Schwester oder beyden beymessen soll, daß die Gü- te nochmahls bey mir versucht ist. Diesen mor- gen überbrachte mir Schorey folgenden gütigen Brief.
Mein liebes Kind,
So muß ich dich noch nennen. Denn du bist mir nicht allein lieb, sondern auch theuer, ich mag das Wort nehmen in welchem Verstande ich will.
Wir haben einige Reden überlegt, die der Frau Norton gestern entfallen sind, als hätten wir uns nicht genugsahm zu dir herabgelassen, und wären dir nicht so gütig und freundlich als sonst begegnet, da wir dir den Antrag des Herrn Solmes eröfne- ten. Sollten wir auch dieses nicht gethan haben, so gereicht es nicht zu deiner Entschuldigung, da du deine Pflicht vergessen und dich dem Willen deines Vaters in einer Sache, darin er nicht mehr mit Ehren zurückgehen konnte, widersetzt hast. Al- lein es kann noch alles wider gut werden. Auf deinen Willen kommt jetzt unsere gantze Glücksee- ligkeit und Ruhe an.
Dein Vater giebt mir die Erlaubniß, dir zu melden, daß alles vergangene so vergessen werden soll, als wäre es nie geschehen, wenn du von nun an seine Hoffnung in Gehorsahm erfüllest. Allein ich soll dir auch schreiben, daß dir dieses jetzt zum letz- ten mahl angeboten wird.
Du wirst dich erinnern, daß ich dir schon vor- hin gesagt habe, daß Proben von den reichsten Stoffen verschrieben sind. Diese sind angekom- men; und dein Vater will haben, daß ich sie dir
schi-
Die Geſchichte
Schweſter oder beyden beymeſſen ſoll, daß die Guͤ- te nochmahls bey mir verſucht iſt. Dieſen mor- gen uͤberbrachte mir Schorey folgenden guͤtigen Brief.
Mein liebes Kind,
So muß ich dich noch nennen. Denn du biſt mir nicht allein lieb, ſondern auch theuer, ich mag das Wort nehmen in welchem Verſtande ich will.
Wir haben einige Reden uͤberlegt, die der Frau Norton geſtern entfallen ſind, als haͤtten wir uns nicht genugſahm zu dir herabgelaſſen, und waͤren dir nicht ſo guͤtig und freundlich als ſonſt begegnet, da wir dir den Antrag des Herrn Solmes eroͤfne- ten. Sollten wir auch dieſes nicht gethan haben, ſo gereicht es nicht zu deiner Entſchuldigung, da du deine Pflicht vergeſſen und dich dem Willen deines Vaters in einer Sache, darin er nicht mehr mit Ehren zuruͤckgehen konnte, widerſetzt haſt. Al- lein es kann noch alles wider gut werden. Auf deinen Willen kommt jetzt unſere gantze Gluͤckſee- ligkeit und Ruhe an.
Dein Vater giebt mir die Erlaubniß, dir zu melden, daß alles vergangene ſo vergeſſen werden ſoll, als waͤre es nie geſchehen, wenn du von nun an ſeine Hoffnung in Gehorſahm erfuͤlleſt. Allein ich ſoll dir auch ſchreiben, daß dir dieſes jetzt zum letz- ten mahl angeboten wird.
Du wirſt dich erinnern, daß ich dir ſchon vor- hin geſagt habe, daß Proben von den reichſten Stoffen verſchrieben ſind. Dieſe ſind angekom- men; und dein Vater will haben, daß ich ſie dir
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Die Geſchichte
Schweſter oder beyden beymeſſen ſoll, daß die Guͤ-
te nochmahls bey mir verſucht iſt. Dieſen mor-
gen uͤberbrachte mir Schorey folgenden guͤtigen
Brief.
Mein liebes Kind,
So muß ich dich noch nennen. Denn du biſt
mir nicht allein lieb, ſondern auch theuer, ich mag
das Wort nehmen in welchem Verſtande ich will.
Wir haben einige Reden uͤberlegt, die der Frau
Norton geſtern entfallen ſind, als haͤtten wir uns
nicht genugſahm zu dir herabgelaſſen, und waͤren
dir nicht ſo guͤtig und freundlich als ſonſt begegnet,
da wir dir den Antrag des Herrn Solmes eroͤfne-
ten. Sollten wir auch dieſes nicht gethan haben,
ſo gereicht es nicht zu deiner Entſchuldigung, da
du deine Pflicht vergeſſen und dich dem Willen
deines Vaters in einer Sache, darin er nicht mehr
mit Ehren zuruͤckgehen konnte, widerſetzt haſt. Al-
lein es kann noch alles wider gut werden. Auf
deinen Willen kommt jetzt unſere gantze Gluͤckſee-
ligkeit und Ruhe an.
Dein Vater giebt mir die Erlaubniß, dir zu
melden, daß alles vergangene ſo vergeſſen werden
ſoll, als waͤre es nie geſchehen, wenn du von nun an
ſeine Hoffnung in Gehorſahm erfuͤlleſt. Allein ich
ſoll dir auch ſchreiben, daß dir dieſes jetzt zum letz-
ten mahl angeboten wird.
Du wirſt dich erinnern, daß ich dir ſchon vor-
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Stoffen verſchrieben ſind. Dieſe ſind angekom-
men; und dein Vater will haben, daß ich ſie dir
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/486>, abgerufen am 27.11.2024.
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