"beth Lawrance zu erwarten, wenn er nicht "selbst zu der Lady reisete: allein das möchte "bey gegenwärtigen mißlichen Umständen allzu- "gefährlich seyn, da er in der Nähe seyn und "meine Befehle erwarten muß.
"Er beschwört mich auf das heiligste, mich "an dem bestimmten Orte einzufinden, wenn ich "ihn nicht in die äusserste Verzweiffelung stür- "gen wollte."
An statt aber Herrn Solmes oder meinen "Anverwanten auf diesen Fall zu drohen, sagt "er sehr ehrerbietig: wenn ich zurück ginge, so "glaube er zum voraus daß ich Gründe dazu "haben würde, gegen die er nichts einwenden "könnte. Jch würde zum wenigsten mein ihm "gegebenes Wort unter keiner andern Bedin- "gung zurück nehmen, als daß mir die Meini- "gen völlige Freyheit liessen, meiner Neigung "zu folgen: und wenn ich nach meiner Neigung "handele, so will er sich damit beruhigen, es "mag nun mein Endschluß ihm angenehm oder "betrübt seyn. Seine gute Aufführung soll "künftig der eintzige Grund seiner Hoffnung auf "mich seyn."
"Er versichert heilig, daß er jetzt und zunächst "keine andere Absicht hat, als mich aus meiner "Gefangenschaft zu erlösen, und mir die Frey- "heit zu verschaffen, daß ich in einer Sache, dar- "auf meine gantze zeitliche Glückseligkeit ankomt, "selbst möge wählen können. Weder die Hoff- "nung, künftig meine Gewogenheit zu erlangen,
"noch
Die Geſchichte
„beth Lawrance zu erwarten, wenn er nicht „ſelbſt zu der Lady reiſete: allein das moͤchte „bey gegenwaͤrtigen mißlichen Umſtaͤnden allzu- „gefaͤhrlich ſeyn, da er in der Naͤhe ſeyn und „meine Befehle erwarten muß.
„Er beſchwoͤrt mich auf das heiligſte, mich „an dem beſtimmten Orte einzufinden, wenn ich „ihn nicht in die aͤuſſerſte Verzweiffelung ſtuͤr- „gen wollte.„
An ſtatt aber Herrn Solmes oder meinen „Anverwanten auf dieſen Fall zu drohen, ſagt „er ſehr ehrerbietig: wenn ich zuruͤck ginge, ſo „glaube er zum voraus daß ich Gruͤnde dazu „haben wuͤrde, gegen die er nichts einwenden „koͤnnte. Jch wuͤrde zum wenigſten mein ihm „gegebenes Wort unter keiner andern Bedin- „gung zuruͤck nehmen, als daß mir die Meini- „gen voͤllige Freyheit lieſſen, meiner Neigung „zu folgen: und wenn ich nach meiner Neigung „handele, ſo will er ſich damit beruhigen, es „mag nun mein Endſchluß ihm angenehm oder „betruͤbt ſeyn. Seine gute Auffuͤhrung ſoll „kuͤnftig der eintzige Grund ſeiner Hoffnung auf „mich ſeyn.„
„Er verſichert heilig, daß er jetzt und zunaͤchſt „keine andere Abſicht hat, als mich aus meiner „Gefangenſchaft zu erloͤſen, und mir die Frey- „heit zu verſchaffen, daß ich in einer Sache, dar- „auf meine gantze zeitliche Gluͤckſeligkeit ankomt, „ſelbſt moͤge waͤhlen koͤnnen. Weder die Hoff- „nung, kuͤnftig meine Gewogenheit zu erlangen,
„noch
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Die Geſchichte
„beth Lawrance zu erwarten, wenn er nicht
„ſelbſt zu der Lady reiſete: allein das moͤchte
„bey gegenwaͤrtigen mißlichen Umſtaͤnden allzu-
„gefaͤhrlich ſeyn, da er in der Naͤhe ſeyn und
„meine Befehle erwarten muß.
„Er beſchwoͤrt mich auf das heiligſte, mich
„an dem beſtimmten Orte einzufinden, wenn ich
„ihn nicht in die aͤuſſerſte Verzweiffelung ſtuͤr-
„gen wollte.„
An ſtatt aber Herrn Solmes oder meinen
„Anverwanten auf dieſen Fall zu drohen, ſagt
„er ſehr ehrerbietig: wenn ich zuruͤck ginge, ſo
„glaube er zum voraus daß ich Gruͤnde dazu
„haben wuͤrde, gegen die er nichts einwenden
„koͤnnte. Jch wuͤrde zum wenigſten mein ihm
„gegebenes Wort unter keiner andern Bedin-
„gung zuruͤck nehmen, als daß mir die Meini-
„gen voͤllige Freyheit lieſſen, meiner Neigung
„zu folgen: und wenn ich nach meiner Neigung
„handele, ſo will er ſich damit beruhigen, es
„mag nun mein Endſchluß ihm angenehm oder
„betruͤbt ſeyn. Seine gute Auffuͤhrung ſoll
„kuͤnftig der eintzige Grund ſeiner Hoffnung auf
„mich ſeyn.„
„Er verſichert heilig, daß er jetzt und zunaͤchſt
„keine andere Abſicht hat, als mich aus meiner
„Gefangenſchaft zu erloͤſen, und mir die Frey-
„heit zu verſchaffen, daß ich in einer Sache, dar-
„auf meine gantze zeitliche Gluͤckſeligkeit ankomt,
„ſelbſt moͤge waͤhlen koͤnnen. Weder die Hoff-
„nung, kuͤnftig meine Gewogenheit zu erlangen,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/458>, abgerufen am 17.02.2025.
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