velace: sie werden sich bey einem jeden Stück desselben ärgern.
Dieser verfluchte Brief ist, sonder Zweifel, von dem jungen Leviten, den du mir beschriebest, Bruder, wie er sich nach dem Rufe der Fräulein Harlowe und denen Personen, die bey ihr Besuch ablegten, bey Fr. Smithinn erkundigte.
Jch glaube, ich brachte eine Viertelstunde zu, ihn zu lesen: denn ich machte ihn durch die Zu- sätze von Eidschwüren und Flüchen bey jeder pe- dantischen Zeile, ob er gleich nicht kurz ist, zehn mal so lang, als er ist. Der Lord M. half ihn auch so gar durch eben dergleichen Flüche verlän- gern. Und du, Bruder, wirst eben so viel Ursa- che haben, ihn zu verfluchen, als wir.
Sie müssen nothwendig sehen, sagte der Obrist, nachdem ich ihn gelesen hatte, daß dieser Mensch bey seiner widrigen Gesinnung Dank zu verdie- nen gesucht hat. Denn was er schreibt, ist bloß vom Hörensagen, und das Hörensagen ist ein Aergerniß, das sich auf bloße Muthmaßungen gründet, ohne eine wirkliche That, oder den Schein einer wirklichen That, wodurch es unter- stützt werde: so daß ein unparteyisches Auge, bey dem ersten Anblick des Briefes, den Verfasser desselben, wie ich that, verdammen, und meine Base lossprechen würde. Gleichwohl ist der Zorn, wodurch die Uebrigen von meinen Anverwandten getrieben werden, so groß, daß sie sich hinreißen lassen, das ärgste, was dieser Brief zu verstehen giebt, zu glauben: und die liebe Fraülein hat dar-
über
velace: ſie werden ſich bey einem jeden Stuͤck deſſelben aͤrgern.
Dieſer verfluchte Brief iſt, ſonder Zweifel, von dem jungen Leviten, den du mir beſchriebeſt, Bruder, wie er ſich nach dem Rufe der Fraͤulein Harlowe und denen Perſonen, die bey ihr Beſuch ablegten, bey Fr. Smithinn erkundigte.
Jch glaube, ich brachte eine Viertelſtunde zu, ihn zu leſen: denn ich machte ihn durch die Zu- ſaͤtze von Eidſchwuͤren und Fluͤchen bey jeder pe- dantiſchen Zeile, ob er gleich nicht kurz iſt, zehn mal ſo lang, als er iſt. Der Lord M. half ihn auch ſo gar durch eben dergleichen Fluͤche verlaͤn- gern. Und du, Bruder, wirſt eben ſo viel Urſa- che haben, ihn zu verfluchen, als wir.
Sie muͤſſen nothwendig ſehen, ſagte der Obriſt, nachdem ich ihn geleſen hatte, daß dieſer Menſch bey ſeiner widrigen Geſinnung Dank zu verdie- nen geſucht hat. Denn was er ſchreibt, iſt bloß vom Hoͤrenſagen, und das Hoͤrenſagen iſt ein Aergerniß, das ſich auf bloße Muthmaßungen gruͤndet, ohne eine wirkliche That, oder den Schein einer wirklichen That, wodurch es unter- ſtuͤtzt werde: ſo daß ein unparteyiſches Auge, bey dem erſten Anblick des Briefes, den Verfaſſer deſſelben, wie ich that, verdammen, und meine Baſe losſprechen wuͤrde. Gleichwohl iſt der Zorn, wodurch die Uebrigen von meinen Anverwandten getrieben werden, ſo groß, daß ſie ſich hinreißen laſſen, das aͤrgſte, was dieſer Brief zu verſtehen giebt, zu glauben: und die liebe Frauͤlein hat dar-
uͤber
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velace: ſie werden ſich bey einem jeden Stuͤck
deſſelben aͤrgern.
Dieſer verfluchte Brief iſt, ſonder Zweifel,
von dem jungen Leviten, den du mir beſchriebeſt,
Bruder, wie er ſich nach dem Rufe der Fraͤulein
Harlowe und denen Perſonen, die bey ihr Beſuch
ablegten, bey Fr. Smithinn erkundigte.
Jch glaube, ich brachte eine Viertelſtunde zu,
ihn zu leſen: denn ich machte ihn durch die Zu-
ſaͤtze von Eidſchwuͤren und Fluͤchen bey jeder pe-
dantiſchen Zeile, ob er gleich nicht kurz iſt, zehn
mal ſo lang, als er iſt. Der Lord M. half ihn
auch ſo gar durch eben dergleichen Fluͤche verlaͤn-
gern. Und du, Bruder, wirſt eben ſo viel Urſa-
che haben, ihn zu verfluchen, als wir.
Sie muͤſſen nothwendig ſehen, ſagte der Obriſt,
nachdem ich ihn geleſen hatte, daß dieſer Menſch
bey ſeiner widrigen Geſinnung Dank zu verdie-
nen geſucht hat. Denn was er ſchreibt, iſt
bloß vom Hoͤrenſagen, und das Hoͤrenſagen iſt ein
Aergerniß, das ſich auf bloße Muthmaßungen
gruͤndet, ohne eine wirkliche That, oder den
Schein einer wirklichen That, wodurch es unter-
ſtuͤtzt werde: ſo daß ein unparteyiſches Auge, bey
dem erſten Anblick des Briefes, den Verfaſſer
deſſelben, wie ich that, verdammen, und meine
Baſe losſprechen wuͤrde. Gleichwohl iſt der Zorn,
wodurch die Uebrigen von meinen Anverwandten
getrieben werden, ſo groß, daß ſie ſich hinreißen
laſſen, das aͤrgſte, was dieſer Brief zu verſtehen
giebt, zu glauben: und die liebe Frauͤlein hat dar-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/228>, abgerufen am 25.11.2024.
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