erzittern: denn meine Schwester hat ein hartes Herze.
Jch sagte etwas wider ihre Freunde: in so fern als ich zu erkennen gab, was man nach Verdienst von ihnen denken würde, wenn der unverdiente Fluch nicht von ihr genommen wer- den sollte. - - Dabey faßte sie mich, und redete auf eine so kindliche Art von ihren Eltern, daß eben dieß ihnen, wo sie unversöhnlich bleiben, für ihr unmenschliches Verfahren mit einer sol- chen Tochter, eine gedoppelte Verdammniß zu- wege bringen muß.
Jch müßte ihre Eltern nicht tadeln, waren ihre Worte: das wäre der Fehler an ihrer lieb- sten Fräulein Howe. Wie ungeheuer wäre ihr Verbrechen, daß es den besten Eltern, wie sie sich ihr bewiesen hätten, bis sie ihnen misfällig ge- worden wäre, einen bösen Schein gäbe, weil sie die Unbesonnenheit eines Kindes, von dessen Er- ziehung sie mit Recht bessere Früchte erwarten können, mit Unwillen ahndeten! Es wären al- lerdings einige harte Umstände in ihrem Schick- sal: aber mein Freund könnte mir sagen, daß bey dem ganzen unglücklichen Verlauf der Sa- che, niemand, als sie selbst, wider seinen Cha- racter gehandelt hätte. Sie unterwürfe sich da- her der Strafe, die sie sich zugezogen. Hätten jene etwas versehen: so wäre es dieß einzige, daß sie sich nicht nach einigen Umständen, welche ihre Missethat ein wenig verringern würden, erkundi-
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erzittern: denn meine Schweſter hat ein hartes Herze.
Jch ſagte etwas wider ihre Freunde: in ſo fern als ich zu erkennen gab, was man nach Verdienſt von ihnen denken wuͤrde, wenn der unverdiente Fluch nicht von ihr genommen wer- den ſollte. ‒ ‒ Dabey faßte ſie mich, und redete auf eine ſo kindliche Art von ihren Eltern, daß eben dieß ihnen, wo ſie unverſoͤhnlich bleiben, fuͤr ihr unmenſchliches Verfahren mit einer ſol- chen Tochter, eine gedoppelte Verdammniß zu- wege bringen muß.
Jch muͤßte ihre Eltern nicht tadeln, waren ihre Worte: das waͤre der Fehler an ihrer lieb- ſten Fraͤulein Howe. Wie ungeheuer waͤre ihr Verbrechen, daß es den beſten Eltern, wie ſie ſich ihr bewieſen haͤtten, bis ſie ihnen misfaͤllig ge- worden waͤre, einen boͤſen Schein gaͤbe, weil ſie die Unbeſonnenheit eines Kindes, von deſſen Er- ziehung ſie mit Recht beſſere Fruͤchte erwarten koͤnnen, mit Unwillen ahndeten! Es waͤren al- lerdings einige harte Umſtaͤnde in ihrem Schick- ſal: aber mein Freund koͤnnte mir ſagen, daß bey dem ganzen ungluͤcklichen Verlauf der Sa- che, niemand, als ſie ſelbſt, wider ſeinen Cha- racter gehandelt haͤtte. Sie unterwuͤrfe ſich da- her der Strafe, die ſie ſich zugezogen. Haͤtten jene etwas verſehen: ſo waͤre es dieß einzige, daß ſie ſich nicht nach einigen Umſtaͤnden, welche ihre Miſſethat ein wenig verringern wuͤrden, erkundi-
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erzittern: denn meine Schweſter hat ein hartes
Herze.
Jch ſagte etwas wider ihre Freunde: in ſo
fern als ich zu erkennen gab, was man nach
Verdienſt von ihnen denken wuͤrde, wenn der
unverdiente Fluch nicht von ihr genommen wer-
den ſollte. ‒ ‒ Dabey faßte ſie mich, und redete
auf eine ſo kindliche Art von ihren Eltern, daß
eben dieß ihnen, wo ſie unverſoͤhnlich bleiben,
fuͤr ihr unmenſchliches Verfahren mit einer ſol-
chen Tochter, eine gedoppelte Verdammniß zu-
wege bringen muß.
Jch muͤßte ihre Eltern nicht tadeln, waren
ihre Worte: das waͤre der Fehler an ihrer lieb-
ſten Fraͤulein Howe. Wie ungeheuer waͤre ihr
Verbrechen, daß es den beſten Eltern, wie ſie ſich
ihr bewieſen haͤtten, bis ſie ihnen misfaͤllig ge-
worden waͤre, einen boͤſen Schein gaͤbe, weil ſie
die Unbeſonnenheit eines Kindes, von deſſen Er-
ziehung ſie mit Recht beſſere Fruͤchte erwarten
koͤnnen, mit Unwillen ahndeten! Es waͤren al-
lerdings einige harte Umſtaͤnde in ihrem Schick-
ſal: aber mein Freund koͤnnte mir ſagen, daß
bey dem ganzen ungluͤcklichen Verlauf der Sa-
che, niemand, als ſie ſelbſt, wider ſeinen Cha-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/441>, abgerufen am 24.11.2024.
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