fragte mich mein Onckle Anton; wie mir Herr Lovelace gefiele. Jedermann sehe wohl, setzte er hinzu, daß ich ein Hertz erobert hätte. Jch antwortete ihm ohne mich zu bedenken: Ganz und gar nicht! Er scheint von seiner Person und Eigenschaften eine so vortheilhafte Meynung zu haben, daß er schwerlich gegen seine Frau die nö- thige Achtung haben wird, er mag heyrathen, welche er will.
Meine Schwester war insonderheit mit dieser Antwort vergnügt, sie bestätigte das was ich ge- sagt hatte, und rühmete mein Urtheil: denn es war zugleich ihr Urtheil.
Allein den folgenden Tag kam der Lord M. auf unser Gut, als ich eben nicht zu Hause war. Er that in seines Vetters Namen einen förmli- chen Antrag, mit der Erklärung seine ganze Fa- milie wünsche sich die Ehre mit der Unsrigen ver- wandt zu werden: und er hoffe, sein Vetter werde eine bessere Antwort von der Jüngern, als von der ältern Schwester bekommen.
Kurtz: es ward Herrn Lovelace verstattet mich zu besuchen, weil man ihn für einen jungen Herrn hielt, der von unserer Familie alle gute Begeg- nung verdienet hätte; doch behielt sich in Absicht auf mich mein Vater bevor, daß er nichts ohne seines Sohnes Beyrath beschliessen wolle. Uebri- gens verließ man sich auf meine Vorsich tigkeit und Klugheit; denn ich machte noch eben diesel- ben Einwendungen gegen Herrn Lovelace, und wollte nicht einmahl, da wir besser bekannt ge-
worden,
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der Clariſſa.
fragte mich mein Onckle Anton; wie mir Herr Lovelace gefiele. Jedermann ſehe wohl, ſetzte er hinzu, daß ich ein Hertz erobert haͤtte. Jch antwortete ihm ohne mich zu bedenken: Ganz und gar nicht! Er ſcheint von ſeiner Perſon und Eigenſchaften eine ſo vortheilhafte Meynung zu haben, daß er ſchwerlich gegen ſeine Frau die noͤ- thige Achtung haben wird, er mag heyrathen, welche er will.
Meine Schweſter war inſonderheit mit dieſer Antwort vergnuͤgt, ſie beſtaͤtigte das was ich ge- ſagt hatte, und ruͤhmete mein Urtheil: denn es war zugleich ihr Urtheil.
Allein den folgenden Tag kam der Lord M. auf unſer Gut, als ich eben nicht zu Hauſe war. Er that in ſeines Vetters Namen einen foͤrmli- chen Antrag, mit der Erklaͤrung ſeine ganze Fa- milie wuͤnſche ſich die Ehre mit der Unſrigen ver- wandt zu werden: und er hoffe, ſein Vetter werde eine beſſere Antwort von der Juͤngern, als von der aͤltern Schweſter bekommen.
Kurtz: es ward Herrn Lovelace verſtattet mich zu beſuchen, weil man ihn fuͤr einen jungen Herrn hielt, der von unſerer Familie alle gute Begeg- nung verdienet haͤtte; doch behielt ſich in Abſicht auf mich mein Vater bevor, daß er nichts ohne ſeines Sohnes Beyrath beſchlieſſen wolle. Uebri- gens verließ man ſich auf meine Vorſich tigkeit und Klugheit; denn ich machte noch eben dieſel- ben Einwendungen gegen Herrn Lovelace, und wollte nicht einmahl, da wir beſſer bekannt ge-
worden,
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der Clariſſa.
fragte mich mein Onckle Anton; wie mir Herr
Lovelace gefiele. Jedermann ſehe wohl, ſetzte
er hinzu, daß ich ein Hertz erobert haͤtte. Jch
antwortete ihm ohne mich zu bedenken: Ganz
und gar nicht! Er ſcheint von ſeiner Perſon und
Eigenſchaften eine ſo vortheilhafte Meynung zu
haben, daß er ſchwerlich gegen ſeine Frau die noͤ-
thige Achtung haben wird, er mag heyrathen,
welche er will.
Meine Schweſter war inſonderheit mit dieſer
Antwort vergnuͤgt, ſie beſtaͤtigte das was ich ge-
ſagt hatte, und ruͤhmete mein Urtheil: denn es
war zugleich ihr Urtheil.
Allein den folgenden Tag kam der Lord M. auf
unſer Gut, als ich eben nicht zu Hauſe war.
Er that in ſeines Vetters Namen einen foͤrmli-
chen Antrag, mit der Erklaͤrung ſeine ganze Fa-
milie wuͤnſche ſich die Ehre mit der Unſrigen ver-
wandt zu werden: und er hoffe, ſein Vetter werde
eine beſſere Antwort von der Juͤngern, als von der
aͤltern Schweſter bekommen.
Kurtz: es ward Herrn Lovelace verſtattet mich
zu beſuchen, weil man ihn fuͤr einen jungen Herrn
hielt, der von unſerer Familie alle gute Begeg-
nung verdienet haͤtte; doch behielt ſich in Abſicht
auf mich mein Vater bevor, daß er nichts ohne
ſeines Sohnes Beyrath beſchlieſſen wolle. Uebri-
gens verließ man ſich auf meine Vorſich tigkeit
und Klugheit; denn ich machte noch eben dieſel-
ben Einwendungen gegen Herrn Lovelace, und
wollte nicht einmahl, da wir beſſer bekannt ge-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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