Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



mir bezahlet währe, zum Schelm werden mögte.
So habe das Jhre Knaden überlassen.

Meine knädige Freilein weis nichts davon,
daß ich hier herum bin. Aber ich dachte, es
währe am besten, keinen Fus von hier zu setzen,
weil sie die Loschies nur auf ein paar Tage ge-
nommen hat.

Wenn Jhre Knaden hier auf die Höhe kom-
men, will ich mich den ganzen Tag um die Schen-
ke herum oder auf die Heide sehen lassen. Jch
habe mir einen andern Rock geborcht, stat Jhre
Knaden Lieferey, und eine schwarze Parrucke, so
kann ich von meine Freilein nicht gekant wer-
den, wenn sie mich ja sehen sollte, und habe es so
gemacht, als wenn ich Zahnschmerzen hätte, mit
meinen Schnubtuch vor den Mund. So kann
man die Zähn, welche mir Jhre Knaden mit
Jhre Knaden Hände auszuschlagen beliebet ha-
ben, und mein verdammt weit Muhl, als Jhre
Knaden es beschreiben, nicht erkennen.

Die beyden innern Briefe habe ich von mei-
ne Freilein bekommen, ehe sie von dem vorigen
Hause abgegangen ist. Den einen sollte ich in
Wilsons Haus lassen für die Freilein Howe: den
nächsten sollt ich Jhre Knaden bringen. Aber
ich wust, das Jhre Knaden nicht an dem bestimm-
ten Ort wahren, und besorgte, daß es so kommen
mögte, wie es ausgefallen ist. Dessentwegen
habe ich ihn für Jhre Knaden zuruckbehalten, und
so konnte ich ihn nicht abgeben, als bis ich Jhre
Knaden selbst zu sehen bekäme. Jch machte es

nur



mir bezahlet waͤhre, zum Schelm werden moͤgte.
So habe das Jhre Knaden uͤberlaſſen.

Meine knaͤdige Freilein weis nichts davon,
daß ich hier herum bin. Aber ich dachte, es
waͤhre am beſten, keinen Fus von hier zu ſetzen,
weil ſie die Loſchies nur auf ein paar Tage ge-
nommen hat.

Wenn Jhre Knaden hier auf die Hoͤhe kom-
men, will ich mich den ganzen Tag um die Schen-
ke herum oder auf die Heide ſehen laſſen. Jch
habe mir einen andern Rock geborcht, ſtat Jhre
Knaden Lieferey, und eine ſchwarze Parrucke, ſo
kann ich von meine Freilein nicht gekant wer-
den, wenn ſie mich ja ſehen ſollte, und habe es ſo
gemacht, als wenn ich Zahnſchmerzen haͤtte, mit
meinen Schnubtuch vor den Mund. So kann
man die Zaͤhn, welche mir Jhre Knaden mit
Jhre Knaden Haͤnde auszuſchlagen beliebet ha-
ben, und mein verdammt weit Muhl, als Jhre
Knaden es beſchreiben, nicht erkennen.

Die beyden innern Briefe habe ich von mei-
ne Freilein bekommen, ehe ſie von dem vorigen
Hauſe abgegangen iſt. Den einen ſollte ich in
Wilſons Haus laſſen fuͤr die Freilein Howe: den
naͤchſten ſollt ich Jhre Knaden bringen. Aber
ich wuſt, das Jhre Knaden nicht an dem beſtimm-
ten Ort wahren, und beſorgte, daß es ſo kommen
moͤgte, wie es ausgefallen iſt. Deſſentwegen
habe ich ihn fuͤr Jhre Knaden zuruckbehalten, und
ſo konnte ich ihn nicht abgeben, als bis ich Jhre
Knaden ſelbſt zu ſehen bekaͤme. Jch machte es

nur
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <div>
                <p><pb facs="#f0190" n="184"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
mir bezahlet wa&#x0364;hre, zum Schelm werden mo&#x0364;gte.<lb/>
So habe das Jhre Knaden u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
                <p>Meine kna&#x0364;dige Freilein weis nichts davon,<lb/>
daß ich hier herum bin. Aber ich dachte, es<lb/>
wa&#x0364;hre am be&#x017F;ten, keinen Fus von hier zu &#x017F;etzen,<lb/>
weil &#x017F;ie die Lo&#x017F;chies nur auf ein paar Tage ge-<lb/>
nommen hat.</p><lb/>
                <p>Wenn Jhre Knaden hier auf die Ho&#x0364;he kom-<lb/>
men, will ich mich den ganzen Tag um die Schen-<lb/>
ke herum oder auf die Heide &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en. Jch<lb/>
habe mir einen andern Rock geborcht, &#x017F;tat Jhre<lb/>
Knaden Lieferey, und eine &#x017F;chwarze Parrucke, &#x017F;o<lb/>
kann ich von meine Freilein nicht gekant wer-<lb/>
den, wenn &#x017F;ie mich ja &#x017F;ehen &#x017F;ollte, und habe es &#x017F;o<lb/>
gemacht, als wenn ich Zahn&#x017F;chmerzen ha&#x0364;tte, mit<lb/>
meinen Schnubtuch vor den Mund. So kann<lb/>
man die Za&#x0364;hn, welche mir Jhre Knaden mit<lb/>
Jhre Knaden Ha&#x0364;nde auszu&#x017F;chlagen beliebet ha-<lb/>
ben, und mein verdammt weit Muhl, als Jhre<lb/>
Knaden es be&#x017F;chreiben, nicht erkennen.</p><lb/>
                <p>Die beyden innern Briefe habe ich von mei-<lb/>
ne Freilein bekommen, ehe &#x017F;ie von dem vorigen<lb/>
Hau&#x017F;e abgegangen i&#x017F;t. Den einen &#x017F;ollte ich in<lb/>
Wil&#x017F;ons Haus la&#x017F;&#x017F;en fu&#x0364;r die Freilein Howe: den<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;ollt ich Jhre Knaden bringen. Aber<lb/>
ich wu&#x017F;t, das Jhre Knaden nicht an dem be&#x017F;timm-<lb/>
ten Ort wahren, und be&#x017F;orgte, daß es &#x017F;o kommen<lb/>
mo&#x0364;gte, wie es ausgefallen i&#x017F;t. De&#x017F;&#x017F;entwegen<lb/>
habe ich ihn fu&#x0364;r Jhre Knaden zuruckbehalten, und<lb/>
&#x017F;o konnte ich ihn nicht abgeben, als bis ich Jhre<lb/>
Knaden &#x017F;elb&#x017F;t zu &#x017F;ehen beka&#x0364;me. Jch machte es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nur</fw><lb/></p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0190] mir bezahlet waͤhre, zum Schelm werden moͤgte. So habe das Jhre Knaden uͤberlaſſen. Meine knaͤdige Freilein weis nichts davon, daß ich hier herum bin. Aber ich dachte, es waͤhre am beſten, keinen Fus von hier zu ſetzen, weil ſie die Loſchies nur auf ein paar Tage ge- nommen hat. Wenn Jhre Knaden hier auf die Hoͤhe kom- men, will ich mich den ganzen Tag um die Schen- ke herum oder auf die Heide ſehen laſſen. Jch habe mir einen andern Rock geborcht, ſtat Jhre Knaden Lieferey, und eine ſchwarze Parrucke, ſo kann ich von meine Freilein nicht gekant wer- den, wenn ſie mich ja ſehen ſollte, und habe es ſo gemacht, als wenn ich Zahnſchmerzen haͤtte, mit meinen Schnubtuch vor den Mund. So kann man die Zaͤhn, welche mir Jhre Knaden mit Jhre Knaden Haͤnde auszuſchlagen beliebet ha- ben, und mein verdammt weit Muhl, als Jhre Knaden es beſchreiben, nicht erkennen. Die beyden innern Briefe habe ich von mei- ne Freilein bekommen, ehe ſie von dem vorigen Hauſe abgegangen iſt. Den einen ſollte ich in Wilſons Haus laſſen fuͤr die Freilein Howe: den naͤchſten ſollt ich Jhre Knaden bringen. Aber ich wuſt, das Jhre Knaden nicht an dem beſtimm- ten Ort wahren, und beſorgte, daß es ſo kommen moͤgte, wie es ausgefallen iſt. Deſſentwegen habe ich ihn fuͤr Jhre Knaden zuruckbehalten, und ſo konnte ich ihn nicht abgeben, als bis ich Jhre Knaden ſelbſt zu ſehen bekaͤme. Jch machte es nur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/190
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/190>, abgerufen am 04.12.2024.