Jch fange an von Herzen Mitleiden mit dir zu haben, da ich nun sehe, daß es dir Ernst ist. Jch bedaure deine fruchtlose Liebe, die du gegen diesen Engel von einem Frauenzimmer bezeugest: und das um so viel mehr, da es unmöglich ist, du magst sagen, was du willst, daß sie aus ihrer Krankheit und ihrer Freunde Unversöhnlichkeit, wovon sie neue Proben gehabt hat, herauskom- men sollte.
Jch hoffe, du bist nicht in der That böse über die Auszüge, welche ich für sie aus deinen Brie- fen gemacht habe. Es gereicht deiner Aufrich- tigkeit so sehr zum Vortheil, ihr zu zeigen, wie viel Gerechtigkeit du ihrer Tugend hast widerfah- ren lassen, daß ich nach meiner Ueberzeugung ge- denke, recht daran gethan zu haben: ob es gleich bey einem andern Frauenzimmer, oder bey einer, die nicht schon das ärgste von dir gewußt hätte, was sie wissen konnte, unrecht gewesen seyn möchte.
Wo der erhaltene Zweck die Mittel rechtfer- tigen wird: so ist klar, daß ich für euch beyde et- was Gutes gethan habe; indem ich sie geruhiger gemacht, und euch eine bessere Meynung bey ihr, als sie sonst von euch gehabt haben würde, zuwe- ge gebracht habe.
Wofern ihr aber nichts desto weniger mit meiner Gefälligkeit gegen sie in einer Sache, wel- che ich selbst für bedenklich erkenne, übel zufrie-
den
Sechster Theil. Z z
Jch fange an von Herzen Mitleiden mit dir zu haben, da ich nun ſehe, daß es dir Ernſt iſt. Jch bedaure deine fruchtloſe Liebe, die du gegen dieſen Engel von einem Frauenzimmer bezeugeſt: und das um ſo viel mehr, da es unmoͤglich iſt, du magſt ſagen, was du willſt, daß ſie aus ihrer Krankheit und ihrer Freunde Unverſoͤhnlichkeit, wovon ſie neue Proben gehabt hat, herauskom- men ſollte.
Jch hoffe, du biſt nicht in der That boͤſe uͤber die Auszuͤge, welche ich fuͤr ſie aus deinen Brie- fen gemacht habe. Es gereicht deiner Aufrich- tigkeit ſo ſehr zum Vortheil, ihr zu zeigen, wie viel Gerechtigkeit du ihrer Tugend haſt widerfah- ren laſſen, daß ich nach meiner Ueberzeugung ge- denke, recht daran gethan zu haben: ob es gleich bey einem andern Frauenzimmer, oder bey einer, die nicht ſchon das aͤrgſte von dir gewußt haͤtte, was ſie wiſſen konnte, unrecht geweſen ſeyn moͤchte.
Wo der erhaltene Zweck die Mittel rechtfer- tigen wird: ſo iſt klar, daß ich fuͤr euch beyde et- was Gutes gethan habe; indem ich ſie geruhiger gemacht, und euch eine beſſere Meynung bey ihr, als ſie ſonſt von euch gehabt haben wuͤrde, zuwe- ge gebracht habe.
Wofern ihr aber nichts deſto weniger mit meiner Gefaͤlligkeit gegen ſie in einer Sache, wel- che ich ſelbſt fuͤr bedenklich erkenne, uͤbel zufrie-
den
Sechſter Theil. Z z
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Jch fange an von Herzen Mitleiden mit dir
zu haben, da ich nun ſehe, daß es dir Ernſt iſt.
Jch bedaure deine fruchtloſe Liebe, die du gegen
dieſen Engel von einem Frauenzimmer bezeugeſt:
und das um ſo viel mehr, da es unmoͤglich iſt,
du magſt ſagen, was du willſt, daß ſie aus ihrer
Krankheit und ihrer Freunde Unverſoͤhnlichkeit,
wovon ſie neue Proben gehabt hat, herauskom-
men ſollte.
Jch hoffe, du biſt nicht in der That boͤſe uͤber
die Auszuͤge, welche ich fuͤr ſie aus deinen Brie-
fen gemacht habe. Es gereicht deiner Aufrich-
tigkeit ſo ſehr zum Vortheil, ihr zu zeigen, wie
viel Gerechtigkeit du ihrer Tugend haſt widerfah-
ren laſſen, daß ich nach meiner Ueberzeugung ge-
denke, recht daran gethan zu haben: ob es gleich
bey einem andern Frauenzimmer, oder bey einer,
die nicht ſchon das aͤrgſte von dir gewußt haͤtte,
was ſie wiſſen konnte, unrecht geweſen ſeyn
moͤchte.
Wo der erhaltene Zweck die Mittel rechtfer-
tigen wird: ſo iſt klar, daß ich fuͤr euch beyde et-
was Gutes gethan habe; indem ich ſie geruhiger
gemacht, und euch eine beſſere Meynung bey ihr,
als ſie ſonſt von euch gehabt haben wuͤrde, zuwe-
ge gebracht habe.
Wofern ihr aber nichts deſto weniger mit
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/727>, abgerufen am 22.11.2024.
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