niges Antheil zu haben sich einbildet oder wün- schet, zu wenden, und Mitleiden und Trost zu suchen - - Oder; damit ich mich besser und kür- zer mit ihren eignen Worten ausdrücke, Un- glück macht die Leute zum Klagen aufge- legt. Und gegen wem kann die bedrängte Per- son sich beklagen, wenn sie es nicht gegen einen Freund oder Freundinn thun kann?
Da Fräulein Howe nicht zu Hause gewesen ist, als mein Brief gekommen: so schmeichle ich mir, daß sie wieder genesen ist. Es würde mir zu einiger Befriedigung dienen, wenn ich Nach- richt bekommen könnte, ob sie krank gewesen ist. Noch eine Zeile von Jhrer Hand würde eine allzu große Gewogenheit für mich seyn. Al- lein, wenn Sie die Güte haben wollen, mir durch einen Bedienten auf diese Frage ja oder nein antworten zu lassen: so will ich nicht weiter beschwerlich seyn.
Nichts desto weniger muß ich gestehen, daß die Freundschaft meiner Fräulein Howe aller Trost war, den ich in dieser Welt hatte oder erwartete: und eine Zeile von ihr würde eine Stärkung für mein ohnmächtiges Herz gewesen seyn. Urthei- len Sie dann, gnädige Frau, wie schwer es mir werden müsse, ihrem Verbot zu gehorchen! - - Aber dennoch will ich mich bemühen, demselben zu gehorchen: ob ich mir gleich, so wohl wegen der Beschaffenheit alles dessen, was zwischen Fräulein Howe und mir vorgegangen ist, als auch wegen ihrer wohlgegründeten Tugend,
Hoff-
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niges Antheil zu haben ſich einbildet oder wuͤn- ſchet, zu wenden, und Mitleiden und Troſt zu ſuchen ‒ ‒ Oder; damit ich mich beſſer und kuͤr- zer mit ihren eignen Worten ausdruͤcke, Un- gluͤck macht die Leute zum Klagen aufge- legt. Und gegen wem kann die bedraͤngte Per- ſon ſich beklagen, wenn ſie es nicht gegen einen Freund oder Freundinn thun kann?
Da Fraͤulein Howe nicht zu Hauſe geweſen iſt, als mein Brief gekommen: ſo ſchmeichle ich mir, daß ſie wieder geneſen iſt. Es wuͤrde mir zu einiger Befriedigung dienen, wenn ich Nach- richt bekommen koͤnnte, ob ſie krank geweſen iſt. Noch eine Zeile von Jhrer Hand wuͤrde eine allzu große Gewogenheit fuͤr mich ſeyn. Al- lein, wenn Sie die Guͤte haben wollen, mir durch einen Bedienten auf dieſe Frage ja oder nein antworten zu laſſen: ſo will ich nicht weiter beſchwerlich ſeyn.
Nichts deſto weniger muß ich geſtehen, daß die Freundſchaft meiner Fraͤulein Howe aller Troſt war, den ich in dieſer Welt hatte oder erwartete: und eine Zeile von ihr wuͤrde eine Staͤrkung fuͤr mein ohnmaͤchtiges Herz geweſen ſeyn. Urthei- len Sie dann, gnaͤdige Frau, wie ſchwer es mir werden muͤſſe, ihrem Verbot zu gehorchen! ‒ ‒ Aber dennoch will ich mich bemuͤhen, demſelben zu gehorchen: ob ich mir gleich, ſo wohl wegen der Beſchaffenheit alles deſſen, was zwiſchen Fraͤulein Howe und mir vorgegangen iſt, als auch wegen ihrer wohlgegruͤndeten Tugend,
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niges Antheil zu haben ſich einbildet oder wuͤn-
ſchet, zu wenden, und Mitleiden und Troſt zu
ſuchen ‒ ‒ Oder; damit ich mich beſſer und kuͤr-
zer mit ihren eignen Worten ausdruͤcke, Un-
gluͤck macht die Leute zum Klagen aufge-
legt. Und gegen wem kann die bedraͤngte Per-
ſon ſich beklagen, wenn ſie es nicht gegen einen
Freund oder Freundinn thun kann?
Da Fraͤulein Howe nicht zu Hauſe geweſen
iſt, als mein Brief gekommen: ſo ſchmeichle ich
mir, daß ſie wieder geneſen iſt. Es wuͤrde mir
zu einiger Befriedigung dienen, wenn ich Nach-
richt bekommen koͤnnte, ob ſie krank geweſen
iſt. Noch eine Zeile von Jhrer Hand wuͤrde
eine allzu große Gewogenheit fuͤr mich ſeyn. Al-
lein, wenn Sie die Guͤte haben wollen, mir
durch einen Bedienten auf dieſe Frage ja oder
nein antworten zu laſſen: ſo will ich nicht weiter
beſchwerlich ſeyn.
Nichts deſto weniger muß ich geſtehen, daß
die Freundſchaft meiner Fraͤulein Howe aller Troſt
war, den ich in dieſer Welt hatte oder erwartete:
und eine Zeile von ihr wuͤrde eine Staͤrkung fuͤr
mein ohnmaͤchtiges Herz geweſen ſeyn. Urthei-
len Sie dann, gnaͤdige Frau, wie ſchwer es mir
werden muͤſſe, ihrem Verbot zu gehorchen! ‒ ‒
Aber dennoch will ich mich bemuͤhen, demſelben
zu gehorchen: ob ich mir gleich, ſo wohl wegen
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/29>, abgerufen am 24.11.2024.
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