beste Hoffnung bey einem solchen Menschen wäre. Er bekam hiedurch Zeit fortzureden: und das that er mit einer Gebeerde, die immer ernsthafter ward.
Er hoffete, ich würde ihm das vergeben, was er jetzt sagen müßte. Es gehe ihm, bey seiner Seele! nahe, sehr nahe (sagte er nochmahls, mit veränderter Farbe und Sprache) daß er nicht an- ders könnte als wahrnehmen, daß ich mich viel lieber hätte in die Gefahr begeben wollen, des Solmes Frau zu werden, als mich in Freyheit setzen, und es mir möglich machen, einen Mann zu belohnen, der um meinet willen, (wenn ich ihm erlauben wollte dis zu sagen) eben so viel ge- litten hätte, als ich um seinet willen, und der auf alle meine Befehle auf (ich bitte um Vergebung) auf alle veränderlichen Züge meiner Feder gelaurt, zu allen Stunden, und bey allem Wetter gelaurt hätte, und zwar dieses mit solcher Willigkeit und Eifer, die das untrüglichste Zeichen der allerzärt- lichsten Ergebenheit wären.
(Hier fing ich an, mit mehrerer Empfindung auf seine Rede zu mercken; er fuhr fort:)
Und warum habe ich dieses alles gethan, Fräu- lein? (Jch sahe ihn starre an) blos, um sie zu be- wegen, daß sie sich von einer so niederträchtigen Sclaverey und Unterdrückung befreyen möchten.
Herr Lovelace! sagte ich mit einer merckli- chen Empfindlichkeit.
Hören sie mich nur aus, meine liebe Fräulein. Mein Hertz ist allzuvoll: ich muß es vor Jhnen
aus-
beſte Hoffnung bey einem ſolchen Menſchen waͤre. Er bekam hiedurch Zeit fortzureden: und das that er mit einer Gebeerde, die immer ernſthafter ward.
Er hoffete, ich wuͤrde ihm das vergeben, was er jetzt ſagen muͤßte. Es gehe ihm, bey ſeiner Seele! nahe, ſehr nahe (ſagte er nochmahls, mit veraͤnderter Farbe und Sprache) daß er nicht an- ders koͤnnte als wahrnehmen, daß ich mich viel lieber haͤtte in die Gefahr begeben wollen, des Solmes Frau zu werden, als mich in Freyheit ſetzen, und es mir moͤglich machen, einen Mann zu belohnen, der um meinet willen, (wenn ich ihm erlauben wollte dis zu ſagen) eben ſo viel ge- litten haͤtte, als ich um ſeinet willen, und der auf alle meine Befehle auf (ich bitte um Vergebung) auf alle veraͤnderlichen Zuͤge meiner Feder gelaurt, zu allen Stunden, und bey allem Wetter gelaurt haͤtte, und zwar dieſes mit ſolcher Willigkeit und Eifer, die das untruͤglichſte Zeichen der allerzaͤrt- lichſten Ergebenheit waͤren.
(Hier fing ich an, mit mehrerer Empfindung auf ſeine Rede zu mercken; er fuhr fort:)
Und warum habe ich dieſes alles gethan, Fraͤu- lein? (Jch ſahe ihn ſtarre an) blos, um ſie zu be- wegen, daß ſie ſich von einer ſo niedertraͤchtigen Sclaverey und Unterdruͤckung befreyen moͤchten.
Herr Lovelace! ſagte ich mit einer merckli- chen Empfindlichkeit.
Hoͤren ſie mich nur aus, meine liebe Fraͤulein. Mein Hertz iſt allzuvoll: ich muß es vor Jhnen
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beſte Hoffnung bey einem ſolchen Menſchen waͤre.
Er bekam hiedurch Zeit fortzureden: und das
that er mit einer Gebeerde, die immer ernſthafter
ward.
Er hoffete, ich wuͤrde ihm das vergeben, was
er jetzt ſagen muͤßte. Es gehe ihm, bey ſeiner
Seele! nahe, ſehr nahe (ſagte er nochmahls, mit
veraͤnderter Farbe und Sprache) daß er nicht an-
ders koͤnnte als wahrnehmen, daß ich mich viel
lieber haͤtte in die Gefahr begeben wollen, des
Solmes Frau zu werden, als mich in Freyheit
ſetzen, und es mir moͤglich machen, einen Mann
zu belohnen, der um meinet willen, (wenn ich
ihm erlauben wollte dis zu ſagen) eben ſo viel ge-
litten haͤtte, als ich um ſeinet willen, und der auf
alle meine Befehle auf (ich bitte um Vergebung)
auf alle veraͤnderlichen Zuͤge meiner Feder gelaurt,
zu allen Stunden, und bey allem Wetter gelaurt
haͤtte, und zwar dieſes mit ſolcher Willigkeit und
Eifer, die das untruͤglichſte Zeichen der allerzaͤrt-
lichſten Ergebenheit waͤren.
(Hier fing ich an, mit mehrerer Empfindung
auf ſeine Rede zu mercken; er fuhr fort:)
Und warum habe ich dieſes alles gethan, Fraͤu-
lein? (Jch ſahe ihn ſtarre an) blos, um ſie zu be-
wegen, daß ſie ſich von einer ſo niedertraͤchtigen
Sclaverey und Unterdruͤckung befreyen moͤchten.
Herr Lovelace! ſagte ich mit einer merckli-
chen Empfindlichkeit.
Hoͤren ſie mich nur aus, meine liebe Fraͤulein.
Mein Hertz iſt allzuvoll: ich muß es vor Jhnen
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/75>, abgerufen am 22.12.2024.
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