Auf dem Lande! Nicht zu Hause! - - Un- möglich! das werden sie mir nicht aufbinden, meine gute Frau. Jch muß sie sehen. Jch habe etwas mit ihr zu thun, worauf Leben und Tod ankommt.
Jn der That, mein Herr, die Fräulein ist nicht zu Hause! Jn der That, mein Herr, sie ist aus- gefahren!
Darauf klingelte sie. Johann, rief sie, ich bitte, komm herunter! - - Jn der That, mein Herr, die Fräulein ist nicht zu Hause.
Johann kam herunter, der gute Mann vom Hause: da ich nach ihrer unbescheidenen Ver- traulichkeit nur einen von seinen Arbeitsleuten erwartete.
Mein Kind, sagte sie, der Herr will nicht glauben, daß die Fräulein Harlowe ausgefah- ren ist.
Johann bückte sich vor meinen saubern Klei- dern. Jhr Diener, mein Herr - - Jn Wahr- heit, die Fräulein ist ausgefahren. Sie ist heu- te frühe um sechse aus London gefahren - - aufs Land - - weil es der Doctor verordnet hat.
Jch wollte noch weder Johann, noch seinem Weibe, glauben. Jch bin versichert, sagte ich, sie kann nicht ausgefahren seyn. Jch habe ge- hört, daß sie sich sehr schlecht befände - - Sie ist nicht im Stande, in einer Kutsche auszufah- ren. Kennt ihr Herrn Belford, Freund?
Ja, mein Herr, ich habe die Ehre, den Ca- vallier Belford zu kennen. Er ist aufs Land ge-
reiset,
Auf dem Lande! Nicht zu Hauſe! ‒ ‒ Un- moͤglich! das werden ſie mir nicht aufbinden, meine gute Frau. Jch muß ſie ſehen. Jch habe etwas mit ihr zu thun, worauf Leben und Tod ankommt.
Jn der That, mein Herr, die Fraͤulein iſt nicht zu Hauſe! Jn der That, mein Herr, ſie iſt aus- gefahren!
Darauf klingelte ſie. Johann, rief ſie, ich bitte, komm herunter! ‒ ‒ Jn der That, mein Herr, die Fraͤulein iſt nicht zu Hauſe.
Johann kam herunter, der gute Mann vom Hauſe: da ich nach ihrer unbeſcheidenen Ver- traulichkeit nur einen von ſeinen Arbeitsleuten erwartete.
Mein Kind, ſagte ſie, der Herr will nicht glauben, daß die Fraͤulein Harlowe ausgefah- ren iſt.
Johann buͤckte ſich vor meinen ſaubern Klei- dern. Jhr Diener, mein Herr ‒ ‒ Jn Wahr- heit, die Fraͤulein iſt ausgefahren. Sie iſt heu- te fruͤhe um ſechſe aus London gefahren ‒ ‒ aufs Land ‒ ‒ weil es der Doctor verordnet hat.
Jch wollte noch weder Johann, noch ſeinem Weibe, glauben. Jch bin verſichert, ſagte ich, ſie kann nicht ausgefahren ſeyn. Jch habe ge- hoͤrt, daß ſie ſich ſehr ſchlecht befaͤnde ‒ ‒ Sie iſt nicht im Stande, in einer Kutſche auszufah- ren. Kennt ihr Herrn Belford, Freund?
Ja, mein Herr, ich habe die Ehre, den Ca- vallier Belford zu kennen. Er iſt aufs Land ge-
reiſet,
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Auf dem Lande! Nicht zu Hauſe! ‒ ‒ Un-
moͤglich! das werden ſie mir nicht aufbinden,
meine gute Frau. Jch muß ſie ſehen. Jch
habe etwas mit ihr zu thun, worauf Leben und
Tod ankommt.
Jn der That, mein Herr, die Fraͤulein iſt nicht
zu Hauſe! Jn der That, mein Herr, ſie iſt aus-
gefahren!
Darauf klingelte ſie. Johann, rief ſie, ich
bitte, komm herunter! ‒ ‒ Jn der That, mein
Herr, die Fraͤulein iſt nicht zu Hauſe.
Johann kam herunter, der gute Mann vom
Hauſe: da ich nach ihrer unbeſcheidenen Ver-
traulichkeit nur einen von ſeinen Arbeitsleuten
erwartete.
Mein Kind, ſagte ſie, der Herr will nicht
glauben, daß die Fraͤulein Harlowe ausgefah-
ren iſt.
Johann buͤckte ſich vor meinen ſaubern Klei-
dern. Jhr Diener, mein Herr ‒ ‒ Jn Wahr-
heit, die Fraͤulein iſt ausgefahren. Sie iſt heu-
te fruͤhe um ſechſe aus London gefahren ‒ ‒
aufs Land ‒ ‒ weil es der Doctor verordnet hat.
Jch wollte noch weder Johann, noch ſeinem
Weibe, glauben. Jch bin verſichert, ſagte ich,
ſie kann nicht ausgefahren ſeyn. Jch habe ge-
hoͤrt, daß ſie ſich ſehr ſchlecht befaͤnde ‒ ‒ Sie
iſt nicht im Stande, in einer Kutſche auszufah-
ren. Kennt ihr Herrn Belford, Freund?
Ja, mein Herr, ich habe die Ehre, den Ca-
vallier Belford zu kennen. Er iſt aufs Land ge-
reiſet,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 796. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/802>, abgerufen am 23.11.2024.
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