Alles dieß, und noch mehr habet Jhr von ihm und von Uns allen verdienet: aber was habt Jhr dem verruchten liederlichen Kerl ge- than, das zu verdienen, was Euch von seinen Händen widerfahren ist? - - Jch fürchte, ich fürchte, Schwester! - Jedoch nicht mehr! - - Vortrefflich habt ihr diese vier Monate ange- wandt!
Mein Bruder ist itzo in Edinburg, wohin ihn mein Vater geschickt hat, damit er diesen frohlockenden Betrüger nicht etwa antreffen mö- ge, ob er gleich nicht weiß, daß dieß der Bewe- gungsgrund dazu ist.
Man sagt uns, daß er Euch gern heyrathen wollte. Aber warum hat er Euch denn sitzen lassen? Er hatte Euch sonder Zweifel so lange gehalten, bis er Eurer überdrüßig war: und es ist gar nicht glaublich, daß er wünschen sollte, Euch zu haben, anders als auf den Fuß, wie Jhr ohne allen Streit schon die seine gewesen seyd.
Jhr solltet Eurer Freundinn, der Fräulein Howe, rathen, sich Eurer Sachen weniger anzu- nehmen, wofern sie es nicht mit mehrerer An- ständigkeit thun könnte. Sie hat drey Briefe an mich geschrieben, die sehr übermüthig sind. Eure große Gönnerinn, die arme Fr. Norton, denkt, daß Jhr nichts von dem Unternehmen der muthigen Fräulein, an mich zu schreiben, wisset. Jch hoffe es. Aber alsdenn ist die Briefstelle- rinn desto unverschämter. Weil ich inzwischen
der
Alles dieß, und noch mehr habet Jhr von ihm und von Uns allen verdienet: aber was habt Jhr dem verruchten liederlichen Kerl ge- than, das zu verdienen, was Euch von ſeinen Haͤnden widerfahren iſt? ‒ ‒ Jch fuͤrchte, ich fuͤrchte, Schweſter! ‒ Jedoch nicht mehr! ‒ ‒ Vortrefflich habt ihr dieſe vier Monate ange- wandt!
Mein Bruder iſt itzo in Edinburg, wohin ihn mein Vater geſchickt hat, damit er dieſen frohlockenden Betruͤger nicht etwa antreffen moͤ- ge, ob er gleich nicht weiß, daß dieß der Bewe- gungsgrund dazu iſt.
Man ſagt uns, daß er Euch gern heyrathen wollte. Aber warum hat er Euch denn ſitzen laſſen? Er hatte Euch ſonder Zweifel ſo lange gehalten, bis er Eurer uͤberdruͤßig war: und es iſt gar nicht glaublich, daß er wuͤnſchen ſollte, Euch zu haben, anders als auf den Fuß, wie Jhr ohne allen Streit ſchon die ſeine geweſen ſeyd.
Jhr ſolltet Eurer Freundinn, der Fraͤulein Howe, rathen, ſich Eurer Sachen weniger anzu- nehmen, wofern ſie es nicht mit mehrerer An- ſtaͤndigkeit thun koͤnnte. Sie hat drey Briefe an mich geſchrieben, die ſehr uͤbermuͤthig ſind. Eure große Goͤnnerinn, die arme Fr. Norton, denkt, daß Jhr nichts von dem Unternehmen der muthigen Fraͤulein, an mich zu ſchreiben, wiſſet. Jch hoffe es. Aber alsdenn iſt die Briefſtelle- rinn deſto unverſchaͤmter. Weil ich inzwiſchen
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><pbfacs="#f0638"n="632"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Alles dieß, und noch mehr habet Jhr von<lb/>
ihm und von <hirendition="#fr">Uns</hi> allen verdienet: aber was<lb/>
habt Jhr dem verruchten liederlichen Kerl ge-<lb/>
than, das zu verdienen, was Euch von <hirendition="#fr">ſeinen</hi><lb/>
Haͤnden widerfahren iſt? ‒‒ Jch fuͤrchte, ich<lb/>
fuͤrchte, Schweſter! ‒ Jedoch nicht mehr! ‒‒<lb/>
Vortrefflich habt ihr dieſe vier Monate ange-<lb/>
wandt!</p><lb/><p>Mein Bruder iſt itzo in Edinburg, wohin<lb/>
ihn mein Vater geſchickt hat, damit er dieſen<lb/>
frohlockenden Betruͤger nicht etwa antreffen moͤ-<lb/>
ge, ob er gleich nicht weiß, daß dieß der Bewe-<lb/>
gungsgrund dazu iſt.</p><lb/><p>Man ſagt uns, daß er Euch gern heyrathen<lb/>
wollte. Aber warum hat er Euch denn ſitzen<lb/>
laſſen? Er hatte Euch ſonder Zweifel ſo lange<lb/>
gehalten, bis er Eurer uͤberdruͤßig war: und es<lb/>
iſt gar nicht glaublich, daß er wuͤnſchen ſollte,<lb/>
Euch zu haben, anders als auf den Fuß, wie<lb/>
Jhr ohne allen Streit ſchon die <hirendition="#fr">ſeine</hi> geweſen<lb/>ſeyd.</p><lb/><p>Jhr ſolltet Eurer Freundinn, der Fraͤulein<lb/>
Howe, rathen, ſich Eurer Sachen weniger anzu-<lb/>
nehmen, wofern ſie es nicht mit mehrerer An-<lb/>ſtaͤndigkeit thun koͤnnte. Sie hat drey Briefe<lb/>
an mich geſchrieben, die ſehr uͤbermuͤthig ſind.<lb/>
Eure große Goͤnnerinn, die arme Fr. Norton,<lb/>
denkt, daß Jhr nichts von dem Unternehmen der<lb/>
muthigen Fraͤulein, an mich zu ſchreiben, wiſſet.<lb/>
Jch hoffe es. Aber alsdenn iſt die Briefſtelle-<lb/>
rinn deſto unverſchaͤmter. Weil ich inzwiſchen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[632/0638]
Alles dieß, und noch mehr habet Jhr von
ihm und von Uns allen verdienet: aber was
habt Jhr dem verruchten liederlichen Kerl ge-
than, das zu verdienen, was Euch von ſeinen
Haͤnden widerfahren iſt? ‒ ‒ Jch fuͤrchte, ich
fuͤrchte, Schweſter! ‒ Jedoch nicht mehr! ‒ ‒
Vortrefflich habt ihr dieſe vier Monate ange-
wandt!
Mein Bruder iſt itzo in Edinburg, wohin
ihn mein Vater geſchickt hat, damit er dieſen
frohlockenden Betruͤger nicht etwa antreffen moͤ-
ge, ob er gleich nicht weiß, daß dieß der Bewe-
gungsgrund dazu iſt.
Man ſagt uns, daß er Euch gern heyrathen
wollte. Aber warum hat er Euch denn ſitzen
laſſen? Er hatte Euch ſonder Zweifel ſo lange
gehalten, bis er Eurer uͤberdruͤßig war: und es
iſt gar nicht glaublich, daß er wuͤnſchen ſollte,
Euch zu haben, anders als auf den Fuß, wie
Jhr ohne allen Streit ſchon die ſeine geweſen
ſeyd.
Jhr ſolltet Eurer Freundinn, der Fraͤulein
Howe, rathen, ſich Eurer Sachen weniger anzu-
nehmen, wofern ſie es nicht mit mehrerer An-
ſtaͤndigkeit thun koͤnnte. Sie hat drey Briefe
an mich geſchrieben, die ſehr uͤbermuͤthig ſind.
Eure große Goͤnnerinn, die arme Fr. Norton,
denkt, daß Jhr nichts von dem Unternehmen der
muthigen Fraͤulein, an mich zu ſchreiben, wiſſet.
Jch hoffe es. Aber alsdenn iſt die Briefſtelle-
rinn deſto unverſchaͤmter. Weil ich inzwiſchen
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/638>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.