[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.Sie sagte, so möchten es denn 300 seyn. Damit sie sich auf noch mehreres Rechnung machen möch- te, so erboth ich mich gleich zu 500, und versprach es ihr völlig zu überlassen, was sie mit dem Gelde machen wollte, das ihr Vater von ihr in Händen hätte, ob sie wollte die Frau Norton davon ver- sorgen, oder andern Wohlthaten zufließen lassen. Sie sagte, die gute Frau würde nur un- Das ist Klugheit, das ist ein rechtes Urtheil trauen
Sie ſagte, ſo moͤchten es denn 300 ſeyn. Damit ſie ſich auf noch mehreres Rechnung machen moͤch- te, ſo erboth ich mich gleich zu 500, und verſprach es ihr voͤllig zu uͤberlaſſen, was ſie mit dem Gelde machen wollte, das ihr Vater von ihr in Haͤnden haͤtte, ob ſie wollte die Frau Norton davon ver- ſorgen, oder andern Wohlthaten zufließen laſſen. Sie ſagte, die gute Frau wuͤrde nur un- Das iſt Klugheit, das iſt ein rechtes Urtheil trauen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0309" n="303"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Sie ſagte, ſo moͤchten es denn 300 ſeyn. Damit<lb/> ſie ſich auf noch mehreres Rechnung machen moͤch-<lb/> te, ſo erboth ich mich gleich zu 500, und verſprach<lb/> es ihr voͤllig zu uͤberlaſſen, was ſie mit dem Gelde<lb/> machen wollte, das ihr Vater von ihr in Haͤnden<lb/> haͤtte, ob ſie wollte die Frau <hi rendition="#fr">Norton</hi> davon ver-<lb/> ſorgen, oder andern Wohlthaten zufließen laſſen.</p><lb/> <p>Sie ſagte, die gute Frau wuͤrde nur un-<lb/> ruhig werden, wenn ſie mehr fuͤr ſie thaͤte, als<lb/> etwas mittelmaͤßiges. Sie machte gern die<lb/> Einrichtung in allen, was ſie ſchenckte, nach der<lb/> bisherigen Lebens- Art der Leute. Wenn man<lb/> weiter ginge, ſo verurſachte man nur dadurch, daß<lb/> ſich der, dem man wohl wollte, durch weit ausſe-<lb/> hende Anſchlaͤge in Unruhe ſetzte, oder man mach-<lb/> te, daß ſie ſich in ihre neue Umſtaͤnde nicht ſchicken<lb/> koͤnnten, da ſie doch in ihren bisherigen Umſtaͤn-<lb/> den durch ihre Auffuͤhrung beſtaͤndig Ruhm er-<lb/> halten haͤtten. Eine ſo guͤtige und kluge Mutter<lb/> wuͤrde weiter nichts verlangen, als ſo viel, daß ſie<lb/> ihren Sohn zur rechten Zeit zu der Lebens. Art,<lb/> die er erwaͤhlet haͤtte, ausſteuren koͤnnte, und da-<lb/> bey ſelbſt noch ſo viel uͤbrig behielte, daß ſie weder<lb/> Mangel litte, noch noͤthig haͤtte, kuͤnftig von ih-<lb/> rem Kinde das wieder anzunehmen, was ſie ihm<lb/> gegeben haͤtte.</p><lb/> <p>Das iſt Klugheit, das iſt ein rechtes Urtheil<lb/> bey ſo jungen Jahren! Wie boͤſe bin ich auf die<lb/><hi rendition="#fr">Harlowes,</hi> daß ſie einen ſolchen Engel hervorge-<lb/> bracht haben! Warum hat das Kind nicht mei-<lb/> ne aufrichtige Bitte ſtatt finden und ſich mir an-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">trauen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [303/0309]
Sie ſagte, ſo moͤchten es denn 300 ſeyn. Damit
ſie ſich auf noch mehreres Rechnung machen moͤch-
te, ſo erboth ich mich gleich zu 500, und verſprach
es ihr voͤllig zu uͤberlaſſen, was ſie mit dem Gelde
machen wollte, das ihr Vater von ihr in Haͤnden
haͤtte, ob ſie wollte die Frau Norton davon ver-
ſorgen, oder andern Wohlthaten zufließen laſſen.
Sie ſagte, die gute Frau wuͤrde nur un-
ruhig werden, wenn ſie mehr fuͤr ſie thaͤte, als
etwas mittelmaͤßiges. Sie machte gern die
Einrichtung in allen, was ſie ſchenckte, nach der
bisherigen Lebens- Art der Leute. Wenn man
weiter ginge, ſo verurſachte man nur dadurch, daß
ſich der, dem man wohl wollte, durch weit ausſe-
hende Anſchlaͤge in Unruhe ſetzte, oder man mach-
te, daß ſie ſich in ihre neue Umſtaͤnde nicht ſchicken
koͤnnten, da ſie doch in ihren bisherigen Umſtaͤn-
den durch ihre Auffuͤhrung beſtaͤndig Ruhm er-
halten haͤtten. Eine ſo guͤtige und kluge Mutter
wuͤrde weiter nichts verlangen, als ſo viel, daß ſie
ihren Sohn zur rechten Zeit zu der Lebens. Art,
die er erwaͤhlet haͤtte, ausſteuren koͤnnte, und da-
bey ſelbſt noch ſo viel uͤbrig behielte, daß ſie weder
Mangel litte, noch noͤthig haͤtte, kuͤnftig von ih-
rem Kinde das wieder anzunehmen, was ſie ihm
gegeben haͤtte.
Das iſt Klugheit, das iſt ein rechtes Urtheil
bey ſo jungen Jahren! Wie boͤſe bin ich auf die
Harlowes, daß ſie einen ſolchen Engel hervorge-
bracht haben! Warum hat das Kind nicht mei-
ne aufrichtige Bitte ſtatt finden und ſich mir an-
trauen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |