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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

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auszusetzen. Wie dem aber auch seyn möchte,
so wollte ich es mit der Uebersendung desselben nicht
so gemeynet haben, als wenn ich gesonnen wäre,
den Ausschub meines glücklichen Tages ihrem On-
kel freyzustellen. Wann, wann würde doch der be-
stimmet seyn? Jch wollte wieder zu der Rechts-
Cammer eilen und nicht ohne den Trauschein zu-
rückkommen.

Jch schlug die Forst zu unserm Aufenthalte
vor, so bald die glückliche Vollziehung unserer
Ehe geschehen wäre. Jch schlug dazu diesen und
jenen Tag vor.

Es wäre noch Zeit genug, antwortete sie,
den Tag zu benennen, wenn die Ehestiftung völ-
lig ausgefertiget und der Trauschein erhalten wä-
re. Glücklich würde sie seyn, wenn der gütige
Capitain Tomlinson ihres Onkels Gegenwart
insgeheim auswirken könnte!

Ein guter Wink! Vielleicht kann ich mir
ihn zu Nutze machen; entweder Aufschub zu ge-
winnen, oder Frieden zu stiften.

Keine neue Verzögerungen um des Himmels
willen! So bat ich: indem ich ihr zugleich den
bisherigen Verschub höflich vorhielte. Nennen
sie doch nur den Tag; einen baldigen Tag, etwa,
wie ich hoffete, in der künftigen Woche - - da-
mit ich zu seiner Näherung Glück wünschen und
die langsamen Stunden zählen möchte.

Jch legte meinen Kopf auf ihre Schulter.
Jch küßte ihre Hände wechselsweise. Sie sträub-
te sich mehr mit Schaam als mit Unwillen.

Sie



auszuſetzen. Wie dem aber auch ſeyn moͤchte,
ſo wollte ich es mit der Ueberſendung deſſelben nicht
ſo gemeynet haben, als wenn ich geſonnen waͤre,
den Auſſchub meines gluͤcklichen Tages ihrem On-
kel freyzuſtellen. Wann, wann wuͤrde doch der be-
ſtimmet ſeyn? Jch wollte wieder zu der Rechts-
Cammer eilen und nicht ohne den Trauſchein zu-
ruͤckkommen.

Jch ſchlug die Forſt zu unſerm Aufenthalte
vor, ſo bald die gluͤckliche Vollziehung unſerer
Ehe geſchehen waͤre. Jch ſchlug dazu dieſen und
jenen Tag vor.

Es waͤre noch Zeit genug, antwortete ſie,
den Tag zu benennen, wenn die Eheſtiftung voͤl-
lig ausgefertiget und der Trauſchein erhalten waͤ-
re. Gluͤcklich wuͤrde ſie ſeyn, wenn der guͤtige
Capitain Tomlinſon ihres Onkels Gegenwart
insgeheim auswirken koͤnnte!

Ein guter Wink! Vielleicht kann ich mir
ihn zu Nutze machen; entweder Aufſchub zu ge-
winnen, oder Frieden zu ſtiften.

Keine neue Verzoͤgerungen um des Himmels
willen! So bat ich: indem ich ihr zugleich den
bisherigen Verſchub hoͤflich vorhielte. Nennen
ſie doch nur den Tag; einen baldigen Tag, etwa,
wie ich hoffete, in der kuͤnftigen Woche ‒ ‒ da-
mit ich zu ſeiner Naͤherung Gluͤck wuͤnſchen und
die langſamen Stunden zaͤhlen moͤchte.

Jch legte meinen Kopf auf ihre Schulter.
Jch kuͤßte ihre Haͤnde wechſelsweiſe. Sie ſtraͤub-
te ſich mehr mit Schaam als mit Unwillen.

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[11/0017] auszuſetzen. Wie dem aber auch ſeyn moͤchte, ſo wollte ich es mit der Ueberſendung deſſelben nicht ſo gemeynet haben, als wenn ich geſonnen waͤre, den Auſſchub meines gluͤcklichen Tages ihrem On- kel freyzuſtellen. Wann, wann wuͤrde doch der be- ſtimmet ſeyn? Jch wollte wieder zu der Rechts- Cammer eilen und nicht ohne den Trauſchein zu- ruͤckkommen. Jch ſchlug die Forſt zu unſerm Aufenthalte vor, ſo bald die gluͤckliche Vollziehung unſerer Ehe geſchehen waͤre. Jch ſchlug dazu dieſen und jenen Tag vor. Es waͤre noch Zeit genug, antwortete ſie, den Tag zu benennen, wenn die Eheſtiftung voͤl- lig ausgefertiget und der Trauſchein erhalten waͤ- re. Gluͤcklich wuͤrde ſie ſeyn, wenn der guͤtige Capitain Tomlinſon ihres Onkels Gegenwart insgeheim auswirken koͤnnte! Ein guter Wink! Vielleicht kann ich mir ihn zu Nutze machen; entweder Aufſchub zu ge- winnen, oder Frieden zu ſtiften. Keine neue Verzoͤgerungen um des Himmels willen! So bat ich: indem ich ihr zugleich den bisherigen Verſchub hoͤflich vorhielte. Nennen ſie doch nur den Tag; einen baldigen Tag, etwa, wie ich hoffete, in der kuͤnftigen Woche ‒ ‒ da- mit ich zu ſeiner Naͤherung Gluͤck wuͤnſchen und die langſamen Stunden zaͤhlen moͤchte. Jch legte meinen Kopf auf ihre Schulter. Jch kuͤßte ihre Haͤnde wechſelsweiſe. Sie ſtraͤub- te ſich mehr mit Schaam als mit Unwillen. Sie

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/17>, abgerufen am 03.12.2024.