gen, sonderlich da ich meine liebe und unvergleich- liche Mutter in dieser Bitte zur Vorsprecherin habe. O diese liebe und gütige Mutter! wie blu- tet mir das Hertz, wenn ich an sie gedencke, und wie wird es mir noch ferner bluten.
Sie verbieten mir, eine Aussöhnung mit den Meinigen zu hoffen. Jch hoffe auch nicht darauf, allein ich wünsche sie von Hertzen. Was kann ich aber in Absicht auf den Lovelace thun? Sie sehen selbst, daß eine nähere Verbindung mit ihm nicht mehr in meiner Gewalt stehet, wenn ich sie auch wählen, und den Versuch zu einer Aussöhnung, den ich zu machen von Hertzen entschlossen bin, hintan setzen wollte.
Sie sagen, er sey stoltz und trotzig. Sie haben Recht. Jch möchte aber wissen, ob es seine Ab- sicht seyn kann, mich so zu demüthigen, daß ich mich vor seinem niederträchtigen Hochmuth bücken soll?
Was verstehen Sie aber darunter, wenn Sie mir anrathen, etwas freyer gegen ihn zu seyn? Jch weiß noch nicht, daß ich jemahls zurückgehalten ha- be. Seyn Sie versichert, wenn ich etwas an Lo- velacen gewahr werde, das einer Absicht mich zu demüthigen ähnlich ist; so soll er mich doch nicht so weit bringen, daß ich eine niederträchtige Auf- führung annehme, die sich für eine Freundin von Jhnen nicht schicken, und dadurch ich mein Ge- schlecht beschämen, und mir selbst ungleich werden würde.
Jch
gen, ſonderlich da ich meine liebe und unvergleich- liche Mutter in dieſer Bitte zur Vorſprecherin habe. O dieſe liebe und guͤtige Mutter! wie blu- tet mir das Hertz, wenn ich an ſie gedencke, und wie wird es mir noch ferner bluten.
Sie verbieten mir, eine Ausſoͤhnung mit den Meinigen zu hoffen. Jch hoffe auch nicht darauf, allein ich wuͤnſche ſie von Hertzen. Was kann ich aber in Abſicht auf den Lovelace thun? Sie ſehen ſelbſt, daß eine naͤhere Verbindung mit ihm nicht mehr in meiner Gewalt ſtehet, wenn ich ſie auch waͤhlen, und den Verſuch zu einer Ausſoͤhnung, den ich zu machen von Hertzen entſchloſſen bin, hintan ſetzen wollte.
Sie ſagen, er ſey ſtoltz und trotzig. Sie haben Recht. Jch moͤchte aber wiſſen, ob es ſeine Ab- ſicht ſeyn kann, mich ſo zu demuͤthigen, daß ich mich vor ſeinem niedertraͤchtigen Hochmuth buͤcken ſoll?
Was verſtehen Sie aber darunter, wenn Sie mir anrathen, etwas freyer gegen ihn zu ſeyn? Jch weiß noch nicht, daß ich jemahls zuruͤckgehalten ha- be. Seyn Sie verſichert, wenn ich etwas an Lo- velacen gewahr werde, das einer Abſicht mich zu demuͤthigen aͤhnlich iſt; ſo ſoll er mich doch nicht ſo weit bringen, daß ich eine niedertraͤchtige Auf- fuͤhrung annehme, die ſich fuͤr eine Freundin von Jhnen nicht ſchicken, und dadurch ich mein Ge- ſchlecht beſchaͤmen, und mir ſelbſt ungleich werden wuͤrde.
Jch
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[188/0202]
gen, ſonderlich da ich meine liebe und unvergleich-
liche Mutter in dieſer Bitte zur Vorſprecherin
habe. O dieſe liebe und guͤtige Mutter! wie blu-
tet mir das Hertz, wenn ich an ſie gedencke, und wie
wird es mir noch ferner bluten.
Sie verbieten mir, eine Ausſoͤhnung mit den
Meinigen zu hoffen. Jch hoffe auch nicht darauf,
allein ich wuͤnſche ſie von Hertzen. Was kann ich
aber in Abſicht auf den Lovelace thun? Sie ſehen
ſelbſt, daß eine naͤhere Verbindung mit ihm nicht
mehr in meiner Gewalt ſtehet, wenn ich ſie auch
waͤhlen, und den Verſuch zu einer Ausſoͤhnung,
den ich zu machen von Hertzen entſchloſſen bin,
hintan ſetzen wollte.
Sie ſagen, er ſey ſtoltz und trotzig. Sie haben
Recht. Jch moͤchte aber wiſſen, ob es ſeine Ab-
ſicht ſeyn kann, mich ſo zu demuͤthigen, daß ich
mich vor ſeinem niedertraͤchtigen Hochmuth buͤcken
ſoll?
Was verſtehen Sie aber darunter, wenn Sie
mir anrathen, etwas freyer gegen ihn zu ſeyn? Jch
weiß noch nicht, daß ich jemahls zuruͤckgehalten ha-
be. Seyn Sie verſichert, wenn ich etwas an Lo-
velacen gewahr werde, das einer Abſicht mich zu
demuͤthigen aͤhnlich iſt; ſo ſoll er mich doch nicht ſo
weit bringen, daß ich eine niedertraͤchtige Auf-
fuͤhrung annehme, die ſich fuͤr eine Freundin von
Jhnen nicht ſchicken, und dadurch ich mein Ge-
ſchlecht beſchaͤmen, und mir ſelbſt ungleich werden
wuͤrde.
Jch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/202>, abgerufen am 22.12.2024.
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