Die vermeynte Fräulein Montague stimmte mit ihr ein, so wohl für sich, als für ihre Schwe- ster.
Beyde hatten ihre abscheuliche Rolle vor- trefflich gelernet.
O meine Wertheste! Was für mannichfal- tiger Gefahr setzen sich arme unbesonnene Mägd- chen aus: wenn sie sich selbst dem Schutz ihrer natürlichen Freunde entziehen, und der weiten Welt überlassen?
Hiernächst schwatzten sie wieder von Aussöh- nung und vertrauter Freundschaft mit allen mei- nen Freunden, sonderlich mit meiner Mutter. Sie gaben dieser werthesten und rechtschaffenen Frauen den Ruhm, den ihr jedermann giebet, der das Glück hat, sie zu kennen.
Ach, liebste Fräulein Howe! Jch hatte bey- nahe meinen Unwillen gegen den vorgegebenen Enkel vergessen! - - So viele angenehme Din- ge, die man mir vorsagte, brachten mich auf die Gedanken, daß, wenn Sie dazu rathen sollten, und ich mich überwinden konnte, dem nichtswür- digen Menschen eine so vorsetzlich verübte, so schändliche, und gewaltsame Beschimpfung zu vergeben, auch im Stande seyn würde, mich der Verachtung gegen ihn, wegen dieser und anderer bey ihm gewöhnlichen undankbaren und bösen Unternehmungen zu erwehren, ich vielleicht in der Verbindung mit einer solchen Familie nicht unglücklich seyn möchte. Jedoch dachte ich zu- gleich: Mit was für Mischungen kommt alles
an
Die vermeynte Fraͤulein Montague ſtimmte mit ihr ein, ſo wohl fuͤr ſich, als fuͤr ihre Schwe- ſter.
Beyde hatten ihre abſcheuliche Rolle vor- trefflich gelernet.
O meine Wertheſte! Was fuͤr mannichfal- tiger Gefahr ſetzen ſich arme unbeſonnene Maͤgd- chen aus: wenn ſie ſich ſelbſt dem Schutz ihrer natuͤrlichen Freunde entziehen, und der weiten Welt uͤberlaſſen?
Hiernaͤchſt ſchwatzten ſie wieder von Ausſoͤh- nung und vertrauter Freundſchaft mit allen mei- nen Freunden, ſonderlich mit meiner Mutter. Sie gaben dieſer wertheſten und rechtſchaffenen Frauen den Ruhm, den ihr jedermann giebet, der das Gluͤck hat, ſie zu kennen.
Ach, liebſte Fraͤulein Howe! Jch hatte bey- nahe meinen Unwillen gegen den vorgegebenen Enkel vergeſſen! ‒ ‒ So viele angenehme Din- ge, die man mir vorſagte, brachten mich auf die Gedanken, daß, wenn Sie dazu rathen ſollten, und ich mich uͤberwinden konnte, dem nichtswuͤr- digen Menſchen eine ſo vorſetzlich veruͤbte, ſo ſchaͤndliche, und gewaltſame Beſchimpfung zu vergeben, auch im Stande ſeyn wuͤrde, mich der Verachtung gegen ihn, wegen dieſer und anderer bey ihm gewoͤhnlichen undankbaren und boͤſen Unternehmungen zu erwehren, ich vielleicht in der Verbindung mit einer ſolchen Familie nicht ungluͤcklich ſeyn moͤchte. Jedoch dachte ich zu- gleich: Mit was fuͤr Miſchungen kommt alles
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Die vermeynte Fraͤulein Montague ſtimmte
mit ihr ein, ſo wohl fuͤr ſich, als fuͤr ihre Schwe-
ſter.
Beyde hatten ihre abſcheuliche Rolle vor-
trefflich gelernet.
O meine Wertheſte! Was fuͤr mannichfal-
tiger Gefahr ſetzen ſich arme unbeſonnene Maͤgd-
chen aus: wenn ſie ſich ſelbſt dem Schutz ihrer
natuͤrlichen Freunde entziehen, und der weiten
Welt uͤberlaſſen?
Hiernaͤchſt ſchwatzten ſie wieder von Ausſoͤh-
nung und vertrauter Freundſchaft mit allen mei-
nen Freunden, ſonderlich mit meiner Mutter.
Sie gaben dieſer wertheſten und rechtſchaffenen
Frauen den Ruhm, den ihr jedermann giebet,
der das Gluͤck hat, ſie zu kennen.
Ach, liebſte Fraͤulein Howe! Jch hatte bey-
nahe meinen Unwillen gegen den vorgegebenen
Enkel vergeſſen! ‒ ‒ So viele angenehme Din-
ge, die man mir vorſagte, brachten mich auf die
Gedanken, daß, wenn Sie dazu rathen ſollten,
und ich mich uͤberwinden konnte, dem nichtswuͤr-
digen Menſchen eine ſo vorſetzlich veruͤbte, ſo
ſchaͤndliche, und gewaltſame Beſchimpfung zu
vergeben, auch im Stande ſeyn wuͤrde, mich der
Verachtung gegen ihn, wegen dieſer und anderer
bey ihm gewoͤhnlichen undankbaren und boͤſen
Unternehmungen zu erwehren, ich vielleicht in
der Verbindung mit einer ſolchen Familie nicht
ungluͤcklich ſeyn moͤchte. Jedoch dachte ich zu-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/124>, abgerufen am 24.11.2024.
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