kann. Die verfluchte Heuchlerin, die Sinclair! (wie du sie nennest.) Wie war es möglich, daß sie sich so heilig stellen konnte, so lange die Fräulein bey uns war! Sey ehrlich, und heyrathe das Kind. Sey noch dazu danckbar, wenn es sich so weit herab läßt, dich zu heyrathen. Wenn du das nicht thust, so bist du der ärgste und undanckbarste Mensch, und du wirst in dieser und in jener Welt dafür gestraft wer- den. Gestraft müßtest und solltest du werden, wenn auch eine solche Manns-Person dein Richter wäre, die noch nie ein Mitleiden gegen die Schönen empfun- den hat, nehmlich
dein partheyischer Freund J. Belford.
Die Brüder hatten mir aufgetragen, daß ich dir dieses schreiben sollte. Weil sie unsere Schrist nicht lesen können, so habe ich ihnen den Brief vorgelesen, und sie billigen ihn. Sie haben ihn von freyen Stü- cken unterschrieben. Jch habe nicht säumen wollen, ihn abzuschicken, damit nicht eine abscheuliche That seine Absendung zu spät mache.
Thomas Belton.
Richard Mowbray.
Jacob Tourville.
Jetzt eben bekomme ich deine beyden Briefe. Jch ändre meine Meynung nicht, und nehme meine Vor- bitte nicht zurück, ob ich gleich der Fräulein nicht gefalle.
Der
kann. Die verfluchte Heuchlerin, die Sinclair! (wie du ſie nenneſt.) Wie war es moͤglich, daß ſie ſich ſo heilig ſtellen konnte, ſo lange die Fraͤulein bey uns war! Sey ehrlich, und heyrathe das Kind. Sey noch dazu danckbar, wenn es ſich ſo weit herab laͤßt, dich zu heyrathen. Wenn du das nicht thuſt, ſo biſt du der aͤrgſte und undanckbarſte Menſch, und du wirſt in dieſer und in jener Welt dafuͤr geſtraft wer- den. Geſtraft muͤßteſt und ſollteſt du werden, wenn auch eine ſolche Manns-Perſon dein Richter waͤre, die noch nie ein Mitleiden gegen die Schoͤnen empfun- den hat, nehmlich
dein partheyiſcher Freund J. Belford.
Die Bruͤder hatten mir aufgetragen, daß ich dir dieſes ſchreiben ſollte. Weil ſie unſere Schriſt nicht leſen koͤnnen, ſo habe ich ihnen den Brief vorgeleſen, und ſie billigen ihn. Sie haben ihn von freyen Stuͤ- cken unterſchrieben. Jch habe nicht ſaͤumen wollen, ihn abzuſchicken, damit nicht eine abſcheuliche That ſeine Abſendung zu ſpaͤt mache.
Thomas Belton.
Richard Mowbray.
Jacob Tourville.
Jetzt eben bekomme ich deine beyden Briefe. Jch aͤndre meine Meynung nicht, und nehme meine Vor- bitte nicht zuruͤck, ob ich gleich der Fraͤulein nicht gefalle.
Der
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kann. Die verfluchte Heuchlerin, die Sinclair!
(wie du ſie nenneſt.) Wie war es moͤglich, daß ſie
ſich ſo heilig ſtellen konnte, ſo lange die Fraͤulein bey
uns war! Sey ehrlich, und heyrathe das Kind.
Sey noch dazu danckbar, wenn es ſich ſo weit herab
laͤßt, dich zu heyrathen. Wenn du das nicht thuſt,
ſo biſt du der aͤrgſte und undanckbarſte Menſch, und
du wirſt in dieſer und in jener Welt dafuͤr geſtraft wer-
den. Geſtraft muͤßteſt und ſollteſt du werden, wenn
auch eine ſolche Manns-Perſon dein Richter waͤre, die
noch nie ein Mitleiden gegen die Schoͤnen empfun-
den hat, nehmlich
dein partheyiſcher Freund
J. Belford.
Die Bruͤder hatten mir aufgetragen, daß ich dir
dieſes ſchreiben ſollte. Weil ſie unſere Schriſt nicht
leſen koͤnnen, ſo habe ich ihnen den Brief vorgeleſen,
und ſie billigen ihn. Sie haben ihn von freyen Stuͤ-
cken unterſchrieben. Jch habe nicht ſaͤumen wollen,
ihn abzuſchicken, damit nicht eine abſcheuliche That
ſeine Abſendung zu ſpaͤt mache.
Thomas Belton.
Richard Mowbray.
Jacob Tourville.
Jetzt eben bekomme ich deine beyden Briefe. Jch
aͤndre meine Meynung nicht, und nehme meine Vor-
bitte nicht zuruͤck, ob ich gleich der Fraͤulein nicht
gefalle.
Der
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/550>, abgerufen am 22.12.2024.
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