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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Der ein und achtzigste Brief
von
Frau Norton an Fräulein Clarissa
Harlowe.

Meine allerliebste Fräulein.

Jch habe das Vergnügen, Jhnen zu melden,
daß zu der Genesung meines Sohnes noch
einmal gute Hoffnung ist. Er empfiehlt sich Jh-
nen gehorsamst. Er ist sehr matt und schwach.
Jch bin es ebenfalls. Dieß ist das erste mal,
da ich seit verschiedenen Tagen im Stande bin,
aufzusitzen und zu schreiben: sonst würde ich nicht
so lange stille geschwiegen haben.

Jhr Brief an Jhre Schwester ist angekom-
men und beantwortet. Sie haben vermuthlich
die Antwort itzo schon. Jch wünsche, daß sie
zu Jhrem Vergnügen gereichen möge: allein mir
ist bange, es werde nicht seyn. Denn durch Eli-
sabeth Barnes erfahre ich, daß sie bey dem Em-
pfang ihres Schreibens alle in großer Bewe-
gung, und sehr uneinig gewesen sind, ob es be-
antwortet werden sollte oder nicht. Sie wollen
nicht glauben, daß Sie sich so übel befinden, als
ich, zu unsäglichem Kummer für wich, wahrneh-
me. Das, was zwischen Fräulein Harlowe und

Fräu-




Der ein und achtzigſte Brief
von
Frau Norton an Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.

Meine allerliebſte Fraͤulein.

Jch habe das Vergnuͤgen, Jhnen zu melden,
daß zu der Geneſung meines Sohnes noch
einmal gute Hoffnung iſt. Er empfiehlt ſich Jh-
nen gehorſamſt. Er iſt ſehr matt und ſchwach.
Jch bin es ebenfalls. Dieß iſt das erſte mal,
da ich ſeit verſchiedenen Tagen im Stande bin,
aufzuſitzen und zu ſchreiben: ſonſt wuͤrde ich nicht
ſo lange ſtille geſchwiegen haben.

Jhr Brief an Jhre Schweſter iſt angekom-
men und beantwortet. Sie haben vermuthlich
die Antwort itzo ſchon. Jch wuͤnſche, daß ſie
zu Jhrem Vergnuͤgen gereichen moͤge: allein mir
iſt bange, es werde nicht ſeyn. Denn durch Eli-
ſabeth Barnes erfahre ich, daß ſie bey dem Em-
pfang ihres Schreibens alle in großer Bewe-
gung, und ſehr uneinig geweſen ſind, ob es be-
antwortet werden ſollte oder nicht. Sie wollen
nicht glauben, daß Sie ſich ſo uͤbel befinden, als
ich, zu unſaͤglichem Kummer fuͤr wich, wahrneh-
me. Das, was zwiſchen Fraͤulein Harlowe und

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[612/0618] Der ein und achtzigſte Brief von Frau Norton an Fraͤulein Clariſſa Harlowe. Freytags, den 28ten Jul. Meine allerliebſte Fraͤulein. Jch habe das Vergnuͤgen, Jhnen zu melden, daß zu der Geneſung meines Sohnes noch einmal gute Hoffnung iſt. Er empfiehlt ſich Jh- nen gehorſamſt. Er iſt ſehr matt und ſchwach. Jch bin es ebenfalls. Dieß iſt das erſte mal, da ich ſeit verſchiedenen Tagen im Stande bin, aufzuſitzen und zu ſchreiben: ſonſt wuͤrde ich nicht ſo lange ſtille geſchwiegen haben. Jhr Brief an Jhre Schweſter iſt angekom- men und beantwortet. Sie haben vermuthlich die Antwort itzo ſchon. Jch wuͤnſche, daß ſie zu Jhrem Vergnuͤgen gereichen moͤge: allein mir iſt bange, es werde nicht ſeyn. Denn durch Eli- ſabeth Barnes erfahre ich, daß ſie bey dem Em- pfang ihres Schreibens alle in großer Bewe- gung, und ſehr uneinig geweſen ſind, ob es be- antwortet werden ſollte oder nicht. Sie wollen nicht glauben, daß Sie ſich ſo uͤbel befinden, als ich, zu unſaͤglichem Kummer fuͤr wich, wahrneh- me. Das, was zwiſchen Fraͤulein Harlowe und Fraͤu-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/618>, abgerufen am 22.11.2024.