Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Das Unglück ist nur, daß Frau Townsend
nicht eher, als künftigen Donnerstag, oder
höchstens künftigen Mittwochen, bey Jhnen
seyn kann. Sind Sie gewiß, daß Sie so lange
da, wo Sie sind, sicher seyn können? Jch glaube,
Sie sind zu nahe bey London: und vielleicht wä-
ren Sie in der Stadt selbst besser gesichert
gewesen. Wo Sie aufbrechen: so lassen Sie mich
den Augenblick wissen, wohin.

Wie schmerzlich naget es mein Herz, wenn
ich an die Noth gedenke, worzu eine so werthe
Fräulein getrieben wird, daß sie sich verbergen
muß! Der verteufelte Kerl! Er muß recht
seinen Kurzweil und Uebermuth mit seinen Er-
findungen getrieben haben - - Jedoch dieser
grausame, dieser barbarische Kurzweil hat Sie
von der plötzlichen Gewaltthätigkeit gerettet, wo-
zu er bey der Entehrung anderer Personen seine
Zuflucht genommen hatte, ob sie gleich auch nicht
von schlechtem Stande und Herkommen gewesen
sind. Der Bösewicht hat sich allezeit damit
gerühmet, daß er nur für solche seine Fallstricke
lege.

Die niederträchtige Bosheit dieses schein-
baren Ungeheuers
hat mehr, als irgend eine
andere Vorstellung thun konnte, bey mir gewir-
ket, Herr Hickmann in Gunst zu setzen. Von
meiner Seite weiß nur er allein ihre Flucht und
die Ursache davon. Hätte ich ihm die Ursache
nicht gesagt: so hätte er sich noch ärgere Ge-
danken
von dem schändlichen Unternehmen ge-

gen


Das Ungluͤck iſt nur, daß Frau Townſend
nicht eher, als kuͤnftigen Donnerſtag, oder
hoͤchſtens kuͤnftigen Mittwochen, bey Jhnen
ſeyn kann. Sind Sie gewiß, daß Sie ſo lange
da, wo Sie ſind, ſicher ſeyn koͤnnen? Jch glaube,
Sie ſind zu nahe bey London: und vielleicht waͤ-
ren Sie in der Stadt ſelbſt beſſer geſichert
geweſen. Wo Sie aufbrechen: ſo laſſen Sie mich
den Augenblick wiſſen, wohin.

Wie ſchmerzlich naget es mein Herz, wenn
ich an die Noth gedenke, worzu eine ſo werthe
Fraͤulein getrieben wird, daß ſie ſich verbergen
muß! Der verteufelte Kerl! Er muß recht
ſeinen Kurzweil und Uebermuth mit ſeinen Er-
findungen getrieben haben ‒ ‒ Jedoch dieſer
grauſame, dieſer barbariſche Kurzweil hat Sie
von der ploͤtzlichen Gewaltthaͤtigkeit gerettet, wo-
zu er bey der Entehrung anderer Perſonen ſeine
Zuflucht genommen hatte, ob ſie gleich auch nicht
von ſchlechtem Stande und Herkommen geweſen
ſind. Der Boͤſewicht hat ſich allezeit damit
geruͤhmet, daß er nur fuͤr ſolche ſeine Fallſtricke
lege.

Die niedertraͤchtige Bosheit dieſes ſchein-
baren Ungeheuers
hat mehr, als irgend eine
andere Vorſtellung thun konnte, bey mir gewir-
ket, Herr Hickmann in Gunſt zu ſetzen. Von
meiner Seite weiß nur er allein ihre Flucht und
die Urſache davon. Haͤtte ich ihm die Urſache
nicht geſagt: ſo haͤtte er ſich noch aͤrgere Ge-
danken
von dem ſchaͤndlichen Unternehmen ge-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <div type="letter" n="1">
                <div n="2">
                  <pb facs="#f0529" n="523"/>
                  <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
                  <p>Das Unglu&#x0364;ck i&#x017F;t nur, daß Frau Town&#x017F;end<lb/>
nicht eher, als <hi rendition="#fr">ku&#x0364;nftigen Donner&#x017F;tag,</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">ho&#x0364;ch&#x017F;tens ku&#x0364;nftigen Mittwochen,</hi> bey Jhnen<lb/>
&#x017F;eyn kann. Sind Sie gewiß, daß Sie &#x017F;o lange<lb/>
da, wo Sie &#x017F;ind, &#x017F;icher &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen? Jch glaube,<lb/>
Sie &#x017F;ind zu nahe bey London: und vielleicht wa&#x0364;-<lb/>
ren Sie in <hi rendition="#fr">der Stadt &#x017F;elb&#x017F;t</hi> be&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;ichert<lb/>
gewe&#x017F;en. Wo Sie aufbrechen: &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en Sie mich<lb/>
den Augenblick wi&#x017F;&#x017F;en, <hi rendition="#fr">wohin.</hi></p><lb/>
                  <p>Wie &#x017F;chmerzlich naget es mein Herz, wenn<lb/>
ich an die Noth gedenke, worzu eine &#x017F;o werthe<lb/>
Fra&#x0364;ulein getrieben wird, daß &#x017F;ie &#x017F;ich verbergen<lb/>
muß! <hi rendition="#fr">Der verteufelte Kerl!</hi> Er muß recht<lb/>
&#x017F;einen Kurzweil und Uebermuth mit &#x017F;einen Er-<lb/>
findungen getrieben haben &#x2012; &#x2012; Jedoch die&#x017F;er<lb/>
grau&#x017F;ame, die&#x017F;er barbari&#x017F;che Kurzweil hat Sie<lb/>
von der plo&#x0364;tzlichen Gewalttha&#x0364;tigkeit gerettet, wo-<lb/>
zu er bey der Entehrung anderer Per&#x017F;onen &#x017F;eine<lb/>
Zuflucht genommen hatte, ob &#x017F;ie gleich auch nicht<lb/>
von &#x017F;chlechtem Stande und Herkommen gewe&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ind. Der <hi rendition="#fr">Bo&#x0364;&#x017F;ewicht</hi> hat &#x017F;ich allezeit damit<lb/>
geru&#x0364;hmet, daß er nur fu&#x0364;r &#x017F;olche &#x017F;eine Fall&#x017F;tricke<lb/>
lege.</p><lb/>
                  <p>Die <hi rendition="#fr">niedertra&#x0364;chtige Bosheit</hi> die&#x017F;es <hi rendition="#fr">&#x017F;chein-<lb/>
baren Ungeheuers</hi> hat mehr, als irgend eine<lb/>
andere Vor&#x017F;tellung thun konnte, bey mir gewir-<lb/>
ket, Herr Hickmann in Gun&#x017F;t zu &#x017F;etzen. Von<lb/>
meiner Seite weiß nur er allein ihre Flucht und<lb/>
die Ur&#x017F;ache davon. Ha&#x0364;tte ich ihm die Ur&#x017F;ache<lb/>
nicht ge&#x017F;agt: &#x017F;o ha&#x0364;tte er &#x017F;ich noch <hi rendition="#fr">a&#x0364;rgere Ge-<lb/>
danken</hi> von dem &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Unternehmen ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[523/0529] Das Ungluͤck iſt nur, daß Frau Townſend nicht eher, als kuͤnftigen Donnerſtag, oder hoͤchſtens kuͤnftigen Mittwochen, bey Jhnen ſeyn kann. Sind Sie gewiß, daß Sie ſo lange da, wo Sie ſind, ſicher ſeyn koͤnnen? Jch glaube, Sie ſind zu nahe bey London: und vielleicht waͤ- ren Sie in der Stadt ſelbſt beſſer geſichert geweſen. Wo Sie aufbrechen: ſo laſſen Sie mich den Augenblick wiſſen, wohin. Wie ſchmerzlich naget es mein Herz, wenn ich an die Noth gedenke, worzu eine ſo werthe Fraͤulein getrieben wird, daß ſie ſich verbergen muß! Der verteufelte Kerl! Er muß recht ſeinen Kurzweil und Uebermuth mit ſeinen Er- findungen getrieben haben ‒ ‒ Jedoch dieſer grauſame, dieſer barbariſche Kurzweil hat Sie von der ploͤtzlichen Gewaltthaͤtigkeit gerettet, wo- zu er bey der Entehrung anderer Perſonen ſeine Zuflucht genommen hatte, ob ſie gleich auch nicht von ſchlechtem Stande und Herkommen geweſen ſind. Der Boͤſewicht hat ſich allezeit damit geruͤhmet, daß er nur fuͤr ſolche ſeine Fallſtricke lege. Die niedertraͤchtige Bosheit dieſes ſchein- baren Ungeheuers hat mehr, als irgend eine andere Vorſtellung thun konnte, bey mir gewir- ket, Herr Hickmann in Gunſt zu ſetzen. Von meiner Seite weiß nur er allein ihre Flucht und die Urſache davon. Haͤtte ich ihm die Urſache nicht geſagt: ſo haͤtte er ſich noch aͤrgere Ge- danken von dem ſchaͤndlichen Unternehmen ge- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/529
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/529>, abgerufen am 01.10.2024.