Lovel. Haben mein Engel wirklich und in der That die geneigte Gesinnung gegen mich ge- heget, welche ihnen itzo zu bezeugen gefällig gewe- sen ist? - - Allerliebste Fräulein, vergeben sie mir. Gönnen sie mir ihre Gewogenheit wieder. Gewiß ich habe nicht so schwer gesündiget, daß keine Vergebung statt haben sollte. Sie sagen, ich hätte das Versprechen, das sie mir gethan, von ihnen erzwungen. Allein wenn ich nicht ge- dacht hätte, daß noch Raum wäre, Vergebung zu erwarten: so hätte ich mir nicht in den Sinn kommen lassen können, das Versprechen zur Be- dingung meines Gehorsams zu machen. Erlau- ben sie, ich bitte darum, daß die gehoffeten Vor- theile, welche sich zu so großem Vergnügen nahe vor uns sehen ließen, Platz finden mögen. Jch will mich in die Stadt begeben und den Trau- schein bringen. Alle Schwierigkeiten ihn zu er- langen sind überstiegen. Der Capitain Tomlin- son soll bey den Eheverträgen Zeuge seyn. Er will der Trauung im Namen ihres Onkels per- sönlich beywohnen. Ja er hat mir wirklich Hoff- nung gemacht, daß ihr Onkel selbst - -
Capit. Das ist wahr, Herr Lovelace: und ich will ihnen meine Gründe eröffnen, warum ich dazu Hoffnung gemacht. Jch habe meinem werthen Freunde, ihrem Onkel, gnädige Fräu- lein, vorgeschlagen, daß er vorgeben möchte, als wenn er sich eine Veränderung machen und mit mir zu meinem kleinen Landhause, wie ich es nen- ne, nahe bey Northampton, auf elne Woche, oder
so
Lovel. Haben mein Engel wirklich und in der That die geneigte Geſinnung gegen mich ge- heget, welche ihnen itzo zu bezeugen gefaͤllig gewe- ſen iſt? ‒ ‒ Allerliebſte Fraͤulein, vergeben ſie mir. Goͤnnen ſie mir ihre Gewogenheit wieder. Gewiß ich habe nicht ſo ſchwer geſuͤndiget, daß keine Vergebung ſtatt haben ſollte. Sie ſagen, ich haͤtte das Verſprechen, das ſie mir gethan, von ihnen erzwungen. Allein wenn ich nicht ge- dacht haͤtte, daß noch Raum waͤre, Vergebung zu erwarten: ſo haͤtte ich mir nicht in den Sinn kommen laſſen koͤnnen, das Verſprechen zur Be- dingung meines Gehorſams zu machen. Erlau- ben ſie, ich bitte darum, daß die gehoffeten Vor- theile, welche ſich zu ſo großem Vergnuͤgen nahe vor uns ſehen ließen, Platz finden moͤgen. Jch will mich in die Stadt begeben und den Trau- ſchein bringen. Alle Schwierigkeiten ihn zu er- langen ſind uͤberſtiegen. Der Capitain Tomlin- ſon ſoll bey den Ehevertraͤgen Zeuge ſeyn. Er will der Trauung im Namen ihres Onkels per- ſoͤnlich beywohnen. Ja er hat mir wirklich Hoff- nung gemacht, daß ihr Onkel ſelbſt ‒ ‒
Capit. Das iſt wahr, Herr Lovelace: und ich will ihnen meine Gruͤnde eroͤffnen, warum ich dazu Hoffnung gemacht. Jch habe meinem werthen Freunde, ihrem Onkel, gnaͤdige Fraͤu- lein, vorgeſchlagen, daß er vorgeben moͤchte, als wenn er ſich eine Veraͤnderung machen und mit mir zu meinem kleinen Landhauſe, wie ich es nen- ne, nahe bey Northampton, auf elne Woche, oder
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Lovel. Haben mein Engel wirklich und in
der That die geneigte Geſinnung gegen mich ge-
heget, welche ihnen itzo zu bezeugen gefaͤllig gewe-
ſen iſt? ‒ ‒ Allerliebſte Fraͤulein, vergeben ſie
mir. Goͤnnen ſie mir ihre Gewogenheit wieder.
Gewiß ich habe nicht ſo ſchwer geſuͤndiget, daß
keine Vergebung ſtatt haben ſollte. Sie ſagen,
ich haͤtte das Verſprechen, das ſie mir gethan,
von ihnen erzwungen. Allein wenn ich nicht ge-
dacht haͤtte, daß noch Raum waͤre, Vergebung zu
erwarten: ſo haͤtte ich mir nicht in den Sinn
kommen laſſen koͤnnen, das Verſprechen zur Be-
dingung meines Gehorſams zu machen. Erlau-
ben ſie, ich bitte darum, daß die gehoffeten Vor-
theile, welche ſich zu ſo großem Vergnuͤgen nahe
vor uns ſehen ließen, Platz finden moͤgen. Jch
will mich in die Stadt begeben und den Trau-
ſchein bringen. Alle Schwierigkeiten ihn zu er-
langen ſind uͤberſtiegen. Der Capitain Tomlin-
ſon ſoll bey den Ehevertraͤgen Zeuge ſeyn. Er
will der Trauung im Namen ihres Onkels per-
ſoͤnlich beywohnen. Ja er hat mir wirklich Hoff-
nung gemacht, daß ihr Onkel ſelbſt ‒ ‒
Capit. Das iſt wahr, Herr Lovelace: und
ich will ihnen meine Gruͤnde eroͤffnen, warum ich
dazu Hoffnung gemacht. Jch habe meinem
werthen Freunde, ihrem Onkel, gnaͤdige Fraͤu-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/421>, abgerufen am 24.11.2024.
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