Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



nennet? Was meinest du, was ist der Endzweck
hievon? Jn Ewigkeit wirst du den nicht errathen;
ich will dir die Mühe nicht einmahl machen. Wie,
wenn eine allzudienstfertige Freundin sich nach Do-
ver-Street
erkundigte, um mehr Nachricht von
der Witwe einzuziehen, (Die Fräulein Howe ist
so listig als der Teufel, und nicht weniger geschäf-
tig als dieser böse Geist, und es findet sich weder
ein solcher Nahme noch ein solches Haus in der
Strasse; wird nicht der beste Spür-Hund die Spur
verlieren?

Allein du fragst mich: wie willst du es anfan-
gen, Lovelace, daß die Fräulein dich nicht hasset,
und noch mehreren Verdacht auf dich wirfft, wenn
sie erfährt, daß sie in einer andern Strasse ist.

Dafür sey unbesorgt. Jch will ihr das schon
verbergen: oder wir werden uns um die Zeit besser
verstehen: oder, wenn wir uns nicht besser verste-
hen, so soll sie soviel von mir wissen, daß sie solche
Kleinigkeiten von Sünden nicht mehr ausmutzet.

Allein wie willst du die Fräulein hindern, daß
sie der Howe nicht den rechten Nahmen schreibt?

Wie? muß sie nicht den Nahmen erst selbst wis-
sen, ehe sie ihn schreiben kann? Bist du nicht ein
Schlaraffe?

Wie willst du es aber machen, daß sie den Nah-
men der Strasse nicht erfährt; und daß ihre Freun-
din die Briefe nicht in das Haus schicket, welches
eben so schlimm seyn würde, als wenn sie den Nah-
men selbst wüste?

Laß mich selbst dafür sorgen.

Du



nennet? Was meineſt du, was iſt der Endzweck
hievon? Jn Ewigkeit wirſt du den nicht errathen;
ich will dir die Muͤhe nicht einmahl machen. Wie,
wenn eine allzudienſtfertige Freundin ſich nach Do-
ver-Street
erkundigte, um mehr Nachricht von
der Witwe einzuziehen, (Die Fraͤulein Howe iſt
ſo liſtig als der Teufel, und nicht weniger geſchaͤf-
tig als dieſer boͤſe Geiſt, und es findet ſich weder
ein ſolcher Nahme noch ein ſolches Haus in der
Straſſe; wird nicht der beſte Spuͤr-Hund die Spur
verlieren?

Allein du fragſt mich: wie willſt du es anfan-
gen, Lovelace, daß die Fraͤulein dich nicht haſſet,
und noch mehreren Verdacht auf dich wirfft, wenn
ſie erfaͤhrt, daß ſie in einer andern Straſſe iſt.

Dafuͤr ſey unbeſorgt. Jch will ihr das ſchon
verbergen: oder wir werden uns um die Zeit beſſer
verſtehen: oder, wenn wir uns nicht beſſer verſte-
hen, ſo ſoll ſie ſoviel von mir wiſſen, daß ſie ſolche
Kleinigkeiten von Suͤnden nicht mehr auſmutzet.

Allein wie willſt du die Fraͤulein hindern, daß
ſie der Howe nicht den rechten Nahmen ſchreibt?

Wie? muß ſie nicht den Nahmen erſt ſelbſt wiſ-
ſen, ehe ſie ihn ſchreiben kann? Biſt du nicht ein
Schlaraffe?

Wie willſt du es aber machen, daß ſie den Nah-
men der Straſſe nicht erfaͤhrt; und daß ihre Freun-
din die Briefe nicht in das Haus ſchicket, welches
eben ſo ſchlimm ſeyn wuͤrde, als wenn ſie den Nah-
men ſelbſt wuͤſte?

Laß mich ſelbſt dafuͤr ſorgen.

Du
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0312" n="298"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
nennet? Was meine&#x017F;t du, was i&#x017F;t der Endzweck<lb/>
hievon? Jn Ewigkeit wir&#x017F;t du den nicht errathen;<lb/>
ich will dir die Mu&#x0364;he nicht einmahl machen. Wie,<lb/>
wenn eine allzudien&#x017F;tfertige Freundin &#x017F;ich nach <hi rendition="#fr">Do-<lb/>
ver-Street</hi> erkundigte, um mehr Nachricht von<lb/>
der Witwe einzuziehen, (Die Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Howe</hi> i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;o li&#x017F;tig als der Teufel, und nicht weniger ge&#x017F;cha&#x0364;f-<lb/>
tig als die&#x017F;er bo&#x0364;&#x017F;e Gei&#x017F;t, und es findet &#x017F;ich weder<lb/>
ein &#x017F;olcher Nahme noch ein &#x017F;olches Haus in der<lb/>
Stra&#x017F;&#x017F;e; wird nicht der be&#x017F;te Spu&#x0364;r-Hund die Spur<lb/>
verlieren?</p><lb/>
          <p>Allein du frag&#x017F;t mich: wie will&#x017F;t du es anfan-<lb/>
gen, <hi rendition="#fr">Lovelace,</hi> daß die Fra&#x0364;ulein dich nicht ha&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
und noch mehreren Verdacht auf dich wirfft, wenn<lb/>
&#x017F;ie erfa&#x0364;hrt, daß &#x017F;ie in einer andern Stra&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Dafu&#x0364;r &#x017F;ey unbe&#x017F;orgt. Jch will ihr das &#x017F;chon<lb/>
verbergen: oder wir werden uns um die Zeit be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
ver&#x017F;tehen: oder, wenn wir uns nicht be&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;te-<lb/>
hen, &#x017F;o &#x017F;oll &#x017F;ie &#x017F;oviel von mir wi&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie &#x017F;olche<lb/>
Kleinigkeiten von Su&#x0364;nden nicht mehr au&#x017F;mutzet.</p><lb/>
          <p>Allein wie will&#x017F;t du die Fra&#x0364;ulein hindern, daß<lb/>
&#x017F;ie der <hi rendition="#fr">Howe</hi> nicht den rechten Nahmen &#x017F;chreibt?</p><lb/>
          <p>Wie? muß &#x017F;ie nicht den Nahmen er&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, ehe &#x017F;ie ihn &#x017F;chreiben kann? Bi&#x017F;t du nicht ein<lb/>
Schlaraffe?</p><lb/>
          <p>Wie will&#x017F;t du es aber machen, daß &#x017F;ie den Nah-<lb/>
men der Stra&#x017F;&#x017F;e nicht erfa&#x0364;hrt; und daß ihre Freun-<lb/>
din die Briefe nicht in das Haus &#x017F;chicket, welches<lb/>
eben &#x017F;o &#x017F;chlimm &#x017F;eyn wu&#x0364;rde, als wenn &#x017F;ie den Nah-<lb/>
men &#x017F;elb&#x017F;t wu&#x0364;&#x017F;te?</p><lb/>
          <p>Laß mich &#x017F;elb&#x017F;t dafu&#x0364;r &#x017F;orgen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Du</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0312] nennet? Was meineſt du, was iſt der Endzweck hievon? Jn Ewigkeit wirſt du den nicht errathen; ich will dir die Muͤhe nicht einmahl machen. Wie, wenn eine allzudienſtfertige Freundin ſich nach Do- ver-Street erkundigte, um mehr Nachricht von der Witwe einzuziehen, (Die Fraͤulein Howe iſt ſo liſtig als der Teufel, und nicht weniger geſchaͤf- tig als dieſer boͤſe Geiſt, und es findet ſich weder ein ſolcher Nahme noch ein ſolches Haus in der Straſſe; wird nicht der beſte Spuͤr-Hund die Spur verlieren? Allein du fragſt mich: wie willſt du es anfan- gen, Lovelace, daß die Fraͤulein dich nicht haſſet, und noch mehreren Verdacht auf dich wirfft, wenn ſie erfaͤhrt, daß ſie in einer andern Straſſe iſt. Dafuͤr ſey unbeſorgt. Jch will ihr das ſchon verbergen: oder wir werden uns um die Zeit beſſer verſtehen: oder, wenn wir uns nicht beſſer verſte- hen, ſo ſoll ſie ſoviel von mir wiſſen, daß ſie ſolche Kleinigkeiten von Suͤnden nicht mehr auſmutzet. Allein wie willſt du die Fraͤulein hindern, daß ſie der Howe nicht den rechten Nahmen ſchreibt? Wie? muß ſie nicht den Nahmen erſt ſelbſt wiſ- ſen, ehe ſie ihn ſchreiben kann? Biſt du nicht ein Schlaraffe? Wie willſt du es aber machen, daß ſie den Nah- men der Straſſe nicht erfaͤhrt; und daß ihre Freun- din die Briefe nicht in das Haus ſchicket, welches eben ſo ſchlimm ſeyn wuͤrde, als wenn ſie den Nah- men ſelbſt wuͤſte? Laß mich ſelbſt dafuͤr ſorgen. Du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/312
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/312>, abgerufen am 22.12.2024.