"könnte; weil sie, Mabelle, die einzige Person in "dem Hause wäre, an welche sie ohne Schrecken "oder Widerwillen gedenken möchte.
"Als Mabelle bey der Gelegenheit ihre Dank- "barkeit zu bezeugen suchte: so sprach die Fräu- "lein, sie hätte eben nichts, womit sie sich beschäff- "tigen möchte, und wenn jene alsobald eine Schnei- "derinn bekommen könnte, wollte sie ihre Sachen "übersehen, und ihr geben, was sie ihr zugedacht "hätte.
"Die Schneiderinn ihrer Frauen, welche "bloß Weibskleider machte, wohnte nicht weit "von hier, antwortete das Mägdchen: und sie "zweifelte nicht, daß sie dieselbe, oder eine von "ihren täglichen Arbeitsfrauen bekommen könn- "te, das Kleid alsobald zu ändern.
"Jch will euch auch einen ausgenäheten Rock "geben, sagte die Fräulein, woran wenig zu än- "dern seyn wird, wo es gar einmal nöthig ist: "denn ihr seyd beynahe von meiner Person. Aber "wegen des langen Rocks will ich gehörige Ver- "fügung machen: weil die Ermel, das Bänder- "werk, und die Verbrämungen an demselben ge- "ändert werden müssen, daß ihr ihn tragen könnet, "da er sonst, meiner Meynung nach, über euren "Stand ist. Sehet zu, ob ihr die Schneiderinn "bekommen könnet: so wollen wir uns darüber "besprechen. Wo sie itzo nicht kommen kann: "so laßt sie nur heute Nachmittage kommen. "Jch hätte es aber lieber itzo: weil es mir ein "Zeitvertreib seyn wird, euch dabey zu helfen.
"Darauf
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„koͤnnte; weil ſie, Mabelle, die einzige Perſon in „dem Hauſe waͤre, an welche ſie ohne Schrecken „oder Widerwillen gedenken moͤchte.
„Als Mabelle bey der Gelegenheit ihre Dank- „barkeit zu bezeugen ſuchte: ſo ſprach die Fraͤu- „lein, ſie haͤtte eben nichts, womit ſie ſich beſchaͤff- „tigen moͤchte, und wenn jene alſobald eine Schnei- „derinn bekommen koͤnnte, wollte ſie ihre Sachen „uͤberſehen, und ihr geben, was ſie ihr zugedacht „haͤtte.
„Die Schneiderinn ihrer Frauen, welche „bloß Weibskleider machte, wohnte nicht weit „von hier, antwortete das Maͤgdchen: und ſie „zweifelte nicht, daß ſie dieſelbe, oder eine von „ihren taͤglichen Arbeitsfrauen bekommen koͤnn- „te, das Kleid alſobald zu aͤndern.
„Jch will euch auch einen ausgenaͤheten Rock „geben, ſagte die Fraͤulein, woran wenig zu aͤn- „dern ſeyn wird, wo es gar einmal noͤthig iſt: „denn ihr ſeyd beynahe von meiner Perſon. Aber „wegen des langen Rocks will ich gehoͤrige Ver- „fuͤgung machen: weil die Ermel, das Baͤnder- „werk, und die Verbraͤmungen an demſelben ge- „aͤndert werden muͤſſen, daß ihr ihn tragen koͤnnet, „da er ſonſt, meiner Meynung nach, uͤber euren „Stand iſt. Sehet zu, ob ihr die Schneiderinn „bekommen koͤnnet: ſo wollen wir uns daruͤber „beſprechen. Wo ſie itzo nicht kommen kann: „ſo laßt ſie nur heute Nachmittage kommen. „Jch haͤtte es aber lieber itzo: weil es mir ein „Zeitvertreib ſeyn wird, euch dabey zu helfen.
„Darauf
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„koͤnnte; weil ſie, Mabelle, die einzige Perſon in
„dem Hauſe waͤre, an welche ſie ohne Schrecken
„oder Widerwillen gedenken moͤchte.
„Als Mabelle bey der Gelegenheit ihre Dank-
„barkeit zu bezeugen ſuchte: ſo ſprach die Fraͤu-
„lein, ſie haͤtte eben nichts, womit ſie ſich beſchaͤff-
„tigen moͤchte, und wenn jene alſobald eine Schnei-
„derinn bekommen koͤnnte, wollte ſie ihre Sachen
„uͤberſehen, und ihr geben, was ſie ihr zugedacht
„haͤtte.
„Die Schneiderinn ihrer Frauen, welche
„bloß Weibskleider machte, wohnte nicht weit
„von hier, antwortete das Maͤgdchen: und ſie
„zweifelte nicht, daß ſie dieſelbe, oder eine von
„ihren taͤglichen Arbeitsfrauen bekommen koͤnn-
„te, das Kleid alſobald zu aͤndern.
„Jch will euch auch einen ausgenaͤheten Rock
„geben, ſagte die Fraͤulein, woran wenig zu aͤn-
„dern ſeyn wird, wo es gar einmal noͤthig iſt:
„denn ihr ſeyd beynahe von meiner Perſon. Aber
„wegen des langen Rocks will ich gehoͤrige Ver-
„fuͤgung machen: weil die Ermel, das Baͤnder-
„werk, und die Verbraͤmungen an demſelben ge-
„aͤndert werden muͤſſen, daß ihr ihn tragen koͤnnet,
„da er ſonſt, meiner Meynung nach, uͤber euren
„Stand iſt. Sehet zu, ob ihr die Schneiderinn
„bekommen koͤnnet: ſo wollen wir uns daruͤber
„beſprechen. Wo ſie itzo nicht kommen kann:
„ſo laßt ſie nur heute Nachmittage kommen.
„Jch haͤtte es aber lieber itzo: weil es mir ein
„Zeitvertreib ſeyn wird, euch dabey zu helfen.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 867. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/873>, abgerufen am 24.11.2024.
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