den gehorchen; wenn ich auch versichert wäre, daß ich unterweges sterben müßte. Darf ich es sagen: so sollt Jhr alsdenn, statt meiner armen und gefälligen, aber wirklich untadelichen Hanna, Eure Elisabeth Barnes über mich setzen, welcher ich von allem meinem Thun und Lassen Rede und Antwort geben will: und ich will dahin sehen, daß es sich ihrer Mühe verlohnen soll, mich zu be- gleiten.
Jch bin eben so sehr bestürzt als betrübt über das, was Jhr so wohl, als mein Onkel Anton, mir von neuen Fehltritten in meiner Aufführung zu verstehen gebet! - - Was mag das zu bedeu- ten haben?
Jch will Euch nicht sagen, Fräulein Harlowe, wie sehr ich durch Eure Härte gekränket werde, und wie viel ich durch dieselbe, und durch Eure unbarmherzige Leichtfertigkeit in der Schreibart, leide: weil das, was ich sagen würde, als ein lee- res Geräusch und Kläglichthun ausgelegt werden möchte, und weil ich weiß, daß man die Absicht hat; vielleicht zu einem guten Zweck, wie gar wohl möglich ist; mich mürbe zu machen. Das einzige, was ich daher sagen will, ist, daß, wo man nur diese Absicht hat, es seines Ziels nicht verfehle.
Allein nichts desto weniger will ich mich so viel, als möglich ist, von allem Widerwillen los- machen, und nur beten, daß der Himmel Euch um Eurer selbst willen ein liebreichers Herz verlei- hen wolle, als Jhr gegenwärtig zu haben scheinet:
indem
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den gehorchen; wenn ich auch verſichert waͤre, daß ich unterweges ſterben muͤßte. Darf ich es ſagen: ſo ſollt Jhr alsdenn, ſtatt meiner armen und gefaͤlligen, aber wirklich untadelichen Hanna, Eure Eliſabeth Barnes uͤber mich ſetzen, welcher ich von allem meinem Thun und Laſſen Rede und Antwort geben will: und ich will dahin ſehen, daß es ſich ihrer Muͤhe verlohnen ſoll, mich zu be- gleiten.
Jch bin eben ſo ſehr beſtuͤrzt als betruͤbt uͤber das, was Jhr ſo wohl, als mein Onkel Anton, mir von neuen Fehltritten in meiner Auffuͤhrung zu verſtehen gebet! ‒ ‒ Was mag das zu bedeu- ten haben?
Jch will Euch nicht ſagen, Fraͤulein Harlowe, wie ſehr ich durch Eure Haͤrte gekraͤnket werde, und wie viel ich durch dieſelbe, und durch Eure unbarmherzige Leichtfertigkeit in der Schreibart, leide: weil das, was ich ſagen wuͤrde, als ein lee- res Geraͤuſch und Klaͤglichthun ausgelegt werden moͤchte, und weil ich weiß, daß man die Abſicht hat; vielleicht zu einem guten Zweck, wie gar wohl moͤglich iſt; mich muͤrbe zu machen. Das einzige, was ich daher ſagen will, iſt, daß, wo man nur dieſe Abſicht hat, es ſeines Ziels nicht verfehle.
Allein nichts deſto weniger will ich mich ſo viel, als moͤglich iſt, von allem Widerwillen los- machen, und nur beten, daß der Himmel Euch um Eurer ſelbſt willen ein liebreichers Herz verlei- hen wolle, als Jhr gegenwaͤrtig zu haben ſcheinet:
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den gehorchen; wenn ich auch verſichert waͤre,
daß ich unterweges ſterben muͤßte. Darf ich es
ſagen: ſo ſollt Jhr alsdenn, ſtatt meiner armen
und gefaͤlligen, aber wirklich untadelichen Hanna,
Eure Eliſabeth Barnes uͤber mich ſetzen, welcher
ich von allem meinem Thun und Laſſen Rede und
Antwort geben will: und ich will dahin ſehen,
daß es ſich ihrer Muͤhe verlohnen ſoll, mich zu be-
gleiten.
Jch bin eben ſo ſehr beſtuͤrzt als betruͤbt uͤber
das, was Jhr ſo wohl, als mein Onkel Anton,
mir von neuen Fehltritten in meiner Auffuͤhrung
zu verſtehen gebet! ‒ ‒ Was mag das zu bedeu-
ten haben?
Jch will Euch nicht ſagen, Fraͤulein Harlowe,
wie ſehr ich durch Eure Haͤrte gekraͤnket werde,
und wie viel ich durch dieſelbe, und durch Eure
unbarmherzige Leichtfertigkeit in der Schreibart,
leide: weil das, was ich ſagen wuͤrde, als ein lee-
res Geraͤuſch und Klaͤglichthun ausgelegt
werden moͤchte, und weil ich weiß, daß man die
Abſicht hat; vielleicht zu einem guten Zweck,
wie gar wohl moͤglich iſt; mich muͤrbe zu machen.
Das einzige, was ich daher ſagen will, iſt, daß,
wo man nur dieſe Abſicht hat, es ſeines Ziels
nicht verfehle.
Allein nichts deſto weniger will ich mich ſo
viel, als moͤglich iſt, von allem Widerwillen los-
machen, und nur beten, daß der Himmel Euch um
Eurer ſelbſt willen ein liebreichers Herz verlei-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/121>, abgerufen am 26.11.2024.
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