weiter. Lassen sie mich ihn ganz hören, daß ich ihre Meynung darüber vernehmen, und meine eigne sagen kann.
"Der Capitain erzählte hierauf ihrem Onkel "Johann die Ursachen, die mich bewogen, vorzu- "geben, daß wir verheyrathet wären. Er er- "zählte ihm auch die Bedingungen, unter wel- "chen meine Geliebte sich dahin bringen lassen, "es nicht zu wiederrufen. Er bemerkte, daß eben "diese uns, als Fremde nach dem strengsten "Wohlstand mit einander umzugehen, verbun- "den hätten."
"Allein meine gewöhnliche Art zu handeln "hätte einen beständigen Anstoß gegeben. Herr "Harlowe wäre unzufrieden weggegangen. Der "Capitain selbst hätte sich die Sache so nahe ge- "hen lassen, daß er nicht darauf geachtet, von "dem Erfolg dieser ersten Unterredung Nachricht "zu geben.
"Es wäre aber, nachdem der Entwurf von "der Ehestiftung ihm zu Händen gekommen, ei- "ne andere, eben wie die vorige, um desto gehei- "mer zu verfahren, in seinem Hause gehalten "worden. Bey dieser hätte sich der alte Herr, "als er den Entwurf gelesen und des Capitains "Meynung darüber gehöret, vergnügter bezeiget. "Jedoch hätte er frey herausgesagt, es würde "nicht leicht irgend eine andere Person von der "Familie zu überreden seyn, daß sie von der Sa- "che so vortheilhaft gedächte, als er nunmehr zu "thun geneigt wäre, wenn sie erfahren sollten,
"daß
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weiter. Laſſen ſie mich ihn ganz hoͤren, daß ich ihre Meynung daruͤber vernehmen, und meine eigne ſagen kann.
„Der Capitain erzaͤhlte hierauf ihrem Onkel „Johann die Urſachen, die mich bewogen, vorzu- „geben, daß wir verheyrathet waͤren. Er er- „zaͤhlte ihm auch die Bedingungen, unter wel- „chen meine Geliebte ſich dahin bringen laſſen, „es nicht zu wiederrufen. Er bemerkte, daß eben „dieſe uns, als Fremde nach dem ſtrengſten „Wohlſtand mit einander umzugehen, verbun- „den haͤtten.“
„Allein meine gewoͤhnliche Art zu handeln „haͤtte einen beſtaͤndigen Anſtoß gegeben. Herr „Harlowe waͤre unzufrieden weggegangen. Der „Capitain ſelbſt haͤtte ſich die Sache ſo nahe ge- „hen laſſen, daß er nicht darauf geachtet, von „dem Erfolg dieſer erſten Unterredung Nachricht „zu geben.
„Es waͤre aber, nachdem der Entwurf von „der Eheſtiftung ihm zu Haͤnden gekommen, ei- „ne andere, eben wie die vorige, um deſto gehei- „mer zu verfahren, in ſeinem Hauſe gehalten „worden. Bey dieſer haͤtte ſich der alte Herr, „als er den Entwurf geleſen und des Capitains „Meynung daruͤber gehoͤret, vergnuͤgter bezeiget. „Jedoch haͤtte er frey herausgeſagt, es wuͤrde „nicht leicht irgend eine andere Perſon von der „Familie zu uͤberreden ſeyn, daß ſie von der Sa- „che ſo vortheilhaft gedaͤchte, als er nunmehr zu „thun geneigt waͤre, wenn ſie erfahren ſollten,
„daß
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weiter. Laſſen ſie mich ihn ganz hoͤren, daß ich
ihre Meynung daruͤber vernehmen, und meine
eigne ſagen kann.
„Der Capitain erzaͤhlte hierauf ihrem Onkel
„Johann die Urſachen, die mich bewogen, vorzu-
„geben, daß wir verheyrathet waͤren. Er er-
„zaͤhlte ihm auch die Bedingungen, unter wel-
„chen meine Geliebte ſich dahin bringen laſſen,
„es nicht zu wiederrufen. Er bemerkte, daß eben
„dieſe uns, als Fremde nach dem ſtrengſten
„Wohlſtand mit einander umzugehen, verbun-
„den haͤtten.“
„Allein meine gewoͤhnliche Art zu handeln
„haͤtte einen beſtaͤndigen Anſtoß gegeben. Herr
„Harlowe waͤre unzufrieden weggegangen. Der
„Capitain ſelbſt haͤtte ſich die Sache ſo nahe ge-
„hen laſſen, daß er nicht darauf geachtet, von
„dem Erfolg dieſer erſten Unterredung Nachricht
„zu geben.
„Es waͤre aber, nachdem der Entwurf von
„der Eheſtiftung ihm zu Haͤnden gekommen, ei-
„ne andere, eben wie die vorige, um deſto gehei-
„mer zu verfahren, in ſeinem Hauſe gehalten
„worden. Bey dieſer haͤtte ſich der alte Herr,
„als er den Entwurf geleſen und des Capitains
„Meynung daruͤber gehoͤret, vergnuͤgter bezeiget.
„Jedoch haͤtte er frey herausgeſagt, es wuͤrde
„nicht leicht irgend eine andere Perſon von der
„Familie zu uͤberreden ſeyn, daß ſie von der Sa-
„che ſo vortheilhaft gedaͤchte, als er nunmehr zu
„thun geneigt waͤre, wenn ſie erfahren ſollten,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/25>, abgerufen am 03.12.2024.
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