darf die Seite nicht rühren. - - Jch werde das gute Kind immer lieb haben, weil es so zärtlich gegen Sie gesinnet ist.
Jch weiß nicht, was ich von Herrn Love- lace sagen, oder was ich von seinen Verheissun- gen und Vorschlägen dencken soll. So viel ist gewiß, daß Sie bey seiner gantzen Familie in sehr grosser Achtung stehen. Das Frauenzim- mer hat einen solchen Character, auf den auch die Lästerung selbst nichts zu sagen weiß. Der Lord M. ist gleichfalls ein Mann von Ehre und Tugend, so wie man das Wort bey Manns- personen oder bey Lords zu nehmen pflegt. Jch wüßte, was ich einem jeden andern rathen wollte und Jhnen doch nicht rathen mag. So viel wird von Jhnen erwartet! Ein solches Licht sind Sie unter Jhrem Geschlechte! Sollen Sie Jh- res Vaters Haus verlassen, und sich in den Schutz einer noch so angesehenen Familie bege- ben, zu der eine Person gehört, von welcher man alsdenn glauben wird, daß sie durch ihre Artig- keit, Geschicklichkeit, Bitten und Betheurungen die Fräulein Clarissa Harlowe verliebt gemacht habe. Jch wollte fast lieber rathen, daß Sie suchen solten, heimlich nach London zu fliehen, oh- ne daß er, oder sonst jemand es wüßte, mich al- lein ausgenommen, und daß Sie dort bis auf die Ankunft des Obristen Morden bleiben solten.
Nach
Die Geſchichte
darf die Seite nicht ruͤhren. ‒ ‒ Jch werde das gute Kind immer lieb haben, weil es ſo zaͤrtlich gegen Sie geſinnet iſt.
Jch weiß nicht, was ich von Herrn Love- lace ſagen, oder was ich von ſeinen Verheiſſun- gen und Vorſchlaͤgen dencken ſoll. So viel iſt gewiß, daß Sie bey ſeiner gantzen Familie in ſehr groſſer Achtung ſtehen. Das Frauenzim- mer hat einen ſolchen Character, auf den auch die Laͤſterung ſelbſt nichts zu ſagen weiß. Der Lord M. iſt gleichfalls ein Mann von Ehre und Tugend, ſo wie man das Wort bey Manns- perſonen oder bey Lords zu nehmen pflegt. Jch wuͤßte, was ich einem jeden andern rathen wollte und Jhnen doch nicht rathen mag. So viel wird von Jhnen erwartet! Ein ſolches Licht ſind Sie unter Jhrem Geſchlechte! Sollen Sie Jh- res Vaters Haus verlaſſen, und ſich in den Schutz einer noch ſo angeſehenen Familie bege- ben, zu der eine Perſon gehoͤrt, von welcher man alsdenn glauben wird, daß ſie durch ihre Artig- keit, Geſchicklichkeit, Bitten und Betheurungen die Fraͤulein Clariſſa Harlowe verliebt gemacht habe. Jch wollte faſt lieber rathen, daß Sie ſuchen ſolten, heimlich nach London zu fliehen, oh- ne daß er, oder ſonſt jemand es wuͤßte, mich al- lein ausgenommen, und daß Sie dort bis auf die Ankunft des Obriſten Morden bleiben ſolten.
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Die Geſchichte
darf die Seite nicht ruͤhren. ‒ ‒ Jch werde
das gute Kind immer lieb haben, weil es ſo
zaͤrtlich gegen Sie geſinnet iſt.
Jch weiß nicht, was ich von Herrn Love-
lace ſagen, oder was ich von ſeinen Verheiſſun-
gen und Vorſchlaͤgen dencken ſoll. So viel iſt
gewiß, daß Sie bey ſeiner gantzen Familie in
ſehr groſſer Achtung ſtehen. Das Frauenzim-
mer hat einen ſolchen Character, auf den auch
die Laͤſterung ſelbſt nichts zu ſagen weiß. Der
Lord M. iſt gleichfalls ein Mann von Ehre
und Tugend, ſo wie man das Wort bey Manns-
perſonen oder bey Lords zu nehmen pflegt. Jch
wuͤßte, was ich einem jeden andern rathen wollte
und Jhnen doch nicht rathen mag. So viel
wird von Jhnen erwartet! Ein ſolches Licht ſind
Sie unter Jhrem Geſchlechte! Sollen Sie Jh-
res Vaters Haus verlaſſen, und ſich in den
Schutz einer noch ſo angeſehenen Familie bege-
ben, zu der eine Perſon gehoͤrt, von welcher man
alsdenn glauben wird, daß ſie durch ihre Artig-
keit, Geſchicklichkeit, Bitten und Betheurungen
die Fraͤulein Clariſſa Harlowe verliebt gemacht
habe. Jch wollte faſt lieber rathen, daß Sie
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/398>, abgerufen am 22.11.2024.
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