Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite


Er zeigte mir auch einen Theil von dem was
die Fräulein Montague mit einer mehr munteren
Feder geschrieben hatte. Sie wünschten ihm Glück
zu dem Vertrauen, das ein so unvergleichliches Frau-
enzimmer in ihn gesetzt habe. (Dieses sind ihre ei-
genen Worte. Wie gefällt Jhnen der Ausdruck:
Vertrauen? Niemand würde es anders glauben,
wenn ich ihm gleich die reine Wahrheit sagen dürfte.
Sie sehen, daß meine Flucht mit ihm der Fräulein
Montague, und vermuthlich seiner gantzen Fami-
lie, etwas sonderbares und etwas unerwartetes zu
seyn scheinet.) Sie wünschet, daß er bald Hochzeit
halten, und ihre neue Base nach M. - - Hall brin-
gen möge. Eben dieses wünsche der Lord M. ihre
Schwester, und alle Freunde der Familie. So bald
dieser glückliche Tag vorüber ist, verspricht sie mich
nach M. - - Hall abzuhohlen, wenn der Lord
M. das Podagra noch eben so heftig haben sollte.
Wenn es sich aber mit ihm bessert, so hält sie sich
versichert, daß er mich selbst abhohlen, und uns eins
von seinen Gütern überlassen werde, bis wir uns
völlig eingerichtet hätten.

Allein die Fräulein sagt nichts zu ihrer Entschul-
digung, daß sie nicht unterweges oder zu St. Alban
mir Gesellschaft geleistet hat, dazu er mir doch Hoff-
nung gemacht hatte. Doch meldet sie, daß sie un-
paß gewesen ist. Auch bekräftiget ihr Brief seine
Erzählung in dem Stück, daß der Lord M. das
Podagra heftig gehabt habe.

Der


Er zeigte mir auch einen Theil von dem was
die Fraͤulein Montague mit einer mehr munteren
Feder geſchrieben hatte. Sie wuͤnſchten ihm Gluͤck
zu dem Vertrauen, das ein ſo unvergleichliches Frau-
enzimmer in ihn geſetzt habe. (Dieſes ſind ihre ei-
genen Worte. Wie gefaͤllt Jhnen der Ausdruck:
Vertrauen? Niemand wuͤrde es anders glauben,
wenn ich ihm gleich die reine Wahrheit ſagen duͤrfte.
Sie ſehen, daß meine Flucht mit ihm der Fraͤulein
Montague, und vermuthlich ſeiner gantzen Fami-
lie, etwas ſonderbares und etwas unerwartetes zu
ſeyn ſcheinet.) Sie wuͤnſchet, daß er bald Hochzeit
halten, und ihre neue Baſe nach M. ‒ ‒ Hall brin-
gen moͤge. Eben dieſes wuͤnſche der Lord M. ihre
Schweſter, und alle Freunde der Familie. So bald
dieſer gluͤckliche Tag voruͤber iſt, verſpricht ſie mich
nach M. ‒ ‒ Hall abzuhohlen, wenn der Lord
M. das Podagra noch eben ſo heftig haben ſollte.
Wenn es ſich aber mit ihm beſſert, ſo haͤlt ſie ſich
verſichert, daß er mich ſelbſt abhohlen, und uns eins
von ſeinen Guͤtern uͤberlaſſen werde, bis wir uns
voͤllig eingerichtet haͤtten.

Allein die Fraͤulein ſagt nichts zu ihrer Entſchul-
digung, daß ſie nicht unterweges oder zu St. Alban
mir Geſellſchaft geleiſtet hat, dazu er mir doch Hoff-
nung gemacht hatte. Doch meldet ſie, daß ſie un-
paß geweſen iſt. Auch bekraͤftiget ihr Brief ſeine
Erzaͤhlung in dem Stuͤck, daß der Lord M. das
Podagra heftig gehabt habe.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0265" n="251"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Er zeigte mir auch einen Theil von dem was<lb/>
die Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Montague</hi> mit einer mehr munteren<lb/>
Feder ge&#x017F;chrieben hatte. Sie wu&#x0364;n&#x017F;chten ihm Glu&#x0364;ck<lb/>
zu dem Vertrauen, das ein &#x017F;o unvergleichliches Frau-<lb/>
enzimmer in ihn ge&#x017F;etzt habe. (Die&#x017F;es &#x017F;ind ihre ei-<lb/>
genen Worte. Wie gefa&#x0364;llt Jhnen der Ausdruck:<lb/><hi rendition="#fr">Vertrauen?</hi> Niemand wu&#x0364;rde es anders glauben,<lb/>
wenn ich ihm gleich die reine Wahrheit &#x017F;agen du&#x0364;rfte.<lb/>
Sie &#x017F;ehen, daß meine Flucht mit ihm der Fra&#x0364;ulein<lb/><hi rendition="#fr">Montague,</hi> und vermuthlich &#x017F;einer gantzen Fami-<lb/>
lie, etwas &#x017F;onderbares und etwas unerwartetes zu<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;cheinet.) Sie wu&#x0364;n&#x017F;chet, daß er bald Hochzeit<lb/>
halten, und ihre neue Ba&#x017F;e nach <hi rendition="#fr">M. &#x2012; &#x2012; Hall</hi> brin-<lb/>
gen mo&#x0364;ge. Eben die&#x017F;es wu&#x0364;n&#x017F;che der Lord <hi rendition="#fr">M.</hi> ihre<lb/>
Schwe&#x017F;ter, und alle Freunde der Familie. So bald<lb/>
die&#x017F;er glu&#x0364;ckliche Tag voru&#x0364;ber i&#x017F;t, ver&#x017F;pricht &#x017F;ie mich<lb/>
nach <hi rendition="#fr">M. &#x2012; &#x2012; Hall</hi> abzuhohlen, wenn der Lord<lb/><hi rendition="#fr">M.</hi> das Podagra noch eben &#x017F;o heftig haben &#x017F;ollte.<lb/>
Wenn es &#x017F;ich aber mit ihm be&#x017F;&#x017F;ert, &#x017F;o ha&#x0364;lt &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
ver&#x017F;ichert, daß er mich &#x017F;elb&#x017F;t abhohlen, und uns eins<lb/>
von &#x017F;einen Gu&#x0364;tern u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en werde, bis wir uns<lb/>
vo&#x0364;llig eingerichtet ha&#x0364;tten.</p><lb/>
          <p>Allein die Fra&#x0364;ulein &#x017F;agt nichts zu ihrer Ent&#x017F;chul-<lb/>
digung, daß &#x017F;ie nicht unterweges oder zu St. <hi rendition="#fr">Alban</hi><lb/>
mir Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft gelei&#x017F;tet hat, dazu er mir doch Hoff-<lb/>
nung gemacht hatte. Doch meldet &#x017F;ie, daß &#x017F;ie un-<lb/>
paß gewe&#x017F;en i&#x017F;t. Auch bekra&#x0364;ftiget ihr Brief &#x017F;eine<lb/>
Erza&#x0364;hlung in dem Stu&#x0364;ck, daß der Lord <hi rendition="#fr">M.</hi> das<lb/>
Podagra heftig gehabt habe.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0265] Er zeigte mir auch einen Theil von dem was die Fraͤulein Montague mit einer mehr munteren Feder geſchrieben hatte. Sie wuͤnſchten ihm Gluͤck zu dem Vertrauen, das ein ſo unvergleichliches Frau- enzimmer in ihn geſetzt habe. (Dieſes ſind ihre ei- genen Worte. Wie gefaͤllt Jhnen der Ausdruck: Vertrauen? Niemand wuͤrde es anders glauben, wenn ich ihm gleich die reine Wahrheit ſagen duͤrfte. Sie ſehen, daß meine Flucht mit ihm der Fraͤulein Montague, und vermuthlich ſeiner gantzen Fami- lie, etwas ſonderbares und etwas unerwartetes zu ſeyn ſcheinet.) Sie wuͤnſchet, daß er bald Hochzeit halten, und ihre neue Baſe nach M. ‒ ‒ Hall brin- gen moͤge. Eben dieſes wuͤnſche der Lord M. ihre Schweſter, und alle Freunde der Familie. So bald dieſer gluͤckliche Tag voruͤber iſt, verſpricht ſie mich nach M. ‒ ‒ Hall abzuhohlen, wenn der Lord M. das Podagra noch eben ſo heftig haben ſollte. Wenn es ſich aber mit ihm beſſert, ſo haͤlt ſie ſich verſichert, daß er mich ſelbſt abhohlen, und uns eins von ſeinen Guͤtern uͤberlaſſen werde, bis wir uns voͤllig eingerichtet haͤtten. Allein die Fraͤulein ſagt nichts zu ihrer Entſchul- digung, daß ſie nicht unterweges oder zu St. Alban mir Geſellſchaft geleiſtet hat, dazu er mir doch Hoff- nung gemacht hatte. Doch meldet ſie, daß ſie un- paß geweſen iſt. Auch bekraͤftiget ihr Brief ſeine Erzaͤhlung in dem Stuͤck, daß der Lord M. das Podagra heftig gehabt habe. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/265
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/265>, abgerufen am 22.12.2024.