Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



mein ernsthaftes Gespräche und die Ehre, welche
ich gegen die Fräulein bezeugte, ein wenig ge-
wonnen. Sie wünschten alle drey, daß die Sa-
chen zwischen uns beygelegt werden könnten:
aber bestanden noch immer darauf, daß die Fräu-
lein niemals aus ihrer Krankheit kommen könn-
te; und daß ihr Herz gebrochen wäre. Eine
Rolle, vermuthe ich, die sie von dir hatten.

Weil ich da war, wurde durch eine besonde-
re Gelegenheit ein Brief an die Fräulein ge-
bracht. Sie schienen ihn sehr sorgfältig vor mir
zu verbergen. Das machte mich argwöhnisch,
daß er an sie seyn möchte. Jch bat, man möch-
te mich nur das Siegel und die Aufschrift sehen
lassen, und versprach, ihn unerbrochen zurückzu-
geben.

Da ich ihn ansahe, sagte ich, daß ich die
Hand und das Siegel kennete. Er wäre von
ihrer Schwester (*): und ich hoffete, er würde
ihr vergnügte Nachrichten bringen.

Sie wünschten alle von Herzen, daß diese
Hoffnung erfüllet werden möchte. Jch gab ih-
nen den Brief wieder zurück, nahm höflich Ab-
schied, und ging fort.

Aber ich will alsobald wieder da seyn. Denn
ich stelle mir vor, daß mein freundliches Bezei-
gen gegen diese Weibsleute, auf ihre Nachricht
davon, mir die Gewogenheit verschaffen werde,

nach
(*) Siehe den XI. Brief des VII. Theils.



mein ernſthaftes Geſpraͤche und die Ehre, welche
ich gegen die Fraͤulein bezeugte, ein wenig ge-
wonnen. Sie wuͤnſchten alle drey, daß die Sa-
chen zwiſchen uns beygelegt werden koͤnnten:
aber beſtanden noch immer darauf, daß die Fraͤu-
lein niemals aus ihrer Krankheit kommen koͤnn-
te; und daß ihr Herz gebrochen waͤre. Eine
Rolle, vermuthe ich, die ſie von dir hatten.

Weil ich da war, wurde durch eine beſonde-
re Gelegenheit ein Brief an die Fraͤulein ge-
bracht. Sie ſchienen ihn ſehr ſorgfaͤltig vor mir
zu verbergen. Das machte mich argwoͤhniſch,
daß er an ſie ſeyn moͤchte. Jch bat, man moͤch-
te mich nur das Siegel und die Aufſchrift ſehen
laſſen, und verſprach, ihn unerbrochen zuruͤckzu-
geben.

Da ich ihn anſahe, ſagte ich, daß ich die
Hand und das Siegel kennete. Er waͤre von
ihrer Schweſter (*): und ich hoffete, er wuͤrde
ihr vergnuͤgte Nachrichten bringen.

Sie wuͤnſchten alle von Herzen, daß dieſe
Hoffnung erfuͤllet werden moͤchte. Jch gab ih-
nen den Brief wieder zuruͤck, nahm hoͤflich Ab-
ſchied, und ging fort.

Aber ich will alſobald wieder da ſeyn. Denn
ich ſtelle mir vor, daß mein freundliches Bezei-
gen gegen dieſe Weibsleute, auf ihre Nachricht
davon, mir die Gewogenheit verſchaffen werde,

nach
(*) Siehe den XI. Brief des VII. Theils.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0843" n="837"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
mein ern&#x017F;thaftes Ge&#x017F;pra&#x0364;che und die Ehre, welche<lb/>
ich gegen die Fra&#x0364;ulein bezeugte, ein wenig ge-<lb/>
wonnen. Sie wu&#x0364;n&#x017F;chten alle drey, daß die Sa-<lb/>
chen zwi&#x017F;chen uns beygelegt werden ko&#x0364;nnten:<lb/>
aber be&#x017F;tanden noch immer darauf, daß die Fra&#x0364;u-<lb/>
lein niemals aus ihrer Krankheit kommen ko&#x0364;nn-<lb/>
te; und daß ihr Herz gebrochen wa&#x0364;re. Eine<lb/>
Rolle, vermuthe ich, die &#x017F;ie von dir hatten.</p><lb/>
          <p>Weil ich da war, wurde durch eine be&#x017F;onde-<lb/>
re Gelegenheit ein Brief an die Fra&#x0364;ulein ge-<lb/>
bracht. Sie &#x017F;chienen ihn &#x017F;ehr &#x017F;orgfa&#x0364;ltig vor mir<lb/>
zu verbergen. Das machte mich argwo&#x0364;hni&#x017F;ch,<lb/>
daß er an &#x017F;ie &#x017F;eyn mo&#x0364;chte. Jch bat, man mo&#x0364;ch-<lb/>
te mich nur das Siegel und die Auf&#x017F;chrift &#x017F;ehen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, und ver&#x017F;prach, ihn unerbrochen zuru&#x0364;ckzu-<lb/>
geben.</p><lb/>
          <p>Da ich ihn an&#x017F;ahe, &#x017F;agte ich, daß ich die<lb/>
Hand und das Siegel kennete. Er wa&#x0364;re von<lb/>
ihrer Schwe&#x017F;ter <note place="foot" n="(*)">Siehe den <hi rendition="#aq">XI.</hi> Brief des <hi rendition="#aq">VII.</hi> Theils.</note>: und ich hoffete, er wu&#x0364;rde<lb/>
ihr vergnu&#x0364;gte Nachrichten bringen.</p><lb/>
          <p>Sie wu&#x0364;n&#x017F;chten alle von Herzen, daß die&#x017F;e<lb/>
Hoffnung erfu&#x0364;llet werden mo&#x0364;chte. Jch gab ih-<lb/>
nen den Brief wieder zuru&#x0364;ck, nahm ho&#x0364;flich Ab-<lb/>
&#x017F;chied, und ging fort.</p><lb/>
          <p>Aber ich will al&#x017F;obald wieder da &#x017F;eyn. Denn<lb/>
ich &#x017F;telle mir vor, daß mein freundliches Bezei-<lb/>
gen gegen die&#x017F;e Weibsleute, auf ihre Nachricht<lb/>
davon, mir die Gewogenheit ver&#x017F;chaffen werde,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[837/0843] mein ernſthaftes Geſpraͤche und die Ehre, welche ich gegen die Fraͤulein bezeugte, ein wenig ge- wonnen. Sie wuͤnſchten alle drey, daß die Sa- chen zwiſchen uns beygelegt werden koͤnnten: aber beſtanden noch immer darauf, daß die Fraͤu- lein niemals aus ihrer Krankheit kommen koͤnn- te; und daß ihr Herz gebrochen waͤre. Eine Rolle, vermuthe ich, die ſie von dir hatten. Weil ich da war, wurde durch eine beſonde- re Gelegenheit ein Brief an die Fraͤulein ge- bracht. Sie ſchienen ihn ſehr ſorgfaͤltig vor mir zu verbergen. Das machte mich argwoͤhniſch, daß er an ſie ſeyn moͤchte. Jch bat, man moͤch- te mich nur das Siegel und die Aufſchrift ſehen laſſen, und verſprach, ihn unerbrochen zuruͤckzu- geben. Da ich ihn anſahe, ſagte ich, daß ich die Hand und das Siegel kennete. Er waͤre von ihrer Schweſter (*): und ich hoffete, er wuͤrde ihr vergnuͤgte Nachrichten bringen. Sie wuͤnſchten alle von Herzen, daß dieſe Hoffnung erfuͤllet werden moͤchte. Jch gab ih- nen den Brief wieder zuruͤck, nahm hoͤflich Ab- ſchied, und ging fort. Aber ich will alſobald wieder da ſeyn. Denn ich ſtelle mir vor, daß mein freundliches Bezei- gen gegen dieſe Weibsleute, auf ihre Nachricht davon, mir die Gewogenheit verſchaffen werde, nach (*) Siehe den XI. Brief des VII. Theils.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/843
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 837. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/843>, abgerufen am 24.11.2024.