Jch glaube, ich werde niemals ihrer Mey- nung seyn, in dem, was Glückseligkeit heißt.
Was, denken sie, sey unsere Meynung von der Glückseligkeit?
Jn Fr. Sinclairs Hause zu leben.
Vielleicht sind wir auch einmal so ekel, und so voll Bedenklichkeit gewesen.
Wie ist es denn bey ihnen vorüber gegangen?
Weil wir gesehen haben, wie lächerlich das spröde Wesen sey.
Kommen sie etwa hierher, mich zu bereden, daß ich das spröde Wesen, wie sie es nennen, eben so sehr hassen soll, als sie thun?
Wir sind gekommen, ihnen unsere Dienste anzubieten.
Es steht nicht in ihrer Gewalt, mir zu die- nen.
Vielleicht ist es nicht also.
Jch bin nicht geneigt, ihnen Mühe zu ma- chen.
Sie mögen schlecht bedient werden.
Es kann vielleicht seyn.
Sie sind gewaltig kurz, Fräulein.
Wie ich ihren Besuch zu seyn wünschte, Jungfern.
Leben sie wohl, verkehrte Schönheit!
Jhre Dienerinn, Jungfern.
Leben sie wohl, übermüthiges Gesicht!
Sie sehen mich erniedriget - -
Wie sie verdienen, Fräulein Harlowe. Der Stolz will einen Fall haben.
Besser,
Jch glaube, ich werde niemals ihrer Mey- nung ſeyn, in dem, was Gluͤckſeligkeit heißt.
Was, denken ſie, ſey unſere Meynung von der Gluͤckſeligkeit?
Jn Fr. Sinclairs Hauſe zu leben.
Vielleicht ſind wir auch einmal ſo ekel, und ſo voll Bedenklichkeit geweſen.
Wie iſt es denn bey ihnen voruͤber gegangen?
Weil wir geſehen haben, wie laͤcherlich das ſproͤde Weſen ſey.
Kommen ſie etwa hierher, mich zu bereden, daß ich das ſproͤde Weſen, wie ſie es nennen, eben ſo ſehr haſſen ſoll, als ſie thun?
Wir ſind gekommen, ihnen unſere Dienſte anzubieten.
Es ſteht nicht in ihrer Gewalt, mir zu die- nen.
Vielleicht iſt es nicht alſo.
Jch bin nicht geneigt, ihnen Muͤhe zu ma- chen.
Sie moͤgen ſchlecht bedient werden.
Es kann vielleicht ſeyn.
Sie ſind gewaltig kurz, Fraͤulein.
Wie ich ihren Beſuch zu ſeyn wuͤnſchte, Jungfern.
Leben ſie wohl, verkehrte Schoͤnheit!
Jhre Dienerinn, Jungfern.
Leben ſie wohl, uͤbermuͤthiges Geſicht!
Sie ſehen mich erniedriget ‒ ‒
Wie ſie verdienen, Fraͤulein Harlowe. Der Stolz will einen Fall haben.
Beſſer,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0294"n="288"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Jch glaube, ich werde niemals ihrer Mey-<lb/>
nung ſeyn, in dem, was Gluͤckſeligkeit heißt.</p><lb/><p>Was, denken ſie, ſey unſere Meynung von<lb/>
der Gluͤckſeligkeit?</p><lb/><p>Jn Fr. Sinclairs Hauſe zu leben.</p><lb/><p>Vielleicht ſind wir auch einmal ſo ekel, und<lb/>ſo voll Bedenklichkeit geweſen.</p><lb/><p>Wie iſt es denn bey ihnen voruͤber gegangen?</p><lb/><p>Weil wir geſehen haben, wie laͤcherlich das<lb/>ſproͤde Weſen ſey.</p><lb/><p>Kommen ſie etwa hierher, mich zu bereden,<lb/>
daß ich das ſproͤde Weſen, wie ſie es nennen, eben<lb/>ſo ſehr haſſen ſoll, als ſie thun?</p><lb/><p>Wir ſind gekommen, ihnen unſere Dienſte<lb/>
anzubieten.</p><lb/><p>Es ſteht nicht in ihrer Gewalt, mir zu die-<lb/>
nen.</p><lb/><p>Vielleicht iſt es nicht alſo.</p><lb/><p>Jch bin nicht geneigt, ihnen Muͤhe zu ma-<lb/>
chen.</p><lb/><p>Sie moͤgen ſchlecht bedient werden.</p><lb/><p>Es kann vielleicht ſeyn.</p><lb/><p>Sie ſind gewaltig kurz, <hirendition="#fr">Fraͤulein.</hi></p><lb/><p>Wie ich ihren Beſuch zu ſeyn wuͤnſchte,<lb/>
Jungfern.</p><lb/><p>Leben ſie wohl, verkehrte Schoͤnheit!</p><lb/><p>Jhre Dienerinn, Jungfern.</p><lb/><p>Leben ſie wohl, uͤbermuͤthiges Geſicht!</p><lb/><p>Sie ſehen mich erniedriget ‒‒</p><lb/><p>Wie ſie verdienen, <hirendition="#fr">Fraͤulein Harlowe.</hi> Der<lb/>
Stolz will einen Fall haben.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Beſſer,</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[288/0294]
Jch glaube, ich werde niemals ihrer Mey-
nung ſeyn, in dem, was Gluͤckſeligkeit heißt.
Was, denken ſie, ſey unſere Meynung von
der Gluͤckſeligkeit?
Jn Fr. Sinclairs Hauſe zu leben.
Vielleicht ſind wir auch einmal ſo ekel, und
ſo voll Bedenklichkeit geweſen.
Wie iſt es denn bey ihnen voruͤber gegangen?
Weil wir geſehen haben, wie laͤcherlich das
ſproͤde Weſen ſey.
Kommen ſie etwa hierher, mich zu bereden,
daß ich das ſproͤde Weſen, wie ſie es nennen, eben
ſo ſehr haſſen ſoll, als ſie thun?
Wir ſind gekommen, ihnen unſere Dienſte
anzubieten.
Es ſteht nicht in ihrer Gewalt, mir zu die-
nen.
Vielleicht iſt es nicht alſo.
Jch bin nicht geneigt, ihnen Muͤhe zu ma-
chen.
Sie moͤgen ſchlecht bedient werden.
Es kann vielleicht ſeyn.
Sie ſind gewaltig kurz, Fraͤulein.
Wie ich ihren Beſuch zu ſeyn wuͤnſchte,
Jungfern.
Leben ſie wohl, verkehrte Schoͤnheit!
Jhre Dienerinn, Jungfern.
Leben ſie wohl, uͤbermuͤthiges Geſicht!
Sie ſehen mich erniedriget ‒ ‒
Wie ſie verdienen, Fraͤulein Harlowe. Der
Stolz will einen Fall haben.
Beſſer,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/294>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.