sabeth Hand zurück, und setzte mich auf den Stuhl, auf dem ich vorhin gesessen hatte. Zu meiner grossen Erleichterung gingen mir die Au- gen über; mein Onckle Anton/ mein Bruder, und Herr Solmes liessen mich allein, und gin- gen zu meinen übrigen Anverwanten.
Jch weiß nicht, was in dieser Versammlung vorgegangen seyn mag. Allein als ich mich wie- der etwas erhohlt hatte, trat mein Bruder herein, und seine eigensinnige Augen-Brauen kündig- ten mir zum voraus an, daß er gebieterisch und unerbittlich zu seyn beschlossen hatte. - - Eur Vater und eure Mutter sagte er, befehlen, daß ihr euch unverzüglich anschicken sollt, nach eures Onckles Gute zu reisen. Jhr braucht nicht viel darauf zu dencken, was ihr mitnehmen wollt, ihr könnt die Schlüssel nur an Elisabeth ge- ben. Elisabeth/ nehmt die Schlüssel hin, wenn der Eigensinn die Schlüssel bey sich hat, und überbringt sie meiner Mutter. Sie wird schon Sorge tragen, daß euch alles nachgeschickt wird, was ihr brauchet. Allein es ist euch nicht erlaubt, noch eine Nacht in diesem Hause zu bleiben.
Jch sagte: ich gedencke meine Schlüssel nie- manden als meiner Mutter zu übergeben, und ich will sie ihr selbst in die Hände liefern. Jhr sehet, in was für Unruhe ich mich befinde: es kan mir das Leben kosten, wenn ich so plötzlich wegreisen muß. Jch bitte mir zum wenigsten eine Frist bis auf den künftigen Montag aus.
Die
Die Geſchichte
ſabeth Hand zuruͤck, und ſetzte mich auf den Stuhl, auf dem ich vorhin geſeſſen hatte. Zu meiner groſſen Erleichterung gingen mir die Au- gen uͤber; mein Onckle Anton/ mein Bruder, und Herr Solmes lieſſen mich allein, und gin- gen zu meinen uͤbrigen Anverwanten.
Jch weiß nicht, was in dieſer Verſammlung vorgegangen ſeyn mag. Allein als ich mich wie- der etwas erhohlt hatte, trat mein Bruder herein, und ſeine eigenſinnige Augen-Brauen kuͤndig- ten mir zum voraus an, daß er gebieteriſch und unerbittlich zu ſeyn beſchloſſen hatte. ‒ ‒ Eur Vater und eure Mutter ſagte er, befehlen, daß ihr euch unverzuͤglich anſchicken ſollt, nach eures Onckles Gute zu reiſen. Jhr braucht nicht viel darauf zu dencken, was ihr mitnehmen wollt, ihr koͤnnt die Schluͤſſel nur an Eliſabeth ge- ben. Eliſabeth/ nehmt die Schluͤſſel hin, wenn der Eigenſinn die Schluͤſſel bey ſich hat, und uͤberbringt ſie meiner Mutter. Sie wird ſchon Sorge tragen, daß euch alles nachgeſchickt wird, was ihr brauchet. Allein es iſt euch nicht erlaubt, noch eine Nacht in dieſem Hauſe zu bleiben.
Jch ſagte: ich gedencke meine Schluͤſſel nie- manden als meiner Mutter zu uͤbergeben, und ich will ſie ihr ſelbſt in die Haͤnde liefern. Jhr ſehet, in was fuͤr Unruhe ich mich befinde: es kan mir das Leben koſten, wenn ich ſo ploͤtzlich wegreiſen muß. Jch bitte mir zum wenigſten eine Friſt bis auf den kuͤnftigen Montag aus.
Die
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Die Geſchichte
ſabeth Hand zuruͤck, und ſetzte mich auf den
Stuhl, auf dem ich vorhin geſeſſen hatte. Zu
meiner groſſen Erleichterung gingen mir die Au-
gen uͤber; mein Onckle Anton/ mein Bruder,
und Herr Solmes lieſſen mich allein, und gin-
gen zu meinen uͤbrigen Anverwanten.
Jch weiß nicht, was in dieſer Verſammlung
vorgegangen ſeyn mag. Allein als ich mich wie-
der etwas erhohlt hatte, trat mein Bruder herein,
und ſeine eigenſinnige Augen-Brauen kuͤndig-
ten mir zum voraus an, daß er gebieteriſch und
unerbittlich zu ſeyn beſchloſſen hatte. ‒ ‒ Eur
Vater und eure Mutter ſagte er, befehlen, daß
ihr euch unverzuͤglich anſchicken ſollt, nach eures
Onckles Gute zu reiſen. Jhr braucht nicht viel
darauf zu dencken, was ihr mitnehmen wollt,
ihr koͤnnt die Schluͤſſel nur an Eliſabeth ge-
ben. Eliſabeth/ nehmt die Schluͤſſel hin,
wenn der Eigenſinn die Schluͤſſel bey ſich hat,
und uͤberbringt ſie meiner Mutter. Sie wird
ſchon Sorge tragen, daß euch alles nachgeſchickt
wird, was ihr brauchet. Allein es iſt euch nicht
erlaubt, noch eine Nacht in dieſem Hauſe zu
bleiben.
Jch ſagte: ich gedencke meine Schluͤſſel nie-
manden als meiner Mutter zu uͤbergeben, und
ich will ſie ihr ſelbſt in die Haͤnde liefern. Jhr
ſehet, in was fuͤr Unruhe ich mich befinde: es
kan mir das Leben koſten, wenn ich ſo ploͤtzlich
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/344>, abgerufen am 23.11.2024.
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