Meine beyden Tanten befinden, daß die Un- terhandlung, deren glücklicher Fortgang ihnen an ihren thörichten Herzen liegt, sich, nach aller Wahr- scheinlichkeit, in die Länge ziehen möchte. Also sind sie im Begriff, zu ihren eignen Gütern von hier abzugehen: nachdem sie die beste Sicherheit, welche die Natur der Sache leidet, das ist, mein Wort, von mir genommen haben, die Fräulein zu heyrathen, wo sie mich haben will.
Alles, was ich in meiner gegenwärtigen Un- gewißheit zu thun habe, ist, daß ich meinen Ge- müthskräften wieder einen Glanz gebe, indem ich den Rost abfeile, den sie durch den Rauch in der Stadt, durch eine lange Gefangenschaft in mei- ner beständigen Aufwartung bey meiner verkehr- ten Schönen mit so geringem Erfolg, angenom- men haben; und daß ich die schlaff gewordenen Fäserchen meiner Seele, wo möglich, wieder an- ziehe, welche durch die unruhigen Bewegungen, die sie darinn erreget hat, nicht anders, als die Sehnen eines von der Gicht wackelhaften Kran- ken, gezwackt und gezuckt sind: damit ich auf die Art im Stande seyn möge, ihr einen Gemahl der ihrer Aufnahme so würdig ist, als ich seyn kann, darzustellen; oder, wo sie meine Hand ausschlägt, meine gewöhnliche Munterkeit, wieder anzuneh- men, und anderen von dem verführerischen Ge- schlechte zu zeigen, daß mir die Schwierigkeiten, welche ich bey dieser angenehmen Person von demselben angetroffen, nicht den Muth zu mei-
nen
Meine beyden Tanten befinden, daß die Un- terhandlung, deren gluͤcklicher Fortgang ihnen an ihren thoͤrichten Herzen liegt, ſich, nach aller Wahr- ſcheinlichkeit, in die Laͤnge ziehen moͤchte. Alſo ſind ſie im Begriff, zu ihren eignen Guͤtern von hier abzugehen: nachdem ſie die beſte Sicherheit, welche die Natur der Sache leidet, das iſt, mein Wort, von mir genommen haben, die Fraͤulein zu heyrathen, wo ſie mich haben will.
Alles, was ich in meiner gegenwaͤrtigen Un- gewißheit zu thun habe, iſt, daß ich meinen Ge- muͤthskraͤften wieder einen Glanz gebe, indem ich den Roſt abfeile, den ſie durch den Rauch in der Stadt, durch eine lange Gefangenſchaft in mei- ner beſtaͤndigen Aufwartung bey meiner verkehr- ten Schoͤnen mit ſo geringem Erfolg, angenom- men haben; und daß ich die ſchlaff gewordenen Faͤſerchen meiner Seele, wo moͤglich, wieder an- ziehe, welche durch die unruhigen Bewegungen, die ſie darinn erreget hat, nicht anders, als die Sehnen eines von der Gicht wackelhaften Kran- ken, gezwackt und gezuckt ſind: damit ich auf die Art im Stande ſeyn moͤge, ihr einen Gemahl der ihrer Aufnahme ſo wuͤrdig iſt, als ich ſeyn kann, darzuſtellen; oder, wo ſie meine Hand ausſchlaͤgt, meine gewoͤhnliche Munterkeit, wieder anzuneh- men, und anderen von dem verfuͤhreriſchen Ge- ſchlechte zu zeigen, daß mir die Schwierigkeiten, welche ich bey dieſer angenehmen Perſon von demſelben angetroffen, nicht den Muth zu mei-
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Meine beyden Tanten befinden, daß die Un-
terhandlung, deren gluͤcklicher Fortgang ihnen an
ihren thoͤrichten Herzen liegt, ſich, nach aller Wahr-
ſcheinlichkeit, in die Laͤnge ziehen moͤchte. Alſo
ſind ſie im Begriff, zu ihren eignen Guͤtern von
hier abzugehen: nachdem ſie die beſte Sicherheit,
welche die Natur der Sache leidet, das iſt, mein
Wort, von mir genommen haben, die Fraͤulein
zu heyrathen, wo ſie mich haben will.
Alles, was ich in meiner gegenwaͤrtigen Un-
gewißheit zu thun habe, iſt, daß ich meinen Ge-
muͤthskraͤften wieder einen Glanz gebe, indem ich
den Roſt abfeile, den ſie durch den Rauch in der
Stadt, durch eine lange Gefangenſchaft in mei-
ner beſtaͤndigen Aufwartung bey meiner verkehr-
ten Schoͤnen mit ſo geringem Erfolg, angenom-
men haben; und daß ich die ſchlaff gewordenen
Faͤſerchen meiner Seele, wo moͤglich, wieder an-
ziehe, welche durch die unruhigen Bewegungen,
die ſie darinn erreget hat, nicht anders, als die
Sehnen eines von der Gicht wackelhaften Kran-
ken, gezwackt und gezuckt ſind: damit ich auf die
Art im Stande ſeyn moͤge, ihr einen Gemahl der
ihrer Aufnahme ſo wuͤrdig iſt, als ich ſeyn kann,
darzuſtellen; oder, wo ſie meine Hand ausſchlaͤgt,
meine gewoͤhnliche Munterkeit, wieder anzuneh-
men, und anderen von dem verfuͤhreriſchen Ge-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/388>, abgerufen am 24.11.2024.
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