schen mir und ihnen. Sie erklären sich in sehr heftigen Ausdrücken. Heftiger, als jemals einer in meinem Leben mit mir geredet hat. Aber hier unter diesem Tache würde es für mich etwas seyn, das nicht zu entschuldigen wäre, wenn ich mich darüber so herauslassen wollte, als es mir viel- leicht an einem andern Orte geziemen würde, mich darüber herauszulassen.
Obr. Das ist gesprochen, wie ich von dem- jenigen wünsche, den ich mit Vergnügen meinen Freund nennen würde, wenn alle seine Handlun- gen übereinstimmten; und wie ich von demjeni- gen wünschen würde, bey dem ich glauben sollte, daß es sich der Mühe verlohnte, ihn meinen Gegner zu nennen. Jch liebe einen Mann, der Herz hat, wie mein Leben. Aber, Herr Lovelace, da mein Lord glaubet, daß wir auf ein Ziel hal- ten: so erlauben sie mir zu sagen, daß, wenn uns nur vergönnet wäre, auf einige Minuten, so zu sa- gen, allein zu seyn, wir einander gar bald vollkom- men wohl verstehen würden. - - Hiemit ging er auf die Thüre zu.
Lovel. Jch bin gänzlich ihrer Meynung, mein Herr, und will ihnen folgen.
Mein Lord klingelte und trat zwischen uns. Herr Obrist, kommen sie zurück, ich bitte sie, wa- ren seine Worte: denn der Obrist war unterdes- sen, daß mein Lord mich hielte, aus dem Zim- mer getreten. - - Vetter, sie sollen nicht hinaus- gehen.
Die
N 2
ſchen mir und ihnen. Sie erklaͤren ſich in ſehr heftigen Ausdruͤcken. Heftiger, als jemals einer in meinem Leben mit mir geredet hat. Aber hier unter dieſem Tache wuͤrde es fuͤr mich etwas ſeyn, das nicht zu entſchuldigen waͤre, wenn ich mich daruͤber ſo herauslaſſen wollte, als es mir viel- leicht an einem andern Orte geziemen wuͤrde, mich daruͤber herauszulaſſen.
Obr. Das iſt geſprochen, wie ich von dem- jenigen wuͤnſche, den ich mit Vergnuͤgen meinen Freund nennen wuͤrde, wenn alle ſeine Handlun- gen uͤbereinſtimmten; und wie ich von demjeni- gen wuͤnſchen wuͤrde, bey dem ich glauben ſollte, daß es ſich der Muͤhe verlohnte, ihn meinen Gegner zu nennen. Jch liebe einen Mann, der Herz hat, wie mein Leben. Aber, Herr Lovelace, da mein Lord glaubet, daß wir auf ein Ziel hal- ten: ſo erlauben ſie mir zu ſagen, daß, wenn uns nur vergoͤnnet waͤre, auf einige Minuten, ſo zu ſa- gen, allein zu ſeyn, wir einander gar bald vollkom- men wohl verſtehen wuͤrden. ‒ ‒ Hiemit ging er auf die Thuͤre zu.
Lovel. Jch bin gaͤnzlich ihrer Meynung, mein Herr, und will ihnen folgen.
Mein Lord klingelte und trat zwiſchen uns. Herr Obriſt, kommen ſie zuruͤck, ich bitte ſie, wa- ren ſeine Worte: denn der Obriſt war unterdeſ- ſen, daß mein Lord mich hielte, aus dem Zim- mer getreten. ‒ ‒ Vetter, ſie ſollen nicht hinaus- gehen.
Die
N 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0201"n="195"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>ſchen mir und ihnen. Sie erklaͤren ſich in ſehr<lb/>
heftigen Ausdruͤcken. Heftiger, als jemals einer<lb/>
in meinem Leben mit mir geredet hat. Aber hier<lb/>
unter dieſem Tache wuͤrde es fuͤr mich etwas ſeyn,<lb/>
das nicht zu entſchuldigen waͤre, wenn ich mich<lb/>
daruͤber ſo herauslaſſen wollte, als es mir viel-<lb/>
leicht an einem andern Orte geziemen wuͤrde, mich<lb/>
daruͤber herauszulaſſen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Obr.</hi> Das iſt geſprochen, wie ich von dem-<lb/>
jenigen wuͤnſche, den ich mit Vergnuͤgen meinen<lb/>
Freund nennen wuͤrde, wenn alle ſeine Handlun-<lb/>
gen uͤbereinſtimmten; und wie ich von demjeni-<lb/>
gen wuͤnſchen wuͤrde, bey dem ich glauben ſollte,<lb/>
daß es ſich der Muͤhe verlohnte, ihn meinen<lb/>
Gegner zu nennen. Jch liebe einen Mann, der<lb/>
Herz hat, wie mein Leben. Aber, Herr Lovelace,<lb/>
da mein Lord glaubet, daß wir auf <hirendition="#fr">ein Ziel</hi> hal-<lb/>
ten: ſo erlauben ſie mir zu ſagen, daß, wenn uns<lb/>
nur vergoͤnnet waͤre, auf einige Minuten, ſo zu ſa-<lb/>
gen, allein zu ſeyn, wir einander gar bald vollkom-<lb/>
men wohl verſtehen wuͤrden. ‒‒ Hiemit ging er<lb/>
auf die Thuͤre zu.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Lovel.</hi> Jch bin gaͤnzlich ihrer Meynung,<lb/>
mein Herr, und will ihnen folgen.</p><lb/><p>Mein Lord klingelte und trat zwiſchen uns.<lb/>
Herr Obriſt, kommen ſie zuruͤck, ich bitte ſie, wa-<lb/>
ren ſeine Worte: denn der Obriſt war unterdeſ-<lb/>ſen, daß mein Lord mich hielte, aus dem Zim-<lb/>
mer getreten. ‒‒ Vetter, ſie ſollen nicht hinaus-<lb/>
gehen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[195/0201]
ſchen mir und ihnen. Sie erklaͤren ſich in ſehr
heftigen Ausdruͤcken. Heftiger, als jemals einer
in meinem Leben mit mir geredet hat. Aber hier
unter dieſem Tache wuͤrde es fuͤr mich etwas ſeyn,
das nicht zu entſchuldigen waͤre, wenn ich mich
daruͤber ſo herauslaſſen wollte, als es mir viel-
leicht an einem andern Orte geziemen wuͤrde, mich
daruͤber herauszulaſſen.
Obr. Das iſt geſprochen, wie ich von dem-
jenigen wuͤnſche, den ich mit Vergnuͤgen meinen
Freund nennen wuͤrde, wenn alle ſeine Handlun-
gen uͤbereinſtimmten; und wie ich von demjeni-
gen wuͤnſchen wuͤrde, bey dem ich glauben ſollte,
daß es ſich der Muͤhe verlohnte, ihn meinen
Gegner zu nennen. Jch liebe einen Mann, der
Herz hat, wie mein Leben. Aber, Herr Lovelace,
da mein Lord glaubet, daß wir auf ein Ziel hal-
ten: ſo erlauben ſie mir zu ſagen, daß, wenn uns
nur vergoͤnnet waͤre, auf einige Minuten, ſo zu ſa-
gen, allein zu ſeyn, wir einander gar bald vollkom-
men wohl verſtehen wuͤrden. ‒ ‒ Hiemit ging er
auf die Thuͤre zu.
Lovel. Jch bin gaͤnzlich ihrer Meynung,
mein Herr, und will ihnen folgen.
Mein Lord klingelte und trat zwiſchen uns.
Herr Obriſt, kommen ſie zuruͤck, ich bitte ſie, wa-
ren ſeine Worte: denn der Obriſt war unterdeſ-
ſen, daß mein Lord mich hielte, aus dem Zim-
mer getreten. ‒ ‒ Vetter, ſie ſollen nicht hinaus-
gehen.
Die
N 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/201>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.