(So künstlich sucht er mich zu fesseln, daß ich mein Wort nicht zurück nehmen soll.)
"Was das Vermögen anbetrisst, so will er, "daß ich deshalb gantz unbesorgt seyn soll. Wir "beyde können von seinem Gute leben, das des "Jahrs nicht dem Nahmen nach, sondern in der "That 2000. Pfund einbringt, und so gut ist, als "manches andere, welches man um ein Drittheil "höher schätzt. Sein Gut sey niemahls zur Hy- "potheck verschrieben worden: er sey jetzt nie- "mand etwas schuldig, kein Kauffmann habe ihn "in seinem Buche, und er habe auch nieman- "den eine Handschrifft ausgestellet. Vielleicht "habe sein Hochmuth mehr Antheil hieran, als "seine Tugend. Sein Onckle will ihm ein jähr- "liches Einkommen von tausend Pfund über- "machen, so bald er sich verheyrathen wird; und "zwar (wenn er so schreiben soll, daß er der "Ehre S. Gnaden nicht zu nahe tritt) mehr "aus Trieb eines gerechten als eines edlen "Hertzens. Denn tausend Pfund betrügen ge- "rade die Einkünffte eines Gutes, das sein Onck- "le besitzet, und davon Lovelaces Mutter ein "näheres Recht gehabt haben möchte. Seine "Gnaden hätten auch den Vorschlag, eines von "ihren Gütern in der Graffschafft Hertford "oder Lancaster/ das er oder seine Frau wäh- "len würde, ihm zu übertragen, sonderlich wenn "ich die Person wäre, die ihn glücklich machte. "Es soll auf meinen Winck ankommen, das al-
"les
der Clariſſa.
(So kuͤnſtlich ſucht er mich zu feſſeln, daß ich mein Wort nicht zuruͤck nehmen ſoll.)
„Was das Vermoͤgen anbetriſſt, ſo will er, „daß ich deshalb gantz unbeſorgt ſeyn ſoll. Wir „beyde koͤnnen von ſeinem Gute leben, das des „Jahrs nicht dem Nahmen nach, ſondern in der „That 2000. Pfund einbringt, und ſo gut iſt, als „manches andere, welches man um ein Drittheil „hoͤher ſchaͤtzt. Sein Gut ſey niemahls zur Hy- „potheck verſchrieben worden: er ſey jetzt nie- „mand etwas ſchuldig, kein Kauffmann habe ihn „in ſeinem Buche, und er habe auch nieman- „den eine Handſchrifft ausgeſtellet. Vielleicht „habe ſein Hochmuth mehr Antheil hieran, als „ſeine Tugend. Sein Onckle will ihm ein jaͤhr- „liches Einkommen von tauſend Pfund uͤber- „machen, ſo bald er ſich verheyrathen wird; und „zwar (wenn er ſo ſchreiben ſoll, daß er der „Ehre S. Gnaden nicht zu nahe tritt) mehr „aus Trieb eines gerechten als eines edlen „Hertzens. Denn tauſend Pfund betruͤgen ge- „rade die Einkuͤnffte eines Gutes, das ſein Onck- „le beſitzet, und davon Lovelaces Mutter ein „naͤheres Recht gehabt haben moͤchte. Seine „Gnaden haͤtten auch den Vorſchlag, eines von „ihren Guͤtern in der Graffſchafft Hertford „oder Lancaſter/ das er oder ſeine Frau waͤh- „len wuͤrde, ihm zu uͤbertragen, ſonderlich wenn „ich die Perſon waͤre, die ihn gluͤcklich machte. „Es ſoll auf meinen Winck ankommen, das al-
„les
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der Clariſſa.
(So kuͤnſtlich ſucht er mich zu feſſeln, daß ich
mein Wort nicht zuruͤck nehmen ſoll.)
„Was das Vermoͤgen anbetriſſt, ſo will er,
„daß ich deshalb gantz unbeſorgt ſeyn ſoll. Wir
„beyde koͤnnen von ſeinem Gute leben, das des
„Jahrs nicht dem Nahmen nach, ſondern in der
„That 2000. Pfund einbringt, und ſo gut iſt, als
„manches andere, welches man um ein Drittheil
„hoͤher ſchaͤtzt. Sein Gut ſey niemahls zur Hy-
„potheck verſchrieben worden: er ſey jetzt nie-
„mand etwas ſchuldig, kein Kauffmann habe ihn
„in ſeinem Buche, und er habe auch nieman-
„den eine Handſchrifft ausgeſtellet. Vielleicht
„habe ſein Hochmuth mehr Antheil hieran, als
„ſeine Tugend. Sein Onckle will ihm ein jaͤhr-
„liches Einkommen von tauſend Pfund uͤber-
„machen, ſo bald er ſich verheyrathen wird; und
„zwar (wenn er ſo ſchreiben ſoll, daß er der
„Ehre S. Gnaden nicht zu nahe tritt) mehr
„aus Trieb eines gerechten als eines edlen
„Hertzens. Denn tauſend Pfund betruͤgen ge-
„rade die Einkuͤnffte eines Gutes, das ſein Onck-
„le beſitzet, und davon Lovelaces Mutter ein
„naͤheres Recht gehabt haben moͤchte. Seine
„Gnaden haͤtten auch den Vorſchlag, eines von
„ihren Guͤtern in der Graffſchafft Hertford
„oder Lancaſter/ das er oder ſeine Frau waͤh-
„len wuͤrde, ihm zu uͤbertragen, ſonderlich wenn
„ich die Perſon waͤre, die ihn gluͤcklich machte.
„Es ſoll auf meinen Winck ankommen, das al-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/485>, abgerufen am 25.11.2024.
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