manche freye und argwöhnische Ausdrücke gereuen, welcher ich mich in meinen vorigen Briefen von ihm bedienet habe. Jch bitte Sie, alles das bey sich zu behalten, was in meinen Briefen ihm nicht zur Ehre gereichet.
Jch muß Jhnen gestehen, daß sein freundliches Betragen, und mein niedergeschlagenes Gemüth, nebst Jhren ehemahligen Rath mich so weit ge- bracht hat, daß ich seine Erklärungen denselbigen Sonntags Abend ohne Widerrede angenommen ha- be. Jch bin jetzt mehr in seiner Gewalt, als jemahls.
Er dringet alle Stunden in mich, und verlan- get neue Zeichen der Werthachtung und des Zutrau- ens gegen sich. Er saget: an jener habe er ge- zweifelt, und an dieser beynahe verzweifelt.
Jch habe mir einige bejahende Ausdrücke entfah- ren lassen: wenn er sich nicht wohl gegen mich auf- führet, so muß ich dem heftigen Briefe meiner Schwester viele Schuld beymessen, denn ich selbst habe keine Entschliessung, und würde mich zu nichts entschlossen haben. Alle meine Bluts-Freunde ver- lassen mich; Sie sind meine einzige Freundin, und Sie können doch weiter nichts thun, als Mitleyden mit mir haben, weil Jhnen die Hände gebunden sind: ich war daher gezwungen, in meiner Noth den Schutz anzunehmen, den ich finden konnte.
Das tröstet mich, daß Jhr wiederhohlter Rath die Zeichen des Zutrauens rechtfertiget, die ich Herrn Lovelacen gegeben habe. Jhre Briefe machen, daß ich mich mit Freuden in den Wagen setze nach London zu fahren: Denn vorher lag mir ein Stein
auf
manche freye und argwoͤhniſche Ausdruͤcke gereuen, welcher ich mich in meinen vorigen Briefen von ihm bedienet habe. Jch bitte Sie, alles das bey ſich zu behalten, was in meinen Briefen ihm nicht zur Ehre gereichet.
Jch muß Jhnen geſtehen, daß ſein freundliches Betragen, und mein niedergeſchlagenes Gemuͤth, nebſt Jhren ehemahligen Rath mich ſo weit ge- bracht hat, daß ich ſeine Erklaͤrungen denſelbigen Sonntags Abend ohne Widerrede angenommen ha- be. Jch bin jetzt mehr in ſeiner Gewalt, als jemahls.
Er dringet alle Stunden in mich, und verlan- get neue Zeichen der Werthachtung und des Zutrau- ens gegen ſich. Er ſaget: an jener habe er ge- zweifelt, und an dieſer beynahe verzweifelt.
Jch habe mir einige bejahende Ausdruͤcke entfah- ren laſſen: wenn er ſich nicht wohl gegen mich auf- fuͤhret, ſo muß ich dem heftigen Briefe meiner Schweſter viele Schuld beymeſſen, denn ich ſelbſt habe keine Entſchlieſſung, und wuͤrde mich zu nichts entſchloſſen haben. Alle meine Bluts-Freunde ver- laſſen mich; Sie ſind meine einzige Freundin, und Sie koͤnnen doch weiter nichts thun, als Mitleyden mit mir haben, weil Jhnen die Haͤnde gebunden ſind: ich war daher gezwungen, in meiner Noth den Schutz anzunehmen, den ich finden konnte.
Das troͤſtet mich, daß Jhr wiederhohlter Rath die Zeichen des Zutrauens rechtfertiget, die ich Herrn Lovelacen gegeben habe. Jhre Briefe machen, daß ich mich mit Freuden in den Wagen ſetze nach London zu fahren: Denn vorher lag mir ein Stein
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manche freye und argwoͤhniſche Ausdruͤcke gereuen,
welcher ich mich in meinen vorigen Briefen von ihm
bedienet habe. Jch bitte Sie, alles das bey ſich
zu behalten, was in meinen Briefen ihm nicht zur
Ehre gereichet.
Jch muß Jhnen geſtehen, daß ſein freundliches
Betragen, und mein niedergeſchlagenes Gemuͤth,
nebſt Jhren ehemahligen Rath mich ſo weit ge-
bracht hat, daß ich ſeine Erklaͤrungen denſelbigen
Sonntags Abend ohne Widerrede angenommen ha-
be. Jch bin jetzt mehr in ſeiner Gewalt, als jemahls.
Er dringet alle Stunden in mich, und verlan-
get neue Zeichen der Werthachtung und des Zutrau-
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Jch habe mir einige bejahende Ausdruͤcke entfah-
ren laſſen: wenn er ſich nicht wohl gegen mich auf-
fuͤhret, ſo muß ich dem heftigen Briefe meiner
Schweſter viele Schuld beymeſſen, denn ich ſelbſt
habe keine Entſchlieſſung, und wuͤrde mich zu nichts
entſchloſſen haben. Alle meine Bluts-Freunde ver-
laſſen mich; Sie ſind meine einzige Freundin, und
Sie koͤnnen doch weiter nichts thun, als Mitleyden
mit mir haben, weil Jhnen die Haͤnde gebunden
ſind: ich war daher gezwungen, in meiner Noth den
Schutz anzunehmen, den ich finden konnte.
Das troͤſtet mich, daß Jhr wiederhohlter Rath
die Zeichen des Zutrauens rechtfertiget, die ich Herrn
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/426>, abgerufen am 22.12.2024.
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