schicke, meine geliebte Fräulein? Es ist größten- theils von Jhrer Güte gegen mich: und ich wer- de mir eine Ehre daraus machen, es seinem er- sten Eigenthümer wieder zuzustellen.
Jhre Armen wünschen Jhnen lauter Segen und beten beständig für Sie. Jch habe mit den letzten Proben Jhrer Gewogenheit so hausgehal- ten, und die guten Leute sind so gesund gewesen, haben so beständig Arbeit gefunden, daß der Vorrath hingereichet hat und noch hinreichen wird, bis ihrer unvergleichlichen Wohlthäterinn glück- lichere Tage, wie ich hoffe, zu Theil werden.
Erlauben Sie mir zu bitten, meine allerliebste Fräulein, daß Sie sich aller Hülfsmittel zu Nu- tze machen, welche gottselige Personen, wie Sie, zum Trost in ihrem Elende, aus der Religion nehmen. Jhr Leiden mag beschaffen seyn, wie es will: so bin ich versichert, daß Jhre Absicht unschuldig gewesen ist. Daher lassen Sie den Muth nicht sinken. Es wird keinem mehr zu leiden aufgeleget, als er tragen kann, und des- falls auch tragen muß.
Wir kennen die Wege der Fürsehung nicht. Wir wissen nicht, was für Absichten durch ihre Verwaltung gegen die armen Geschöpfe erhalten werden mögen.
Wenige Leute haben mehr Ursache, dieß zu sa- gen, als ich selbst. Und da wir im Elende mehr Trost aus Beyspielen, als aus Gründen, ziehen können: so werden Sie mir erlauben, daß ich
Sie
ſchicke, meine geliebte Fraͤulein? Es iſt groͤßten- theils von Jhrer Guͤte gegen mich: und ich wer- de mir eine Ehre daraus machen, es ſeinem er- ſten Eigenthuͤmer wieder zuzuſtellen.
Jhre Armen wuͤnſchen Jhnen lauter Segen und beten beſtaͤndig fuͤr Sie. Jch habe mit den letzten Proben Jhrer Gewogenheit ſo hausgehal- ten, und die guten Leute ſind ſo geſund geweſen, haben ſo beſtaͤndig Arbeit gefunden, daß der Vorrath hingereichet hat und noch hinreichen wird, bis ihrer unvergleichlichen Wohlthaͤterinn gluͤck- lichere Tage, wie ich hoffe, zu Theil werden.
Erlauben Sie mir zu bitten, meine allerliebſte Fraͤulein, daß Sie ſich aller Huͤlfsmittel zu Nu- tze machen, welche gottſelige Perſonen, wie Sie, zum Troſt in ihrem Elende, aus der Religion nehmen. Jhr Leiden mag beſchaffen ſeyn, wie es will: ſo bin ich verſichert, daß Jhre Abſicht unſchuldig geweſen iſt. Daher laſſen Sie den Muth nicht ſinken. Es wird keinem mehr zu leiden aufgeleget, als er tragen kann, und des- falls auch tragen muß.
Wir kennen die Wege der Fuͤrſehung nicht. Wir wiſſen nicht, was fuͤr Abſichten durch ihre Verwaltung gegen die armen Geſchoͤpfe erhalten werden moͤgen.
Wenige Leute haben mehr Urſache, dieß zu ſa- gen, als ich ſelbſt. Und da wir im Elende mehr Troſt aus Beyſpielen, als aus Gruͤnden, ziehen koͤnnen: ſo werden Sie mir erlauben, daß ich
Sie
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ſchicke, meine geliebte Fraͤulein? Es iſt groͤßten-
theils von Jhrer Guͤte gegen mich: und ich wer-
de mir eine Ehre daraus machen, es ſeinem er-
ſten Eigenthuͤmer wieder zuzuſtellen.
Jhre Armen wuͤnſchen Jhnen lauter Segen
und beten beſtaͤndig fuͤr Sie. Jch habe mit den
letzten Proben Jhrer Gewogenheit ſo hausgehal-
ten, und die guten Leute ſind ſo geſund geweſen,
haben ſo beſtaͤndig Arbeit gefunden, daß der
Vorrath hingereichet hat und noch hinreichen wird,
bis ihrer unvergleichlichen Wohlthaͤterinn gluͤck-
lichere Tage, wie ich hoffe, zu Theil werden.
Erlauben Sie mir zu bitten, meine allerliebſte
Fraͤulein, daß Sie ſich aller Huͤlfsmittel zu Nu-
tze machen, welche gottſelige Perſonen, wie Sie,
zum Troſt in ihrem Elende, aus der Religion
nehmen. Jhr Leiden mag beſchaffen ſeyn, wie
es will: ſo bin ich verſichert, daß Jhre Abſicht
unſchuldig geweſen iſt. Daher laſſen Sie den
Muth nicht ſinken. Es wird keinem mehr zu
leiden aufgeleget, als er tragen kann, und des-
falls auch tragen muß.
Wir kennen die Wege der Fuͤrſehung nicht.
Wir wiſſen nicht, was fuͤr Abſichten durch ihre
Verwaltung gegen die armen Geſchoͤpfe erhalten
werden moͤgen.
Wenige Leute haben mehr Urſache, dieß zu ſa-
gen, als ich ſelbſt. Und da wir im Elende mehr
Troſt aus Beyſpielen, als aus Gruͤnden, ziehen
koͤnnen: ſo werden Sie mir erlauben, daß ich
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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