als ihn heyrathen will! Daß sie die Aussöhnung mit ihren Freunden, die ihr so nahe am Herzen lag, aufgiebet, und sich in tausend Unglück waget, dem ihre Jugend und ihr Geschlecht eine dürftige und von allen Freunden verlassene Schönheit nur nach allzu vieler Wahrscheinlichkeit bloß stellen kann!
Besinnest du dich nicht, wie sie dich in einem von denen Blättern eintreibet, die sie in ihrer Verrückung geschrieben hat: wiewohl man die Spuren einer Verrückung nicht darinn findet?
Jch versichere dich, daß ich nach der Zeit sehr oft ernstliche Betrachtungen darüber ange- stellet habe. Da mich aber die zwote gewaltsa- me Beschimpfung, welche du gegen sie im Sin- ne gehabt, überzeuget, daß es damals keinen Eindruck bey dir gemachet und du vielleicht nach- her niemals daran gedacht hast: so will ich diese gute Lehre hier wiederum niederschreiben.
"Wo uns Gott, wie die Religion lehret, "großentheils nach unsern guten oder bösen "Handlungen gegen einander richten wird: - - "O Bösewicht, so bedenke, bedenke beyzeiten, wie "groß deine Verdammniß seyn müsse (*)"!
Und ist denn diese holdselige Lehre der Jnbe- griff der Religion? Bey meiner Treue, ich glau-
be
(*) Siehe den gegenwärtigen Th. S. 623.
als ihn heyrathen will! Daß ſie die Ausſoͤhnung mit ihren Freunden, die ihr ſo nahe am Herzen lag, aufgiebet, und ſich in tauſend Ungluͤck waget, dem ihre Jugend und ihr Geſchlecht eine duͤrftige und von allen Freunden verlaſſene Schoͤnheit nur nach allzu vieler Wahrſcheinlichkeit bloß ſtellen kann!
Beſinneſt du dich nicht, wie ſie dich in einem von denen Blaͤttern eintreibet, die ſie in ihrer Verruͤckung geſchrieben hat: wiewohl man die Spuren einer Verruͤckung nicht darinn findet?
Jch verſichere dich, daß ich nach der Zeit ſehr oft ernſtliche Betrachtungen daruͤber ange- ſtellet habe. Da mich aber die zwote gewaltſa- me Beſchimpfung, welche du gegen ſie im Sin- ne gehabt, uͤberzeuget, daß es damals keinen Eindruck bey dir gemachet und du vielleicht nach- her niemals daran gedacht haſt: ſo will ich dieſe gute Lehre hier wiederum niederſchreiben.
„Wo uns Gott, wie die Religion lehret, „großentheils nach unſern guten oder boͤſen „Handlungen gegen einander richten wird: ‒ ‒ „O Boͤſewicht, ſo bedenke, bedenke beyzeiten, wie „groß deine Verdammniß ſeyn muͤſſe (*)„!
Und iſt denn dieſe holdſelige Lehre der Jnbe- griff der Religion? Bey meiner Treue, ich glau-
be
(*) Siehe den gegenwaͤrtigen Th. S. 623.
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als ihn heyrathen will! Daß ſie die Ausſoͤhnung
mit ihren Freunden, die ihr ſo nahe am Herzen
lag, aufgiebet, und ſich in tauſend Ungluͤck waget,
dem ihre Jugend und ihr Geſchlecht eine duͤrftige
und von allen Freunden verlaſſene Schoͤnheit nur
nach allzu vieler Wahrſcheinlichkeit bloß ſtellen
kann!
Beſinneſt du dich nicht, wie ſie dich in einem
von denen Blaͤttern eintreibet, die ſie in ihrer
Verruͤckung geſchrieben hat: wiewohl man die
Spuren einer Verruͤckung nicht darinn findet?
Jch verſichere dich, daß ich nach der Zeit
ſehr oft ernſtliche Betrachtungen daruͤber ange-
ſtellet habe. Da mich aber die zwote gewaltſa-
me Beſchimpfung, welche du gegen ſie im Sin-
ne gehabt, uͤberzeuget, daß es damals keinen
Eindruck bey dir gemachet und du vielleicht nach-
her niemals daran gedacht haſt: ſo will ich dieſe
gute Lehre hier wiederum niederſchreiben.
„Wo uns Gott, wie die Religion lehret,
„großentheils nach unſern guten oder boͤſen
„Handlungen gegen einander richten wird: ‒ ‒
„O Boͤſewicht, ſo bedenke, bedenke beyzeiten, wie
„groß deine Verdammniß ſeyn muͤſſe (*)„!
Und iſt denn dieſe holdſelige Lehre der Jnbe-
griff der Religion? Bey meiner Treue, ich glau-
be
(*) Siehe den gegenwaͤrtigen Th. S. 623.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 876. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/882>, abgerufen am 24.11.2024.
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