eilung! Der angebohrne Hochmuth pflegt uns nicht gantz zu verlassen, wenn er auch noch so sehr ge- kränckt wird: allein ich kann jetzt alles verschmer- tzen und über mich ergehen lassen.
Es ist für mich ein Unglück, daß ich meine Han- nichen nicht haben kann: ihre Unpäßlichkeit gehet mir nicht weniger zu Hertzen, als mein Verlust da- bey. Weil Sie doch wollen, daß ich Jhnen ver- pflichtet seyn soll, und es mir zum Hochmuth aus- legen würden, wenn ich alle Jhre Gütigkeit aus- schlüge, so haben Sie die Gewogenheit, ihr in mei- nem Nahmen zwey Guineas zu schicken.
Wenn ich nichts anders vor mir habe, als ihn zu nehmen, so ist es mir doch einiger Trost, daß seine Anverwanten mich verlauffenes Mädchen nicht verachten, wie man es von Personen von ih- rem Stande befürchten möchte.
Kann mein grausamer Onckle argwohnen, daß - - Mein Hertz erlaubt meiner Feder nicht, mehr zu schreiben, weil mich sein Verdacht allzu sehr verdriesset. Wenn die Meinigen dergleichen von mir glauben, so höre ich auf, mich über ihre Unversöhnlichkeit zu wundern. Das ist alles das Anstiften meines unmenschlichen Bruders. GOtt vergebe es ihm, das wünschet seine Schwester, und
Jhre ergebenste Freundin Cl. Harlowe.
Der
eilung! Der angebohrne Hochmuth pflegt uns nicht gantz zu verlaſſen, wenn er auch noch ſo ſehr ge- kraͤnckt wird: allein ich kann jetzt alles verſchmer- tzen und uͤber mich ergehen laſſen.
Es iſt fuͤr mich ein Ungluͤck, daß ich meine Han- nichen nicht haben kann: ihre Unpaͤßlichkeit gehet mir nicht weniger zu Hertzen, als mein Verluſt da- bey. Weil Sie doch wollen, daß ich Jhnen ver- pflichtet ſeyn ſoll, und es mir zum Hochmuth aus- legen wuͤrden, wenn ich alle Jhre Guͤtigkeit aus- ſchluͤge, ſo haben Sie die Gewogenheit, ihr in mei- nem Nahmen zwey Guineas zu ſchicken.
Wenn ich nichts anders vor mir habe, als ihn zu nehmen, ſo iſt es mir doch einiger Troſt, daß ſeine Anverwanten mich verlauffenes Maͤdchen nicht verachten, wie man es von Perſonen von ih- rem Stande befuͤrchten moͤchte.
Kann mein grauſamer Onckle argwohnen, daß ‒ ‒ Mein Hertz erlaubt meiner Feder nicht, mehr zu ſchreiben, weil mich ſein Verdacht allzu ſehr verdrieſſet. Wenn die Meinigen dergleichen von mir glauben, ſo hoͤre ich auf, mich uͤber ihre Unverſoͤhnlichkeit zu wundern. Das iſt alles das Anſtiften meines unmenſchlichen Bruders. GOtt vergebe es ihm, das wuͤnſchet ſeine Schweſter, und
Jhre ergebenſte Freundin Cl. Harlowe.
Der
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eilung! Der angebohrne Hochmuth pflegt uns nicht
gantz zu verlaſſen, wenn er auch noch ſo ſehr ge-
kraͤnckt wird: allein ich kann jetzt alles verſchmer-
tzen und uͤber mich ergehen laſſen.
Es iſt fuͤr mich ein Ungluͤck, daß ich meine Han-
nichen nicht haben kann: ihre Unpaͤßlichkeit gehet
mir nicht weniger zu Hertzen, als mein Verluſt da-
bey. Weil Sie doch wollen, daß ich Jhnen ver-
pflichtet ſeyn ſoll, und es mir zum Hochmuth aus-
legen wuͤrden, wenn ich alle Jhre Guͤtigkeit aus-
ſchluͤge, ſo haben Sie die Gewogenheit, ihr in mei-
nem Nahmen zwey Guineas zu ſchicken.
Wenn ich nichts anders vor mir habe, als ihn
zu nehmen, ſo iſt es mir doch einiger Troſt, daß
ſeine Anverwanten mich verlauffenes Maͤdchen
nicht verachten, wie man es von Perſonen von ih-
rem Stande befuͤrchten moͤchte.
Kann mein grauſamer Onckle argwohnen,
daß ‒ ‒ Mein Hertz erlaubt meiner Feder nicht,
mehr zu ſchreiben, weil mich ſein Verdacht allzu
ſehr verdrieſſet. Wenn die Meinigen dergleichen
von mir glauben, ſo hoͤre ich auf, mich uͤber ihre
Unverſoͤhnlichkeit zu wundern. Das iſt alles das
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/301>, abgerufen am 22.12.2024.
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