hinzu (um sie glaubend zu machen, daß er dieses eben nicht verabscheue) man sage, er solle biswei- len sein Glück so weit als möglich treiben.
Jch dachte bey mir selbst: gut, Hickman! ernst- haft und weise genug! du scheinst kein Fremdling in ihrer Sprache zu seyn; ich dencke du redest sie jetzt eben. Jch sagte aber nichts, denn ich habe mich schon oft bemühet, diesen so sehr wohlgesitte- ten Günstling meiner Mutter auszuforschen: und habe bisher noch kein ander Urtheil fällen können, als dies: er müsse eutweder sehr tugendhaft, oder sehr listig seyn.
Der eine von ihnen antwortete: Wer wollte daranzweifeln? darauf folgete ein Fluch, und: Wer wollte es nicht so machen: Er handelt/ wie ein jeder junger Herr.
Das ist wahr! sagte meiner Mutter Heiliger: aber ich höre/ er hat sich mit einem artigen Frauenzimmer eingelassen.
Das hat er gethan, antwortete Belton: der Teufel hole/ sie! (ein niederträchtiger Mensch!) denn er wendet alle seine Zeit auf sie. Aber ihre Familie muß - - seyn, (hier bath Herr Hickman um Erlaubniß einige Worte auszulas- sen, ob er gleich vorhin schlimmere in den Mund genommen) und möchte vielleicht dereinst bereuen, daß sie einen Mann von sei- nem Stande und Vorzügen so schlecht be- gegnet hat.
Vielleicht, antwortete Hickman/ halten sie ihn für zu wild und ihre Familie soll sehr tugendhaft seyn.
Tu-
Die Geſchichte
hinzu (um ſie glaubend zu machen, daß er dieſes eben nicht verabſcheue) man ſage, er ſolle biswei- len ſein Gluͤck ſo weit als moͤglich treiben.
Jch dachte bey mir ſelbſt: gut, Hickman! ernſt- haft und weiſe genug! du ſcheinſt kein Fremdling in ihrer Sprache zu ſeyn; ich dencke du redeſt ſie jetzt eben. Jch ſagte aber nichts, denn ich habe mich ſchon oft bemuͤhet, dieſen ſo ſehr wohlgeſitte- ten Guͤnſtling meiner Mutter auszuforſchen: und habe bisher noch kein ander Urtheil faͤllen koͤnnen, als dies: er muͤſſe eutweder ſehr tugendhaft, oder ſehr liſtig ſeyn.
Der eine von ihnen antwortete: Wer wollte daranzweifeln? darauf folgete ein Fluch, und: Wer wollte es nicht ſo machen: Er handelt/ wie ein jeder junger Herr.
Das iſt wahr! ſagte meiner Mutter Heiliger: aber ich hoͤre/ er hat ſich mit einem artigen Frauenzimmer eingelaſſen.
Das hat er gethan, antwortete Belton: der Teufel hole/ ſie! (ein niedertraͤchtiger Menſch!) denn er wendet alle ſeine Zeit auf ſie. Aber ihre Familie muß ‒ ‒ ſeyn, (hier bath Herr Hickman um Erlaubniß einige Worte auszulaſ- ſen, ob er gleich vorhin ſchlimmere in den Mund genommen) und moͤchte vielleicht dereinſt bereuen, daß ſie einen Mann von ſei- nem Stande und Vorzuͤgen ſo ſchlecht be- gegnet hat.
Vielleicht, antwortete Hickman/ halten ſie ihn fuͤr zu wild und ihre Familie ſoll ſehr tugendhaft ſeyn.
Tu-
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Die Geſchichte
hinzu (um ſie glaubend zu machen, daß er dieſes
eben nicht verabſcheue) man ſage, er ſolle biswei-
len ſein Gluͤck ſo weit als moͤglich treiben.
Jch dachte bey mir ſelbſt: gut, Hickman! ernſt-
haft und weiſe genug! du ſcheinſt kein Fremdling
in ihrer Sprache zu ſeyn; ich dencke du redeſt ſie
jetzt eben. Jch ſagte aber nichts, denn ich habe
mich ſchon oft bemuͤhet, dieſen ſo ſehr wohlgeſitte-
ten Guͤnſtling meiner Mutter auszuforſchen: und
habe bisher noch kein ander Urtheil faͤllen koͤnnen,
als dies: er muͤſſe eutweder ſehr tugendhaft, oder
ſehr liſtig ſeyn.
Der eine von ihnen antwortete: Wer wollte
daranzweifeln? darauf folgete ein Fluch, und:
Wer wollte es nicht ſo machen: Er handelt/
wie ein jeder junger Herr.
Das iſt wahr! ſagte meiner Mutter Heiliger:
aber ich hoͤre/ er hat ſich mit einem artigen
Frauenzimmer eingelaſſen.
Das hat er gethan, antwortete Belton: der
Teufel hole/ ſie! (ein niedertraͤchtiger Menſch!)
denn er wendet alle ſeine Zeit auf ſie. Aber
ihre Familie muß ‒ ‒ ſeyn, (hier bath Herr
Hickman um Erlaubniß einige Worte auszulaſ-
ſen, ob er gleich vorhin ſchlimmere in den Mund
genommen) und moͤchte vielleicht dereinſt
bereuen, daß ſie einen Mann von ſei-
nem Stande und Vorzuͤgen ſo ſchlecht be-
gegnet hat.
Vielleicht, antwortete Hickman/ halten ſie
ihn fuͤr zu wild und ihre Familie ſoll ſehr
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/30>, abgerufen am 21.11.2024.
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