re Rechnung über die zugemuthete Schuld ge- ben. Jch vermuthe, ich muß für meinen Ver- derber; das war ihr vollkommen bequemes Wort; und für seine Bedienten, eben so wohl, als für mich selbst, bezahlen. - - Jch bin damit zu- frieden - - Jn der That, ich bin damit zufrieden - - Jch bin weit darüber hinaus, daß ich wün- schen sollte, daß mit jemand, der so zu handeln im Stande gewesen ist, über die Gerechtigkeit und Billigkeit dieser Sache nur einmal Worte gewechselt werden sollten. Wenn ich nur genug habe, die Forderung zu bezahlen: so werde ich vergnügt seyn, und will die Niederträchtigkeit ei- ner solchen Handlung, wie dieß ist, als eine Ver- größerung einer Schuld, die meiner Meynung nach nicht vergrößert werden konnte, hingehen lassen.
Jch gestehe, Lovelace, es ist Bosheit dabey, wenn ich dir diese Umstände so genau erzähle, da- mit ich dich bis zum Herzen verwunde. Erlau- be mir, dich zu fragen: Was kannst du nun von deiner Grausamkeit, deiner unerhörten Grausam- keit, gedenken, daß du eine Person von ihrem Stande, von ihrem Vermögen, von ihren Gaben, und von ihrer Tugend, so weit heruntergebracht hast?
Die nichtswürdigen Weibsleute, muß man gestehen, handeln nur ihrer ordentlichen Handthie- rung gemäß: einer Handthierung, wozu du, als das vornehmste Werkzeug, diese beyden gebracht hast. Und sie wissen, was deine Absichten gewe- sen, und wie weit sie verfolget sind. Es heißt,
nach
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re Rechnung uͤber die zugemuthete Schuld ge- ben. Jch vermuthe, ich muß fuͤr meinen Ver- derber; das war ihr vollkommen bequemes Wort; und fuͤr ſeine Bedienten, eben ſo wohl, als fuͤr mich ſelbſt, bezahlen. ‒ ‒ Jch bin damit zu- frieden ‒ ‒ Jn der That, ich bin damit zufrieden ‒ ‒ Jch bin weit daruͤber hinaus, daß ich wuͤn- ſchen ſollte, daß mit jemand, der ſo zu handeln im Stande geweſen iſt, uͤber die Gerechtigkeit und Billigkeit dieſer Sache nur einmal Worte gewechſelt werden ſollten. Wenn ich nur genug habe, die Forderung zu bezahlen: ſo werde ich vergnuͤgt ſeyn, und will die Niedertraͤchtigkeit ei- ner ſolchen Handlung, wie dieß iſt, als eine Ver- groͤßerung einer Schuld, die meiner Meynung nach nicht vergroͤßert werden konnte, hingehen laſſen.
Jch geſtehe, Lovelace, es iſt Bosheit dabey, wenn ich dir dieſe Umſtaͤnde ſo genau erzaͤhle, da- mit ich dich bis zum Herzen verwunde. Erlau- be mir, dich zu fragen: Was kannſt du nun von deiner Grauſamkeit, deiner unerhoͤrten Grauſam- keit, gedenken, daß du eine Perſon von ihrem Stande, von ihrem Vermoͤgen, von ihren Gaben, und von ihrer Tugend, ſo weit heruntergebracht haſt?
Die nichtswuͤrdigen Weibsleute, muß man geſtehen, handeln nur ihrer ordentlichen Handthie- rung gemaͤß: einer Handthierung, wozu du, als das vornehmſte Werkzeug, dieſe beyden gebracht haſt. Und ſie wiſſen, was deine Abſichten gewe- ſen, und wie weit ſie verfolget ſind. Es heißt,
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re Rechnung uͤber die zugemuthete Schuld ge-
ben. Jch vermuthe, ich muß fuͤr meinen Ver-
derber; das war ihr vollkommen bequemes
Wort; und fuͤr ſeine Bedienten, eben ſo wohl, als
fuͤr mich ſelbſt, bezahlen. ‒ ‒ Jch bin damit zu-
frieden ‒ ‒ Jn der That, ich bin damit zufrieden
‒ ‒ Jch bin weit daruͤber hinaus, daß ich wuͤn-
ſchen ſollte, daß mit jemand, der ſo zu handeln
im Stande geweſen iſt, uͤber die Gerechtigkeit
und Billigkeit dieſer Sache nur einmal Worte
gewechſelt werden ſollten. Wenn ich nur genug
habe, die Forderung zu bezahlen: ſo werde ich
vergnuͤgt ſeyn, und will die Niedertraͤchtigkeit ei-
ner ſolchen Handlung, wie dieß iſt, als eine Ver-
groͤßerung einer Schuld, die meiner Meynung
nach nicht vergroͤßert werden konnte, hingehen
laſſen.
Jch geſtehe, Lovelace, es iſt Bosheit dabey,
wenn ich dir dieſe Umſtaͤnde ſo genau erzaͤhle, da-
mit ich dich bis zum Herzen verwunde. Erlau-
be mir, dich zu fragen: Was kannſt du nun von
deiner Grauſamkeit, deiner unerhoͤrten Grauſam-
keit, gedenken, daß du eine Perſon von ihrem
Stande, von ihrem Vermoͤgen, von ihren Gaben, und
von ihrer Tugend, ſo weit heruntergebracht haſt?
Die nichtswuͤrdigen Weibsleute, muß man
geſtehen, handeln nur ihrer ordentlichen Handthie-
rung gemaͤß: einer Handthierung, wozu du, als
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/313>, abgerufen am 22.11.2024.
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