[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.Die Geschichte bracht zu seyn schien! eure überflüßige Sorg-falt für mich muß ich billig mit vielem Danck erkennen. Jch will euch aber jetzt dieser Be- mühung wenigstens so lange erlassen, als ich noch nähere und liebere Anverwanten habe. Jhr habt mir bisher noch keine Ursache gegeben, von eurem Verstande eine vortheilhaftere Meinung zu fassen, als von meinem eigenen. Von euch bin ich frey, ob ich gleich mir nie in den Sinn kommen lassen will frey und unabhängig von meinem Vater zu leben. So sehr ich wünsche, daß mein Onckles eine gute Meinung von mir hegen mögen; so ists doch dieses alles, was ich von ihnen wünsche: und ich wiederhohle diese Erklärung, um euch und meine Schwester zu beruhigen. Fast denselben Augenblick kam Elisabeth sehr Er ging zu der Thür hinaus, die in meiner Jch
Die Geſchichte bracht zu ſeyn ſchien! eure uͤberfluͤßige Sorg-falt fuͤr mich muß ich billig mit vielem Danck erkennen. Jch will euch aber jetzt dieſer Be- muͤhung wenigſtens ſo lange erlaſſen, als ich noch naͤhere und liebere Anverwanten habe. Jhr habt mir bisher noch keine Urſache gegeben, von eurem Verſtande eine vortheilhaftere Meinung zu faſſen, als von meinem eigenen. Von euch bin ich frey, ob ich gleich mir nie in den Sinn kommen laſſen will frey und unabhaͤngig von meinem Vater zu leben. So ſehr ich wuͤnſche, daß mein Onckles eine gute Meinung von mir hegen moͤgen; ſo iſts doch dieſes alles, was ich von ihnen wuͤnſche: und ich wiederhohle dieſe Erklaͤrung, um euch und meine Schweſter zu beruhigen. Faſt denſelben Augenblick kam Eliſabeth ſehr Er ging zu der Thuͤr hinaus, die in meiner Jch
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Die Geſchichte
bracht zu ſeyn ſchien! eure uͤberfluͤßige Sorg-
falt fuͤr mich muß ich billig mit vielem Danck
erkennen. Jch will euch aber jetzt dieſer Be-
muͤhung wenigſtens ſo lange erlaſſen, als ich noch
naͤhere und liebere Anverwanten habe. Jhr
habt mir bisher noch keine Urſache gegeben, von
eurem Verſtande eine vortheilhaftere Meinung
zu faſſen, als von meinem eigenen. Von euch
bin ich frey, ob ich gleich mir nie in den Sinn
kommen laſſen will frey und unabhaͤngig von
meinem Vater zu leben. So ſehr ich wuͤnſche,
daß mein Onckles eine gute Meinung von mir
hegen moͤgen; ſo iſts doch dieſes alles, was ich
von ihnen wuͤnſche: und ich wiederhohle dieſe
Erklaͤrung, um euch und meine Schweſter zu
beruhigen.
Faſt denſelben Augenblick kam Eliſabeth ſehr
eilfertig herein gelauffen, und ſahe mich ſo hoͤh-
niſch an, als wenn ſie meine Schweſter waͤre.
Sie ſagte zu meinem Bruder: der gnaͤdige
Herr verlangt ſie dieſen Augenblick zu ſprechen:
er ſteht ſchon vor der Thuͤr.
Er ging zu der Thuͤr hinaus, die in meiner
Schweſter Saal fuͤhret, und ich hoͤrte dieſe Don-
ner-Worte aus einem Munde, dem ich alle Ehr-
erbietung ſchuldig bin: mein Sohn Jacob/
daß die widerſpenſtige Tochter den Augen-
blick nach meines Bruders Gute gebracht
wird. Den Augenblick: ‒ ‒ Sie ſoll
keine Stunde laͤnger unter meinem Da-
che bleiben.
Jch
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