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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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der Clarissa.
hiedurch Jhre sonst übereilt scheinenden End-
schliessungen ein anderes Ansehen.

Wie können Sie mich glücklich preisen, da
meine Mutter nach Vermögen eben so viel An-
theil an der gottlosen Unterdrückung meiner be-
sten Freundin hat, als Jhre Frau Base oder
sonst jemand? und dieses auf Anstiften Jhres
verkehrten albernen Onckels, der, (so ein ver-
drießlicher Mann er auch ist) sie doch zu End-
schliessungen bringt und dabey erhält, die nicht
werth sind ihr jemahls in den Sinn zu kommen?
Giebt mir das nicht Ursache genug, gegen mei-
ne Mutter empfindlich zu seyn? Wurde ich mich
nicht damit entschuldigen können, wenn ich Sie
wider ihren Willen begleitete, da unsere Freund-
schaft niemanden unbekannt ist?

Gewiß, mein Schatz, Sie sind bey einer so
wichtigen Sache in Kleinigkeiten zu pünctlich.
Jch muß es widerhohlen. Glaubt man nicht
schon jetzt, daß ich die Ursache Jhrer Stand-
haftigkeit oder Jhres Ungehorsams bin? Jst
Jhnen nicht um dieser Ursache willen verboten
worden, Brieffe mit mir zu wechseln? Brauche
ich mich darum zu bekümmern, was Jhre An-
verwanten von mir dencken, wenn ich es nicht
aus Liebe zu Jhnen thue?

Was für üble Nachrede kan dadurch gegen
mich entstehen, wenn ich mit Jhnen reise? Was

für
G g 2

der Clariſſa.
hiedurch Jhre ſonſt uͤbereilt ſcheinenden End-
ſchlieſſungen ein anderes Anſehen.

Wie koͤnnen Sie mich gluͤcklich preiſen, da
meine Mutter nach Vermoͤgen eben ſo viel An-
theil an der gottloſen Unterdruͤckung meiner be-
ſten Freundin hat, als Jhre Frau Baſe oder
ſonſt jemand? und dieſes auf Anſtiften Jhres
verkehrten albernen Onckels, der, (ſo ein ver-
drießlicher Mann er auch iſt) ſie doch zu End-
ſchlieſſungen bringt und dabey erhaͤlt, die nicht
werth ſind ihr jemahls in den Sinn zu kommen?
Giebt mir das nicht Urſache genug, gegen mei-
ne Mutter empfindlich zu ſeyn? Wurde ich mich
nicht damit entſchuldigen koͤnnen, wenn ich Sie
wider ihren Willen begleitete, da unſere Freund-
ſchaft niemanden unbekannt iſt?

Gewiß, mein Schatz, Sie ſind bey einer ſo
wichtigen Sache in Kleinigkeiten zu puͤnctlich.
Jch muß es widerhohlen. Glaubt man nicht
ſchon jetzt, daß ich die Urſache Jhrer Stand-
haftigkeit oder Jhres Ungehorſams bin? Jſt
Jhnen nicht um dieſer Urſache willen verboten
worden, Brieffe mit mir zu wechſeln? Brauche
ich mich darum zu bekuͤmmern, was Jhre An-
verwanten von mir dencken, wenn ich es nicht
aus Liebe zu Jhnen thue?

Was fuͤr uͤble Nachrede kan dadurch gegen
mich entſtehen, wenn ich mit Jhnen reiſe? Was

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[467/0473] der Clariſſa. hiedurch Jhre ſonſt uͤbereilt ſcheinenden End- ſchlieſſungen ein anderes Anſehen. Wie koͤnnen Sie mich gluͤcklich preiſen, da meine Mutter nach Vermoͤgen eben ſo viel An- theil an der gottloſen Unterdruͤckung meiner be- ſten Freundin hat, als Jhre Frau Baſe oder ſonſt jemand? und dieſes auf Anſtiften Jhres verkehrten albernen Onckels, der, (ſo ein ver- drießlicher Mann er auch iſt) ſie doch zu End- ſchlieſſungen bringt und dabey erhaͤlt, die nicht werth ſind ihr jemahls in den Sinn zu kommen? Giebt mir das nicht Urſache genug, gegen mei- ne Mutter empfindlich zu ſeyn? Wurde ich mich nicht damit entſchuldigen koͤnnen, wenn ich Sie wider ihren Willen begleitete, da unſere Freund- ſchaft niemanden unbekannt iſt? Gewiß, mein Schatz, Sie ſind bey einer ſo wichtigen Sache in Kleinigkeiten zu puͤnctlich. Jch muß es widerhohlen. Glaubt man nicht ſchon jetzt, daß ich die Urſache Jhrer Stand- haftigkeit oder Jhres Ungehorſams bin? Jſt Jhnen nicht um dieſer Urſache willen verboten worden, Brieffe mit mir zu wechſeln? Brauche ich mich darum zu bekuͤmmern, was Jhre An- verwanten von mir dencken, wenn ich es nicht aus Liebe zu Jhnen thue? Was fuͤr uͤble Nachrede kan dadurch gegen mich entſtehen, wenn ich mit Jhnen reiſe? Was fuͤr G g 2

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/473>, abgerufen am 27.11.2024.