wie Sie schreiben werden, muß ich diesen ant- worten.
Jn Jhrem letzten beschließen Sie sehr fest, daß Sie ihn nicht nehmen wollen. Gewiß, er verdienet vielmehr einen schmählichen Tod, als eine solche Frau. Aber da ich ihn wirklich für unschuldig an dem Verhaft halte; und seine gan- ze Familie so ernstliche Vorstellungen seinetwe- gen thut; auch für ihn Gewähr leisten will: so denke ich, daß es itzo der beste Schritt seyn werde, den Sie thun können, daß Sie sich ihren und seinen eignen inständigsten Bitten gefällig er- weisen; indem Jhre eigne Familie, wie ich Sie gewiß versichern kann, unversöhnlich bleibet. Er ist ein Mensch, der Einsicht hat. Es ist nicht unmöglich, daß er sich als einen guten Ehe- mann gegen Sie bezeige, und mit der Zeit kein böser Mann werde.
Meine Mutter ist gänzlich meiner Meynung. Am Freytage hat auch Herr Hickmann, nach dem Wink, den ich Jhnen in meinem letzten Schrei- ben davon gab, eine Unterredung mit dem wun- derlichen Kopfe gehabt. Er ist auf keine Weise mit dem Bezeigen desselben gegen ihn selbst zu- frieden. Jn der That hat er nicht Ursache zu- frieden zu seyn. Dennoch gehen seine Gedanken dahin, daß er aufrichtig entschlossen sey, Sie zu heyrathen, wenn Sie sich gefallen lassen wollen, ihn zu nehmen.
Vielleicht mag Herr Hickmann Sie in ge- heim besuchen, ehe wir abreisen. Wo ich nicht
zu
wie Sie ſchreiben werden, muß ich dieſen ant- worten.
Jn Jhrem letzten beſchließen Sie ſehr feſt, daß Sie ihn nicht nehmen wollen. Gewiß, er verdienet vielmehr einen ſchmaͤhlichen Tod, als eine ſolche Frau. Aber da ich ihn wirklich fuͤr unſchuldig an dem Verhaft halte; und ſeine gan- ze Familie ſo ernſtliche Vorſtellungen ſeinetwe- gen thut; auch fuͤr ihn Gewaͤhr leiſten will: ſo denke ich, daß es itzo der beſte Schritt ſeyn werde, den Sie thun koͤnnen, daß Sie ſich ihren und ſeinen eignen inſtaͤndigſten Bitten gefaͤllig er- weiſen; indem Jhre eigne Familie, wie ich Sie gewiß verſichern kann, unverſoͤhnlich bleibet. Er iſt ein Menſch, der Einſicht hat. Es iſt nicht unmoͤglich, daß er ſich als einen guten Ehe- mann gegen Sie bezeige, und mit der Zeit kein boͤſer Mann werde.
Meine Mutter iſt gaͤnzlich meiner Meynung. Am Freytage hat auch Herr Hickmann, nach dem Wink, den ich Jhnen in meinem letzten Schrei- ben davon gab, eine Unterredung mit dem wun- derlichen Kopfe gehabt. Er iſt auf keine Weiſe mit dem Bezeigen deſſelben gegen ihn ſelbſt zu- frieden. Jn der That hat er nicht Urſache zu- frieden zu ſeyn. Dennoch gehen ſeine Gedanken dahin, daß er aufrichtig entſchloſſen ſey, Sie zu heyrathen, wenn Sie ſich gefallen laſſen wollen, ihn zu nehmen.
Vielleicht mag Herr Hickmann Sie in ge- heim beſuchen, ehe wir abreiſen. Wo ich nicht
zu
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wie Sie ſchreiben werden, muß ich dieſen ant-
worten.
Jn Jhrem letzten beſchließen Sie ſehr feſt,
daß Sie ihn nicht nehmen wollen. Gewiß, er
verdienet vielmehr einen ſchmaͤhlichen Tod, als
eine ſolche Frau. Aber da ich ihn wirklich fuͤr
unſchuldig an dem Verhaft halte; und ſeine gan-
ze Familie ſo ernſtliche Vorſtellungen ſeinetwe-
gen thut; auch fuͤr ihn Gewaͤhr leiſten will: ſo
denke ich, daß es itzo der beſte Schritt ſeyn werde,
den Sie thun koͤnnen, daß Sie ſich ihren und
ſeinen eignen inſtaͤndigſten Bitten gefaͤllig er-
weiſen; indem Jhre eigne Familie, wie ich Sie
gewiß verſichern kann, unverſoͤhnlich bleibet.
Er iſt ein Menſch, der Einſicht hat. Es iſt
nicht unmoͤglich, daß er ſich als einen guten Ehe-
mann gegen Sie bezeige, und mit der Zeit kein
boͤſer Mann werde.
Meine Mutter iſt gaͤnzlich meiner Meynung.
Am Freytage hat auch Herr Hickmann, nach dem
Wink, den ich Jhnen in meinem letzten Schrei-
ben davon gab, eine Unterredung mit dem wun-
derlichen Kopfe gehabt. Er iſt auf keine Weiſe
mit dem Bezeigen deſſelben gegen ihn ſelbſt zu-
frieden. Jn der That hat er nicht Urſache zu-
frieden zu ſeyn. Dennoch gehen ſeine Gedanken
dahin, daß er aufrichtig entſchloſſen ſey, Sie zu
heyrathen, wenn Sie ſich gefallen laſſen wollen,
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Vielleicht mag Herr Hickmann Sie in ge-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/481>, abgerufen am 22.11.2024.
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