ben wird, daß Frau Hodges vermuthlich nichts von der eingefädelten Unterhandlung zum Ver- gleich wissen kann, sondern im Gegentheil die Ab- sicht ist, sie vor ihr und allen andern, außer den Parteyen selbst, geheim zu halten, und es doch eben die Frau Hodges war, welche ich durch die andre Hand auszuforschen gedachte.
Nun ist so viel gewiß, meine werthe Freun-* dinn, ohne daß man sich deswegen an diese allzu sehr begünstigte Haushofmeisterinn zu wenden gehabt hat, auf zehn Meilen um Jhren Onkel herum ist kein solcher Mann. Das ist ganz sicher. Ein gewisser Tomkins ist da, ohnge- fähr vier Meilen davon: aber das ist nur ein Tagelöhner. Etwa fünf Meilen weit auf einen andern Weg ist auch ein gewisser Thompson: allein der ist ein Dorffchulmeister, arm, und ge- gen siebzig Jahr alt.
Ein Mann, der nur jährlich acht hundert* Pfund hat, kann sich nimmermehr aus einer Grafschaft in die andre zu wohnen begeben, ohne daß es in beyden alle Leute wissen und davon reden.
Jnzwischen kann man doch, wenn sie es ha- ben wollen, die Frau Hodges von weiten aus-* fragen lassen. Jhr Onkel ist ein alter Mann. Alte Leute halten sich ihren Geliebten, wofern die- se jünger, als sie selbst, sind, verpflichtet, und ver- heelen ihnen selten etwas. Wenn wir aber auch setzen, daß er aus der vorgenommenen Unter-* handlung ein Geheimniß macht: so ist es gleich- wohl unmöglich, daß sie ihn nicht vorher, ehe an
die
Fünfter Theil. K
ben wird, daß Frau Hodges vermuthlich nichts von der eingefaͤdelten Unterhandlung zum Ver- gleich wiſſen kann, ſondern im Gegentheil die Ab- ſicht iſt, ſie vor ihr und allen andern, außer den Parteyen ſelbſt, geheim zu halten, und es doch eben die Frau Hodges war, welche ich durch die andre Hand auszuforſchen gedachte.
Nun iſt ſo viel gewiß, meine werthe Freun-* dinn, ohne daß man ſich deswegen an dieſe allzu ſehr beguͤnſtigte Haushofmeiſterinn zu wenden gehabt hat, auf zehn Meilen um Jhren Onkel herum iſt kein ſolcher Mann. Das iſt ganz ſicher. Ein gewiſſer Tomkins iſt da, ohnge- faͤhr vier Meilen davon: aber das iſt nur ein Tageloͤhner. Etwa fuͤnf Meilen weit auf einen andern Weg iſt auch ein gewiſſer Thompſon: allein der iſt ein Dorffchulmeiſter, arm, und ge- gen ſiebzig Jahr alt.
Ein Mann, der nur jaͤhrlich acht hundert* Pfund hat, kann ſich nimmermehr aus einer Grafſchaft in die andre zu wohnen begeben, ohne daß es in beyden alle Leute wiſſen und davon reden.
Jnzwiſchen kann man doch, wenn ſie es ha- ben wollen, die Frau Hodges von weiten aus-* fragen laſſen. Jhr Onkel iſt ein alter Mann. Alte Leute halten ſich ihren Geliebten, wofern die- ſe juͤnger, als ſie ſelbſt, ſind, verpflichtet, und ver- heelen ihnen ſelten etwas. Wenn wir aber auch ſetzen, daß er aus der vorgenommenen Unter-* handlung ein Geheimniß macht: ſo iſt es gleich- wohl unmoͤglich, daß ſie ihn nicht vorher, ehe an
die
Fuͤnfter Theil. K
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[145/0151]
ben wird, daß Frau Hodges vermuthlich nichts
von der eingefaͤdelten Unterhandlung zum Ver-
gleich wiſſen kann, ſondern im Gegentheil die Ab-
ſicht iſt, ſie vor ihr und allen andern, außer den
Parteyen ſelbſt, geheim zu halten, und es doch
eben die Frau Hodges war, welche ich durch die
andre Hand auszuforſchen gedachte.
Nun iſt ſo viel gewiß, meine werthe Freun-
dinn, ohne daß man ſich deswegen an dieſe allzu
ſehr beguͤnſtigte Haushofmeiſterinn zu wenden
gehabt hat, auf zehn Meilen um Jhren Onkel
herum iſt kein ſolcher Mann. Das iſt ganz
ſicher. Ein gewiſſer Tomkins iſt da, ohnge-
faͤhr vier Meilen davon: aber das iſt nur ein
Tageloͤhner. Etwa fuͤnf Meilen weit auf einen
andern Weg iſt auch ein gewiſſer Thompſon:
allein der iſt ein Dorffchulmeiſter, arm, und ge-
gen ſiebzig Jahr alt.
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Ein Mann, der nur jaͤhrlich acht hundert
Pfund hat, kann ſich nimmermehr aus einer
Grafſchaft in die andre zu wohnen begeben, ohne
daß es in beyden alle Leute wiſſen und davon reden.
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Jnzwiſchen kann man doch, wenn ſie es ha-
ben wollen, die Frau Hodges von weiten aus-
fragen laſſen. Jhr Onkel iſt ein alter Mann.
Alte Leute halten ſich ihren Geliebten, wofern die-
ſe juͤnger, als ſie ſelbſt, ſind, verpflichtet, und ver-
heelen ihnen ſelten etwas. Wenn wir aber auch
ſetzen, daß er aus der vorgenommenen Unter-
handlung ein Geheimniß macht: ſo iſt es gleich-
wohl unmoͤglich, daß ſie ihn nicht vorher, ehe an
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/151>, abgerufen am 04.12.2024.
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