der Sie von aussen versuchte, ein Verständniß zu machen, damit Sie durch diese Verschwörung end- lich möchten genöthiget werden, die gefährliche Un- terredung mit ihm anzustellen.
Es scheint daher, wie ich oft gesagt habe, Jhr Fehler (wenn ich es anders einen Fehler nennen soll) ein Schluß des Schicksahls zu seyn, welches Sie andern zum Vorbilde in Jhrem Leyden vorstel- len wollte, und Sie nicht so geschickt hiezu fand, wenn Sie niemahls gefehlet hätten. Denn, mein Schatz, im Unglück sind Sie am schönsten und am grössesten. Alle Jhre widrigen Umstände dienen zur Entdeckung solcher Schönheiten, die verborgen geblieben seyn würden, wenn Sie das Glück beständig genossen hätten, das Sie von der Wiegen an begleitete; ob Sie gleich dieses Glück vollkommer verdieneten, und es so wohl zu tragen wußten, daß es Jhnen auch neue Schönheiten mittheilen mußte.
Jch bedauere hiebey nichts, als daß die Versu- chung Jhnen beschwerlich ist. Jch fühle eben so viel davon als Sie; und alle diejenigen leyden da- bey, die Sie geliebet haben, und die glaubeten, daß Sie ihnen zum Vorbilde, welches sie nachahmen und bewundern sollten, vorgestellet wären, und nun sehen müssen, daß Sie das Ziel sind, auf welches der Neid seine Pfeile verschiesset.
Schlagen Sie das nicht in den Wind, was ich Jhnen geschrieben habe. Wenn die Einbildungs- Kraft aufgebracht wird, so fangen wir alle an be- geistert zu werden und Gesichter zu sehen. Da nun Jhre Anna Howe bey Ueberlesung Jhres Briefes
findet,
der Sie von auſſen verſuchte, ein Verſtaͤndniß zu machen, damit Sie durch dieſe Verſchwoͤrung end- lich moͤchten genoͤthiget werden, die gefaͤhrliche Un- terredung mit ihm anzuſtellen.
Es ſcheint daher, wie ich oft geſagt habe, Jhr Fehler (wenn ich es anders einen Fehler nennen ſoll) ein Schluß des Schickſahls zu ſeyn, welches Sie andern zum Vorbilde in Jhrem Leyden vorſtel- len wollte, und Sie nicht ſo geſchickt hiezu fand, wenn Sie niemahls gefehlet haͤtten. Denn, mein Schatz, im Ungluͤck ſind Sie am ſchoͤnſten und am groͤſſeſten. Alle Jhre widrigen Umſtaͤnde dienen zur Entdeckung ſolcher Schoͤnheiten, die verborgen geblieben ſeyn wuͤrden, wenn Sie das Gluͤck beſtaͤndig genoſſen haͤtten, das Sie von der Wiegen an begleitete; ob Sie gleich dieſes Gluͤck vollkommer verdieneten, und es ſo wohl zu tragen wußten, daß es Jhnen auch neue Schoͤnheiten mittheilen mußte.
Jch bedauere hiebey nichts, als daß die Verſu- chung Jhnen beſchwerlich iſt. Jch fuͤhle eben ſo viel davon als Sie; und alle diejenigen leyden da- bey, die Sie geliebet haben, und die glaubeten, daß Sie ihnen zum Vorbilde, welches ſie nachahmen und bewundern ſollten, vorgeſtellet waͤren, und nun ſehen muͤſſen, daß Sie das Ziel ſind, auf welches der Neid ſeine Pfeile verſchieſſet.
Schlagen Sie das nicht in den Wind, was ich Jhnen geſchrieben habe. Wenn die Einbildungs- Kraft aufgebracht wird, ſo fangen wir alle an be- geiſtert zu werden und Geſichter zu ſehen. Da nun Jhre Anna Howe bey Ueberleſung Jhres Briefes
findet,
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der Sie von auſſen verſuchte, ein Verſtaͤndniß zu
machen, damit Sie durch dieſe Verſchwoͤrung end-
lich moͤchten genoͤthiget werden, die gefaͤhrliche Un-
terredung mit ihm anzuſtellen.
Es ſcheint daher, wie ich oft geſagt habe, Jhr
Fehler (wenn ich es anders einen Fehler nennen
ſoll) ein Schluß des Schickſahls zu ſeyn, welches
Sie andern zum Vorbilde in Jhrem Leyden vorſtel-
len wollte, und Sie nicht ſo geſchickt hiezu fand, wenn
Sie niemahls gefehlet haͤtten. Denn, mein Schatz,
im Ungluͤck ſind Sie am ſchoͤnſten und am groͤſſeſten.
Alle Jhre widrigen Umſtaͤnde dienen zur Entdeckung
ſolcher Schoͤnheiten, die verborgen geblieben ſeyn
wuͤrden, wenn Sie das Gluͤck beſtaͤndig genoſſen
haͤtten, das Sie von der Wiegen an begleitete; ob
Sie gleich dieſes Gluͤck vollkommer verdieneten, und
es ſo wohl zu tragen wußten, daß es Jhnen auch
neue Schoͤnheiten mittheilen mußte.
Jch bedauere hiebey nichts, als daß die Verſu-
chung Jhnen beſchwerlich iſt. Jch fuͤhle eben ſo
viel davon als Sie; und alle diejenigen leyden da-
bey, die Sie geliebet haben, und die glaubeten, daß
Sie ihnen zum Vorbilde, welches ſie nachahmen
und bewundern ſollten, vorgeſtellet waͤren, und nun
ſehen muͤſſen, daß Sie das Ziel ſind, auf welches der
Neid ſeine Pfeile verſchieſſet.
Schlagen Sie das nicht in den Wind, was ich
Jhnen geſchrieben habe. Wenn die Einbildungs-
Kraft aufgebracht wird, ſo fangen wir alle an be-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/42>, abgerufen am 23.11.2024.
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