leute wären, die mich in unserm Hause schwartz zu machen suchten, die in Gesellschafften mich für verliebt ausgeben, und die das zu Hause wieder erzählten, was in Gesellschafften vorgefallen seyn solte.
Sie verwieß mir diese Anmerckung ernstlich: und ich hörte ihren Verweiß an, ohne mich zu ver- antworten.
Du trotzest, Clarissa/ sagte sie: ich sehe es daß du trotzest. Und darauf ging sie ein paar mal mit Unwillen in der Stube auf und nieder. Sie wandte sich abermals zu mir und sagte: ich sehe, daß dir diese Beschuldigung gantz erträglich ist. Du bemühest dich nicht einmal, etwas zu deiner Rechtfertigung zu sagen. Jch scheuete mich Anfangs, dir alles zu sagen, was mir an dich zu bestellen aufgetragen war, wenn du dich nicht überreden lassen wolltest: allein ich sehe, ich habe dein Gemüth zärtlicher und empfindlicher ge- halten als es ist. Einem so standhaften und un- beweglichen Kinde, als du bist, wird es nicht viel Unruhe verursachen, wenn ich dir hiemit sage: daß der Heyraths-Contract schon aufgesetzt ist, und daß du in wenigen Tagen wirst herunter ge- fodert werden, um ihn zu lesen und zu unterzeich-
nen.
der Clariſſa.
mand haͤtte einnehmen laſſen. Mein Bruder und meine Schweſter koͤnten faſt nicht aus dem Hauſe treten, ohne hievon etwas neues zu hoͤren.
Jch ſagte, es thaͤte mir leyd, daß ich in der Leute Rede kommen muͤßte. Jch bate aber, ſie moͤchte darauf Acht geben, ob das nicht einerley Leute waͤren, die mich in unſerm Hauſe ſchwartz zu machen ſuchten, die in Geſellſchafften mich fuͤr verliebt ausgeben, und die das zu Hauſe wieder erzaͤhlten, was in Geſellſchafften vorgefallen ſeyn ſolte.
Sie verwieß mir dieſe Anmerckung ernſtlich: und ich hoͤrte ihren Verweiß an, ohne mich zu ver- antworten.
Du trotzeſt, Clariſſa/ ſagte ſie: ich ſehe es daß du trotzeſt. Und darauf ging ſie ein paar mal mit Unwillen in der Stube auf und nieder. Sie wandte ſich abermals zu mir und ſagte: ich ſehe, daß dir dieſe Beſchuldigung gantz ertraͤglich iſt. Du bemuͤheſt dich nicht einmal, etwas zu deiner Rechtfertigung zu ſagen. Jch ſcheuete mich Anfangs, dir alles zu ſagen, was mir an dich zu beſtellen aufgetragen war, wenn du dich nicht uͤberreden laſſen wollteſt: allein ich ſehe, ich habe dein Gemuͤth zaͤrtlicher und empfindlicher ge- halten als es iſt. Einem ſo ſtandhaften und un- beweglichen Kinde, als du biſt, wird es nicht viel Unruhe verurſachen, wenn ich dir hiemit ſage: daß der Heyraths-Contract ſchon aufgeſetzt iſt, und daß du in wenigen Tagen wirſt herunter ge- fodert werden, um ihn zu leſen und zu unterzeich-
nen.
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der Clariſſa.
mand haͤtte einnehmen laſſen. Mein Bruder und
meine Schweſter koͤnten faſt nicht aus dem Hauſe
treten, ohne hievon etwas neues zu hoͤren.
Jch ſagte, es thaͤte mir leyd, daß ich in der
Leute Rede kommen muͤßte. Jch bate aber, ſie
moͤchte darauf Acht geben, ob das nicht einerley
Leute waͤren, die mich in unſerm Hauſe ſchwartz
zu machen ſuchten, die in Geſellſchafften mich fuͤr
verliebt ausgeben, und die das zu Hauſe wieder
erzaͤhlten, was in Geſellſchafften vorgefallen ſeyn
ſolte.
Sie verwieß mir dieſe Anmerckung ernſtlich:
und ich hoͤrte ihren Verweiß an, ohne mich zu ver-
antworten.
Du trotzeſt, Clariſſa/ ſagte ſie: ich ſehe es
daß du trotzeſt. Und darauf ging ſie ein paar
mal mit Unwillen in der Stube auf und nieder.
Sie wandte ſich abermals zu mir und ſagte: ich
ſehe, daß dir dieſe Beſchuldigung gantz ertraͤglich
iſt. Du bemuͤheſt dich nicht einmal, etwas zu
deiner Rechtfertigung zu ſagen. Jch ſcheuete
mich Anfangs, dir alles zu ſagen, was mir an
dich zu beſtellen aufgetragen war, wenn du dich
nicht uͤberreden laſſen wollteſt: allein ich ſehe, ich
habe dein Gemuͤth zaͤrtlicher und empfindlicher ge-
halten als es iſt. Einem ſo ſtandhaften und un-
beweglichen Kinde, als du biſt, wird es nicht viel
Unruhe verurſachen, wenn ich dir hiemit ſage:
daß der Heyraths-Contract ſchon aufgeſetzt iſt,
und daß du in wenigen Tagen wirſt herunter ge-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/239>, abgerufen am 24.11.2024.
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