Jch bin Jhnen und dem Herrn Hickman ver- bunden, daß Sie die Gütigkeit gehabt haben, mir die verlangte Antwort zu meiner Beruhigung so bald zu ertheilen. Jch schreibe Jhnen den ferne- ren Verlauff meiner Geschichte, und gehorche mei- ner lieben drohenden Gebieterin.
Hier folgen die Unterredungen, die sie am Dienstage früh mit Herrn Lovelacen gehabt hat, fast eben so wie sie Herr Lovelace in dem 72sten Briefe erzählet.
Er beschuldiget mich immer, daß ich allzu mißtrau- isch und behutsam sey, und nie mit ihm zufrieden zu seyn schiene. Er glaube, ich hätte gegen Herrn Solmes nicht abgeneigter thun können: gantz wi- der alle seine Hoffnung fände er, daß er in so langer Zeit eine Person, auf die er sich eine so nahe Hoffnung gemacht hätte, noch nicht dahin bringen könnte, ihn andern seines Geschlechts durch das geringste Merckmahl der Liebe vorzuziehen.
Eine wunderliche und partheyische Anfoderung! Kann er denn die Ursache nicht errathen, die mich zwinget, ihm so fremde zu begegnen? Sein Hoch- muth verdunckelt seinen Verstand. Ein recht nie- driger Hochmuth ist es, der allen wahren und edlen Hochmuth in ihm vertilget hat: er sollte sich zu groß achten, sich mit solchen Eitelkeiten zu verunehren. Haben Sie nicht gesehen, wie der Mensch damals, als ich das Glück hatte, mich in Jhrem Hause zu befinden, sich immer umsahe, so oft er über den Hof nach seinem Wagen ging, um die Augen zu zählen, die ihm nachsehen würden? Jedoch wir
haben
Jch bin Jhnen und dem Herrn Hickman ver- bunden, daß Sie die Guͤtigkeit gehabt haben, mir die verlangte Antwort zu meiner Beruhigung ſo bald zu ertheilen. Jch ſchreibe Jhnen den ferne- ren Verlauff meiner Geſchichte, und gehorche mei- ner lieben drohenden Gebieterin.
Hier folgen die Unterredungen, die ſie am Dienſtage fruͤh mit Herrn Lovelacen gehabt hat, faſt eben ſo wie ſie Herr Lovelace in dem 72ſten Briefe erzaͤhlet.
Er beſchuldiget mich immer, daß ich allzu mißtrau- iſch und behutſam ſey, und nie mit ihm zufrieden zu ſeyn ſchiene. Er glaube, ich haͤtte gegen Herrn Solmes nicht abgeneigter thun koͤnnen: gantz wi- der alle ſeine Hoffnung faͤnde er, daß er in ſo langer Zeit eine Perſon, auf die er ſich eine ſo nahe Hoffnung gemacht haͤtte, noch nicht dahin bringen koͤnnte, ihn andern ſeines Geſchlechts durch das geringſte Merckmahl der Liebe vorzuziehen.
Eine wunderliche und partheyiſche Anfoderung! Kann er denn die Urſache nicht errathen, die mich zwinget, ihm ſo fremde zu begegnen? Sein Hoch- muth verdunckelt ſeinen Verſtand. Ein recht nie- driger Hochmuth iſt es, der allen wahren und edlen Hochmuth in ihm vertilget hat: er ſollte ſich zu groß achten, ſich mit ſolchen Eitelkeiten zu verunehren. Haben Sie nicht geſehen, wie der Menſch damals, als ich das Gluͤck hatte, mich in Jhrem Hauſe zu befinden, ſich immer umſahe, ſo oft er uͤber den Hof nach ſeinem Wagen ging, um die Augen zu zaͤhlen, die ihm nachſehen wuͤrden? Jedoch wir
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Jch bin Jhnen und dem Herrn Hickman ver-
bunden, daß Sie die Guͤtigkeit gehabt haben,
mir die verlangte Antwort zu meiner Beruhigung
ſo bald zu ertheilen. Jch ſchreibe Jhnen den ferne-
ren Verlauff meiner Geſchichte, und gehorche mei-
ner lieben drohenden Gebieterin.
Hier folgen die Unterredungen, die ſie am
Dienſtage fruͤh mit Herrn Lovelacen gehabt
hat, faſt eben ſo wie ſie Herr Lovelace in dem
72ſten Briefe erzaͤhlet.
Er beſchuldiget mich immer, daß ich allzu mißtrau-
iſch und behutſam ſey, und nie mit ihm zufrieden zu
ſeyn ſchiene. Er glaube, ich haͤtte gegen Herrn
Solmes nicht abgeneigter thun koͤnnen: gantz wi-
der alle ſeine Hoffnung faͤnde er, daß er in ſo langer
Zeit eine Perſon, auf die er ſich eine ſo nahe Hoffnung
gemacht haͤtte, noch nicht dahin bringen koͤnnte,
ihn andern ſeines Geſchlechts durch das geringſte
Merckmahl der Liebe vorzuziehen.
Eine wunderliche und partheyiſche Anfoderung!
Kann er denn die Urſache nicht errathen, die mich
zwinget, ihm ſo fremde zu begegnen? Sein Hoch-
muth verdunckelt ſeinen Verſtand. Ein recht nie-
driger Hochmuth iſt es, der allen wahren und edlen
Hochmuth in ihm vertilget hat: er ſollte ſich zu groß
achten, ſich mit ſolchen Eitelkeiten zu verunehren.
Haben Sie nicht geſehen, wie der Menſch damals,
als ich das Gluͤck hatte, mich in Jhrem Hauſe zu
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/562>, abgerufen am 22.12.2024.
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