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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Sollte der auch selbst auf der Familie Seite ge-
bracht werden: so wird er doch zusehen, daß
Jhnen Gerechtigkeit widerfahre. Alsdenn kön-
nen Sie allen zum Beyspiel ein gottseliges Leben
führen, noch viele hundert glücklich machen und
junge Frauenzimmer lehren, die Fallstricke zu
vermeiden, worinn Sie so schrecklich verwickelt
sind.

Was aber den Mann betrifft, den Sie ver-
lohren haben: Jst wohl eine Vereinigung mit
einem so meineidigen Herzen, als er hat, für ein
so unvergleichliches Herz, als das Jhrige ist, zu
wünschen? Er ist ein schändlicher, niederträch-
tiger
Kerl, wie Sie ihn mit Recht nennen, bey
allem seinen Stolz auf seine Ahnen: mehr ein
Feind gegen sich selbst, in Betrachtung seiner
gegenwärtigen und zukünftigen Glückseligkeit,
als gegen Sie, in den unmenschlichen und un-
dankbaren Beleidigungen, wodurch er Jhnen so
viel böses gethan hat. Jch darf Sie gewiß nicht
ermahnen, einen solchen Mann, als der ist, zu
verachten. Denn wären Sie das nicht zu thun
im Stande: so würde es ein Vorwurf gegen ein
Geschlecht seyn, dem Sie allezeit eine Ehre ge-
wesen sind.

Jhre gute Gemüthsart ist unbeflecket. Das
beweiset selbst die Beschaffenheit Jhres Leidens,
wie Sie gar wohl bemerken. Sprechen Sie also
Jhrem werthen Herzen Muth ein, und verzwei-
feln nicht. Jst es nicht Gott, der die Welt re-
gieret, und nach seinem Wohlgefallen einige Din-

ge



Sollte der auch ſelbſt auf der Familie Seite ge-
bracht werden: ſo wird er doch zuſehen, daß
Jhnen Gerechtigkeit widerfahre. Alsdenn koͤn-
nen Sie allen zum Beyſpiel ein gottſeliges Leben
fuͤhren, noch viele hundert gluͤcklich machen und
junge Frauenzimmer lehren, die Fallſtricke zu
vermeiden, worinn Sie ſo ſchrecklich verwickelt
ſind.

Was aber den Mann betrifft, den Sie ver-
lohren haben: Jſt wohl eine Vereinigung mit
einem ſo meineidigen Herzen, als er hat, fuͤr ein
ſo unvergleichliches Herz, als das Jhrige iſt, zu
wuͤnſchen? Er iſt ein ſchaͤndlicher, niedertraͤch-
tiger
Kerl, wie Sie ihn mit Recht nennen, bey
allem ſeinen Stolz auf ſeine Ahnen: mehr ein
Feind gegen ſich ſelbſt, in Betrachtung ſeiner
gegenwaͤrtigen und zukuͤnftigen Gluͤckſeligkeit,
als gegen Sie, in den unmenſchlichen und un-
dankbaren Beleidigungen, wodurch er Jhnen ſo
viel boͤſes gethan hat. Jch darf Sie gewiß nicht
ermahnen, einen ſolchen Mann, als der iſt, zu
verachten. Denn waͤren Sie das nicht zu thun
im Stande: ſo wuͤrde es ein Vorwurf gegen ein
Geſchlecht ſeyn, dem Sie allezeit eine Ehre ge-
weſen ſind.

Jhre gute Gemuͤthsart iſt unbeflecket. Das
beweiſet ſelbſt die Beſchaffenheit Jhres Leidens,
wie Sie gar wohl bemerken. Sprechen Sie alſo
Jhrem werthen Herzen Muth ein, und verzwei-
feln nicht. Jſt es nicht Gott, der die Welt re-
gieret, und nach ſeinem Wohlgefallen einige Din-

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[70/0076] Sollte der auch ſelbſt auf der Familie Seite ge- bracht werden: ſo wird er doch zuſehen, daß Jhnen Gerechtigkeit widerfahre. Alsdenn koͤn- nen Sie allen zum Beyſpiel ein gottſeliges Leben fuͤhren, noch viele hundert gluͤcklich machen und junge Frauenzimmer lehren, die Fallſtricke zu vermeiden, worinn Sie ſo ſchrecklich verwickelt ſind. Was aber den Mann betrifft, den Sie ver- lohren haben: Jſt wohl eine Vereinigung mit einem ſo meineidigen Herzen, als er hat, fuͤr ein ſo unvergleichliches Herz, als das Jhrige iſt, zu wuͤnſchen? Er iſt ein ſchaͤndlicher, niedertraͤch- tiger Kerl, wie Sie ihn mit Recht nennen, bey allem ſeinen Stolz auf ſeine Ahnen: mehr ein Feind gegen ſich ſelbſt, in Betrachtung ſeiner gegenwaͤrtigen und zukuͤnftigen Gluͤckſeligkeit, als gegen Sie, in den unmenſchlichen und un- dankbaren Beleidigungen, wodurch er Jhnen ſo viel boͤſes gethan hat. Jch darf Sie gewiß nicht ermahnen, einen ſolchen Mann, als der iſt, zu verachten. Denn waͤren Sie das nicht zu thun im Stande: ſo wuͤrde es ein Vorwurf gegen ein Geſchlecht ſeyn, dem Sie allezeit eine Ehre ge- weſen ſind. Jhre gute Gemuͤthsart iſt unbeflecket. Das beweiſet ſelbſt die Beſchaffenheit Jhres Leidens, wie Sie gar wohl bemerken. Sprechen Sie alſo Jhrem werthen Herzen Muth ein, und verzwei- feln nicht. Jſt es nicht Gott, der die Welt re- gieret, und nach ſeinem Wohlgefallen einige Din- ge

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/76>, abgerufen am 21.11.2024.