ken und Aufmerksamkeit: und der wäre bey einer Mannsperson, die noch in dem Stande der Prü- fung stünde, nicht zu entschuldigen.
Er hoffete, daß er mehr, als einen Stand der Prüfung, gehabt hätte, war seine Antwort.
Mochten sie denn deswegen nachläßiger seyn, mein Herr? - - Auf die Art vermehren sie die Nachläßigkeit noch mit Undank, und ma- chen das, was sie zu ihrer Rechtfertigung für et- was Zufälliges, welches selbst eine Entschuldi- gung nöthig hat, ausgeben, zu einem Vorsatz, der keine Entschuldigung verdienet.
Jch wollte ihn zween Tage über nicht sehen: und er war so reuevoll und so demüthig, daß ich mich beynahe selbst verlohren hätte, um es ihm wieder gut zu machen. Denn, wie Sie bemer- ket haben, ein Unwillen, der zu hoch getrieben wird, lauft oft auf eine allzu demüthige Vergü- tung hinaus.
Mich verlangt, näher bey Jhnen zu seyn: al- lein das muß noch nicht seyn, wie es scheint. Ha- ben Sie die Gewogenheit, wertheste Freundinn, mir so oft, als Sie können, von Sich Nachricht zu geben.
Der Himmel mehre Jhre Tröstungen und stelle Jhre Gesundheit wieder her: das ist das Gebeth
Jhrer ewig getreuen und ergebenen Anna Howe.
P. S. Entschuldigen Sie mich, daß ich nicht eher ge- schrieben habe: es hat mich eine kleine Reise an die Küsten, welche ich mir gefallen zu lassen ge- nöthigt war, davon abgehalten.
Der
J 2
ken und Aufmerkſamkeit: und der waͤre bey einer Mannsperſon, die noch in dem Stande der Pruͤ- fung ſtuͤnde, nicht zu entſchuldigen.
Er hoffete, daß er mehr, als einen Stand der Pruͤfung, gehabt haͤtte, war ſeine Antwort.
Mochten ſie denn deswegen nachlaͤßiger ſeyn, mein Herr? ‒ ‒ Auf die Art vermehren ſie die Nachlaͤßigkeit noch mit Undank, und ma- chen das, was ſie zu ihrer Rechtfertigung fuͤr et- was Zufaͤlliges, welches ſelbſt eine Entſchuldi- gung noͤthig hat, ausgeben, zu einem Vorſatz, der keine Entſchuldigung verdienet.
Jch wollte ihn zween Tage uͤber nicht ſehen: und er war ſo reuevoll und ſo demuͤthig, daß ich mich beynahe ſelbſt verlohren haͤtte, um es ihm wieder gut zu machen. Denn, wie Sie bemer- ket haben, ein Unwillen, der zu hoch getrieben wird, lauft oft auf eine allzu demuͤthige Verguͤ- tung hinaus.
Mich verlangt, naͤher bey Jhnen zu ſeyn: al- lein das muß noch nicht ſeyn, wie es ſcheint. Ha- ben Sie die Gewogenheit, wertheſte Freundinn, mir ſo oft, als Sie koͤnnen, von Sich Nachricht zu geben.
Der Himmel mehre Jhre Troͤſtungen und ſtelle Jhre Geſundheit wieder her: das iſt das Gebeth
Jhrer ewig getreuen und ergebenen Anna Howe.
P. S. Entſchuldigen Sie mich, daß ich nicht eher ge- ſchrieben habe: es hat mich eine kleine Reiſe an die Kuͤſten, welche ich mir gefallen zu laſſen ge- noͤthigt war, davon abgehalten.
Der
J 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0137"n="131"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
ken und Aufmerkſamkeit: und der waͤre bey einer<lb/>
Mannsperſon, die noch in dem Stande der Pruͤ-<lb/>
fung ſtuͤnde, nicht zu entſchuldigen.</p><lb/><p>Er hoffete, daß er mehr, als einen Stand der<lb/><hirendition="#fr">Pruͤfung,</hi> gehabt haͤtte, war ſeine Antwort.</p><lb/><p>Mochten ſie denn deswegen <hirendition="#fr">nachlaͤßiger</hi><lb/>ſeyn, mein Herr? ‒‒ Auf die Art vermehren ſie<lb/>
die <hirendition="#fr">Nachlaͤßigkeit</hi> noch mit <hirendition="#fr">Undank,</hi> und ma-<lb/>
chen das, was ſie zu ihrer Rechtfertigung fuͤr et-<lb/>
was <hirendition="#fr">Zufaͤlliges,</hi> welches <hirendition="#fr">ſelbſt</hi> eine Entſchuldi-<lb/>
gung noͤthig hat, ausgeben, zu einem <hirendition="#fr">Vorſatz,</hi><lb/>
der keine Entſchuldigung verdienet.</p><lb/><p>Jch wollte ihn zween Tage uͤber nicht ſehen:<lb/>
und er war ſo reuevoll und ſo demuͤthig, daß ich<lb/>
mich beynahe ſelbſt verlohren haͤtte, um es ihm<lb/>
wieder gut zu machen. Denn, wie Sie bemer-<lb/>
ket haben, ein Unwillen, der zu hoch getrieben<lb/>
wird, lauft oft auf eine allzu demuͤthige Verguͤ-<lb/>
tung hinaus.</p><lb/><p>Mich verlangt, naͤher bey Jhnen zu ſeyn: al-<lb/>
lein das muß noch nicht ſeyn, wie es ſcheint. Ha-<lb/>
ben Sie die Gewogenheit, wertheſte Freundinn,<lb/>
mir ſo oft, als Sie koͤnnen, von Sich Nachricht<lb/>
zu geben.</p><lb/><p>Der Himmel mehre Jhre Troͤſtungen und ſtelle<lb/>
Jhre Geſundheit wieder her: das iſt das Gebeth</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Jhrer ewig getreuen und ergebenen<lb/><hirendition="#fr">Anna Howe.</hi></hi></salute></closer><lb/><postscript><p><hirendition="#aq">P. S.</hi> Entſchuldigen Sie mich, daß ich nicht eher ge-<lb/>ſchrieben habe: es hat mich eine kleine Reiſe an<lb/>
die Kuͤſten, welche ich mir gefallen zu laſſen ge-<lb/>
noͤthigt war, davon abgehalten.</p></postscript></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 2</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Der</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[131/0137]
ken und Aufmerkſamkeit: und der waͤre bey einer
Mannsperſon, die noch in dem Stande der Pruͤ-
fung ſtuͤnde, nicht zu entſchuldigen.
Er hoffete, daß er mehr, als einen Stand der
Pruͤfung, gehabt haͤtte, war ſeine Antwort.
Mochten ſie denn deswegen nachlaͤßiger
ſeyn, mein Herr? ‒ ‒ Auf die Art vermehren ſie
die Nachlaͤßigkeit noch mit Undank, und ma-
chen das, was ſie zu ihrer Rechtfertigung fuͤr et-
was Zufaͤlliges, welches ſelbſt eine Entſchuldi-
gung noͤthig hat, ausgeben, zu einem Vorſatz,
der keine Entſchuldigung verdienet.
Jch wollte ihn zween Tage uͤber nicht ſehen:
und er war ſo reuevoll und ſo demuͤthig, daß ich
mich beynahe ſelbſt verlohren haͤtte, um es ihm
wieder gut zu machen. Denn, wie Sie bemer-
ket haben, ein Unwillen, der zu hoch getrieben
wird, lauft oft auf eine allzu demuͤthige Verguͤ-
tung hinaus.
Mich verlangt, naͤher bey Jhnen zu ſeyn: al-
lein das muß noch nicht ſeyn, wie es ſcheint. Ha-
ben Sie die Gewogenheit, wertheſte Freundinn,
mir ſo oft, als Sie koͤnnen, von Sich Nachricht
zu geben.
Der Himmel mehre Jhre Troͤſtungen und ſtelle
Jhre Geſundheit wieder her: das iſt das Gebeth
Jhrer ewig getreuen und ergebenen
Anna Howe.
P. S. Entſchuldigen Sie mich, daß ich nicht eher ge-
ſchrieben habe: es hat mich eine kleine Reiſe an
die Kuͤſten, welche ich mir gefallen zu laſſen ge-
noͤthigt war, davon abgehalten.
Der
J 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/137>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.